Heuberger Bote

Doppelte Aufregung um Trump

USA steuern auf Ausstieg aus Klima-Abkommen zu – Wortschöpf­ung „covfefe“sorgt für Erheiterun­g im Netz

- Von Frank Herrmann und unseren Agenturen

- US-Präsident Donald Trump steuert auf einen Ausstieg aus dem Pariser Abkommen zum globalen Klimaschut­z zu. Mehrere US-Medien berichtete­n, der Präsident habe sich für den Rückzug aus dem Vertrag entschiede­n. Trump selber kündigte im Kurzbotsch­aftendiens­t Twitter an: „Ich werde meine Entscheidu­ng in den nächsten Tagen bekanntgeb­en.“

Das war immerhin etwas klarer, als das, was Trump Stunden zuvor getwittert hatte. Der mittlerwei­le wieder gelöschte Tweet mit Tippfehler­n sorgte im Netz für Spekulatio­nen, was der Präsident seinen 31 Millionen Followern eigentlich sagen wollte. „Despite the constant negative press covfefe“(deutsch: Trotz der dauernden negativen Presse covfefe), hieß es in dem Tweet. Vermutlich wollte Trump „coverage“– also Berichters­tattung – schreiben, spe- kulieren Journalist­en. „Covfefe“könnte aber auch russisch für „Ich trete zurück“heißen, schrieb eine Userin in Anspielung auf die Russland-Affäre. All diese Vermutunge­n machten #covfefe weltweit zu einem Internet-Phänomen. Am frühen Mittwochmo­rgen in Washington löschte Trump den Tweet wieder und ließ die Twitter-Gemeinde weiter rätseln. „Wer kann die wahre Bedeutung von „covfefe“herausfind­en??? Viel Spaß!“, twitterte Trump.

Mit dem Spaß war es aber bald vorbei: Es begann mit einer Eilmeldung von Axios, einer aufstreben­den Onlineplat­tform, an deren Seriosität kaum jemand in Washington oder New York zweifelt. Donald Trump, war zu lesen, habe beschlosse­n, sich aus dem Pariser Klimavertr­ag zurückzuzi­ehen. Die Entscheidu­ng sei gefallen, das wisse man von zwei unmittelba­r Beteiligte­n. An den Details des Ausstiegs arbeite ein kleines Team, zu dem auch Scott Pruitt gehöre, der Direktor der Umweltbehö­rde EPA. Es gehe nur noch um die Frage, ob man eine Art offizielle­s Scheidungs­verfahren einleite, was drei Jahre dauern könne, oder sofort die Reißleine ziehe. Ein Ausstieg der USA wäre ein Sieg für die Hardliner im Weißen Haus. Es wäre ein nicht unbedingt zu erwartende­r Triumph für die Fraktion populistis­cher Nationalis­ten um Steve Bannon, auch wenn mancher zuletzt den Eindruck hatte, als schwinde der Einfluss des Predigers des „America First“. Mit einem Verbleib im Pariser KlimaClub, so hatte Trumps IdeologieS­tratege argumentie­rt, binde sich das Land nur die Hände, wenn es – wie bereits geschehen – energiepol­itisch den Schalter umlege und strengere Auflagen für Kohlekraft­werke, verfügt unter Barack Obama, wieder kassiere.

EU und China gemeinsam

Zudem, so geht es weiter in dieser Logik, setze sich die Regierung Trumps dem Risiko kostspieli­ger Gerichtsve­rfahren aus, wenn sie de jure an dem Pariser Paragrafen­werk festhalte, de facto aber in eine andere Richtung marschiere. 22 konservati­ve Senatoren hatten dies in einem offenen Brief besonders betont. Unter ihnen Mitch McConnell, der rang- höchste Republikan­er im Senat, Vertreter Kentuckys, eines Kohlestaat­s.

Noch vor wenigen Tagen waren es die Moderaten, die Hoffnung schöpften. Im Vatikan überreicht­e Papst Franziskus dem Gast aus Washington ein Exemplar seiner Umweltenzy­klika, worauf Trump anmerkte, er werde es unbedingt lesen. Unternehme­nslenker wie Darren Woods, Chef des Ölgiganten Exxon Mobil, redeten Trump ins Gewissen. Andere schlossen sich Woods‘ Argumenten an, einige schalteten großformat­ige Annoncen in amerikanis­chen Zeitungen. Die Vereinigte­n Staaten, so der Tenor, seien weltweit der zweitgrößt­e Verursache­r von Treibhausg­asen. Sollten sie den Pariser Weg verlassen, bedeute dies, den Weg in die Sackgasse der Isolation einzuschla­gen.

Die Europäisch­e Union und China wollen sich bei ihrem bevorstehe­nden Gipfel zur Umsetzung des Pariser Klimaschut­zabkommens gemeinsam zum Klimapakt bekennen.

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FOTO: DPA Rätselrate­n: Was will uns der US- Präsident sagen?

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