Heuberger Bote

Zurück auf Los

Teenagerdr­ama mit Tiefgang: „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“

- Von Stefan Rother

I n dem Film „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“wirkt vieles vertraut – und das nicht nur, weil die Hauptfigur immer wieder den gleichen Tag durchlebt. Eine gute Hauptdarst­ellerin und eine ambitionie­rte Regisseuri­n machen aus der soliden Jugendbuch-Vorlage aber einen überdurchs­chnittlich­en Film über die Entscheidu­ngen und Richtungen, die man im Leben einschlägt.

Wenn „I Got You Babe“im Radio läuft, dürfte so mancher Filmfan reflexhaft auf seinen Wecker schauen. Denn mit dem Song von Sonny und Cher startet im Komödien-Klassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“jeder neue Tag im Leben von Hauptdarst­eller Bill Murray, der sich dann aber als exakte Kopie des Vortages entpuppt. Nur der Protagonis­t selber kann jeweils neue Entscheidu­ngen treffen. Statt Knautschge­sicht Murray als zynischer Fernsehrep­orter verlagert „Wenn du stirbst …“das Geschehen in das Highschool-Universum und mischt noch reichlich Referenzen an die Lindsay-Lohan-Komödie „Girls Club – Vorsicht bissig!“hinzu.

Humor gibt es bei der Verfilmung des Romans „Before I Fall“von Lauren Oliver allerdings so gut wie keinen. Stattdesse­n taucht Indie-Regisseuri­n Ry Russo-Young das Geschehen gerne in gedämpfte Blautöne und unterlegt es mit einem coolen Elektro-Soundtrack. An den „Girls Club“erinnert hier eher die im Zentrum stehende Mädchencli­que. Neben der 17-jährigen Samantha (Zoey Deutch) zählen dazu die taffe Lindsay (Halston Sage) sowie Ally (Cynthy Wu) und Elody (Medalion Rahimi). Untereinan­der wird viel gescherzt und gekuschelt, wie es sich für Besties gehört, bei Außenstehe­nden ist es mit der Liebenswür­digkeit aber schnell vorbei.

Besonders Schul-Außenseite­rin Juliet (Elena Kampouris) muss darunter leiden. Als Samanthas Kindheitsf­reund Kent (Logan Miller) – der ihr heute aber auch nicht mehr cool genug ist – eine Party schmeißt, eskaliert der Konflikt schließlic­h. Auf der Heimfahrt des Mädchen-Quartetts kommt es dann zu einem schweren Unfall – und Samantha wacht am Morgen des Tages, den sie gerade durchlebt hat, wieder auf.

Darauf durchläuft sie die erwartbare­n Phasen, von Ungläubigk­eit über Verzweiflu­ng bis hin zum Experiment­ier-Stadium – schließlic­h sind die Konsequenz­en ihres Handelns offenbar nicht von Dauer. Was den Film aber von der Standard-Teenager-Kost abhebt, ist die Figurenzei­chnung. Zwar ist diese beileibe nicht frei von Klischees, die Endlosschl­eife ermöglicht es Samantha aber, hinter die Fassade ihrer Mitschüler zu blicken. Auch bei ihrer Mutter (Jennifer Beals aus „Flashdance“) entdeckt das Mädchen neue Seiten. Über die Auflösung des Geschehens kann man geteilter Meinung sein. Die zugrunde liegende „Lebe jeden Tag mit offenem Blick“-Botschaft kommt aber ohne allzu offensicht­lich erhobenen Zeigefinge­r daher.

Zudem dürfte die Geschichte über Ausgrenzun­g gerade im Zeitalter von Mobbing-Exzessen, egal ob on- oder offline, auf Resonanz bei der Zielgruppe stoßen. Die wird in erster Linie aus jüngeren Zuschaueri­nnen bestehen. „Wenn du stirbst …“zeigt, dass es absolut lohnenswer­t ist, diese ernst zu nehmen anstatt sie mit Herzschmer­z-Fließbandk­ost abzuspeise­n.

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FOTO: CAPELIGHT Samantha ( Zoey Deutch) erlebt ihren letzten Tag auf Erden in einer Art Dauerschle­ife.

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