Nachfolger gefunden
Vorstand ist sich einig: Vinzenziusverein in Wurmlingen darf sich nicht auflösen
- Seit nicht ganz zwei Wochen ist der neue Vorstand des Vinzenziusvereins in Wurmlingen im Amt. Vorsitzender bleibt Pfarrer Maurice Stephan. Die Ämter des stellvertretenden Vorsitzenden, Schriftführers, Beisitzer und Kassierer wurden gesucht. Einige der Aufgaben, die der Verein in den Anfängen übernommen hat, sind seit der Gründung vor mehr als 110 Jahren weggefallen. Auch die Mitglieder sind weniger geworden. Doch der Vorstand ist sich einig: Der Verein darf nicht aufgelöst werden.
Über ein Jahr hat der Vinzenziusverein nach einem neuen Vorstand gesucht. Keine leichte Aufgabe, wie Traudel Hipp berichtet. 20 Jahre lang war sie stellvertretende Vorsitzende. Immer wieder habe sie potentielle Nachfolger angesprochen und Absagen erhalten. „Im Ehrenamt ist das schwierig“, sagt Hipp.
Michael Messmer, neuer stellvertretender Vorsitzender und Schriftführer, erinnert sich: „Ich bin immer mal wieder angesprochen worden. Der Verein ist eine gute Sache.“Er habe sich vorstellen können, mitzuwirken. Ähnlich ging es Sabine Ganske, die neue Beisitzerin ist. Sie berichtet, dass sie bereits die Angebote der Krabbelgruppe und des Ferienprogramms in Anspruch genommen habe. Pläne, wie der Vinzenziusverein weitergeführt werden soll, hat der neue Vorstand bereits. „Wir wollen an Bewährtem festhalten, sind aber offen für neue Impulse“, sagt Ganske. Der bisherige Vorstand legte das Amt nach jahrzehntelanger Arbeit ab. Hans-Peter Pfeiffer, der 34 Jahre lang Schriftführer war, ist der Meinung, es sei notwendig, dass ein „neuer Geist einzieht“. Er ist froh, dass „eine neue Mannschaft entsteht“.
Aufgaben waren vielfältiger
Hipp ist ebenfalls der Meinung, dass nun Jüngere an der Reihe seien. Doch die zu finden, sei nicht leicht. „Die Alten sterben weg, und die Jungen finden nicht den Weg zum Verein“, sagt Pfeiffer. Das belegen auch die Mitgliederzahlen: Im Jahr 1983, nachdem die Untermachtaler Schwestern Wurmlingen verlassen hatten, zählte der Verein mehr als 600 Mitglieder. Mittlerweile sind es nur noch circa 260. Die Mitglieder des Vinzenziusvereins organisieren beispielsweise eine Krabbelgruppe, Besuchsdienste zu Geburtstagen oder im Krankenhaus und veranstalten einen Seniorennachmittag. Sie engagieren sich auch, dass jedes Grundschulkind in Wurmlingen die Möglichkeit hat, ein Instrument zu erlernen.
In den Anfängen des Vereins waren die Aufgaben breiter gestreut. Man kümmerte sich um Kinder, Bastelgruppen und junge Mütter trafen sich, an Schulen gab es eine Hausaufgabenbetreuung. Ursprünglich wurde der Verein im Jahr 1906 gegründet, um den Unterhalt der Untermachtaler Schwestern zu sichern. Anfangs zwei, später vier Schwestern kamen 1904 nach Wurmlingen, zu einer Zeit, in der es keinen Arzt, keine Krankenschwester und keine Kinderbetreuung gegeben habe, erläutert Pfeiffer den Hintergrund des Vinzenziusvereins, der sich mittels Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert. „Junge Frauen sollten mit der Handarbeit und Nähen vertraut gemacht werden“, erklärt er. Außerdem kümmerten sich die Schwestern um Kinder und Kranke.
Manche Angebote sind hinfällig
Als die Schwestern im Dezember 1982 Wurmlingen verließen, verlor der Vinzenziusverein seinen eigentlichen Gründungszweck. Inzwischen habe es Ärzte und Berufsschulen in der Umgebung gegeben, auf denen man Handarbeiten habe lernen können, erklärt Pfeiffer. Die Hausaufgebanbetreuung ist „durch die Ganztagsschulen hinfällig geworden“, sagt Pfarrer Maurice Stephan, der Vorsitzende des Vereins. „Der Staat hat die Rolle der Schwestern abgedeckt“, sagt Pfeiffer. Hipp und er bestätigen, dass manche Angebote nicht mehr nachgefragt wurden. Es gebe ja auch noch den Nachbarschaftshilfeverein, der soziale Leistungen erbringe. Ganz sterben soll der Verein aber nicht. Da waren sich die Mitglieder in der Generalversammlung im Januar 2016 einig.