Wortführer
In Marokko haben Tausende Demonstranten die Freilassung von Nasser Zefzafi, des Anführers einer Protestbewegung in der nördlichen Rif-Region, gefordert. Allein in Al- Hoceima, der Hochburg der Proteste, gingen am Dienstagabend den fünften Tag in Folge Tausende Menschen auf die Straße. Die Demonstranten versammelten sich nach dem abendlichen Fastenbrechen im muslimischen Fastenmonat Ramadan unweit des Stadtzentrums.
Der 39- jährige Zefzafi war in den vergangenen Monaten zum Gesicht der Protestbewegung geworden, die sich gegen Arbeitslosigkeit, die schlechte Gesundheitsversorgung und Korruption in der von Berbern bewohnten Rif- Region richtet. Am Montag wurde Zefzafi festgenommen und nach Casablanca gebracht.
Zefzafi habe gemeinsam mit anderen Beschuldigten am vergangenen Freitag die Predigt eines Imams in einer Moschee in der Stadt Al-Hoceima gestört, teilte die Staatsanwaltschaft des Königreichs zur Begründung mit. Mit Mobiltelefonen gemachte Aufnahmen von den Geschehnissen in der Moschee zeigen unter anderem, wie Zefzafi den Imam einen „ Lügner“nennt und fragt, ob Moscheen für Gott oder die Mächtigen gebaut worden seien. Danach entging Zefzafi einer Festnahme, doch drei Tage später wurde er gefasst.
Am Dienstagabend hatten viele Demonstranten Bilder Zefzafis dabei. In Sprechchören riefen sie „ Wir sind alle Zefzafi“und „ Beendet die Militarisierung“. Die Polizei versuchte zunächst, die Demonstration aufzulösen, zog sich später aber wieder zurück. Angeheizt wurde der Aufruhr durch den grausamen Tod eines Fischverkäufers im vergangenen Oktober. Er starb in der Presse eines Müllwagens, als er versuchte, Behördenmitarbeiter daran zu hindern, seine Ware zu zerstören. Aus der Empörung über seinen Tod entstand die neue Protestbewegung, die Zefzafi als Anführer sieht. ( AFP)