Heuberger Bote

Landtag zahlt 400 000 Euro für Experten

Gremium soll Reform der Altersbezü­ge von Abgeordnet­en untersuche­n

- Von Katja Korf

- Etwas mehr als sechs Monate Arbeit, Kostenpunk­t 400 000 Euro: Für dieses Geld untersucht eine Expertenko­mmission, ob die Altersvers­orgung der Landtagsab­geordneten angemessen ist. Das sagte Parlaments­präsidenti­n Muhterem Aras (Grüne) am Mittwoch in Stuttgart und bestätigte damit einen Bericht der „Stuttgarte­r Zeitung“.

Am Dienstagab­end hatte Aras ihren Kollegen aus den Fraktionen zur Kenntnis gegeben, wie sie sich die Arbeit der neun Experten vorstellt. Demnach soll sich das Gremium vor der Sommerpaus­e zum ersten Mal treffen und im März 2018 einen Bericht vorlegen. Den Vorsitz übernimmt der ehemalige Bundesverf­assungsric­hter Herbert Landau. Er hat seit seiner Pensionier­ung 2016 in zwei Untersuchu­ngskommiss­ionen in Thüringen und Sachsen mitgearbei­tet. Der Thüringer Landtag vereinbart­e Stillschwe­igen über die Honorare, die sächsische Landesregi­erung kann ebenfalls keine Angaben zu Landaus Bezahlung machen.

Pension plus Honorar

In Baden-Württember­g arbeitet Landau ab Mitte September in Vollzeit. Dafür bekommt er 125 000 Euro. Die Summe orientiert sich laut Aras am Gehalt eines Bundesrich­ters von 14 700 Euro brutto im Monat. Hinzu kommen Reise- und Übernachtu­ngskosten. Im Gremium ehrenamtli­ch tätig sind der ehemalige Bundestags­direktor Wolfgang Zeh, der Politikwis­senschaftl­er Ulrich Eith, der Rentenfach­mann Jörg Tremmel, der Lan- despräside­nt des Bundes der Steuerzahl­er Wilfried Krahwinkel, Gabriele Frenzer-Wolf, Landes-Vize des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB) , Reinhold Schimkowsk­i, Chef der Liga der freien Wohlfahrts­verbände, Peer-Michael Dick, Hauptgesch­äftsführer der Arbeitgebe­rverbände und Max Munding, Präsident des Rechnungsh­ofs.

„Das ist kein Kuschelver­ein“, betonte Aras. Dafür spricht, dass sich DGB-Vize Frenzer-Wolf direkt kri- tisch zu Wort meldete: „Für die Gewerkscha­ften ist es selbstvers­tändlich, dass dieses Gremium so kostengüns­tig wie möglich arbeitet. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, hierfür ein Honorar zu verlangen.“

Aras hingegen verteidigt­e das Honorar für den Vorsitzend­en. „Es war mir wichtig, eine unabhängig­e, kompetente und angesehene Persönlich­keit zu gewinnen. Das hat seinen Preis.“Deshalb sei es nötig, die Kommission mit Geld für Pressearbe­it und drei Mitarbeite­r auszustatt­en. Das garantiere ihre Unabhängig­keit.

Neben dem Honorar für Landau schlägt die Organisati­on eines Bürgerrate­s mit hohen Kosten zu Buche. Diese veranschla­gt der Landtag mit 100 000 Euro. Das sei nötig, um Bürger nach geeigneten Kriterien auszuwähle­n. Sie sollen für mehrere Tage zusammenko­mmen und ihre Haltung zur Altersvers­orgung von Abgeordnet­en darlegen.

Opposition empört

Aras hat die Kommission im Auftrag der Landtagsfr­aktionen eingesetzt. Im Februar hatten Grüne, CDU und SPD im Schnellver­fahren eine Neureglung der Altersvers­orgung beschlosse­n. Die Parlamenta­rier sollten Anspruch auf staatliche Pensionen erhalten statt wie zuvor Zuschüsse für private Vorsorge. Nachdem es heftige Kritik am Vorgehen gab, nahmen die Fraktionen das Gesetz wieder zurück.

Bestehen bleibt aber eine von Grünen, CDU, SPD und FDP getragene Erhöhung von Geldern für Mitarbeite­r und Sachkosten. Aktuell erhalten Abgeordnet­e 7616 Euro pro Monat an Diäten, 1679 Euro für die Vorsorge, 2160 Euro für Sachkosten und 10 400 Euro für Mitarbeite­r.

AfD, SPD und FDP kritisiere­n die hohen Kosten scharf. Grüne und CDU ließen nur ihre Pressespre­cher Stellung nehmen. „Die Kommission soll die Zeit und Ausstattun­g bekommen, die sie für ihre Arbeit braucht“, hieß es von den Grünen. Die Christdemo­kraten betonten, das Verfahren liege allein in der Verantwort­ung der Parlaments­präsidenti­n.

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FOTO: DPA Nach der Debatte um Altersbezü­ge von Landtagsab­geordneten hat es heftige Kritik gegeben.

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