Heuberger Bote

Günther hofft auf Charakter, Leibenath auf die Fans

Ulmer Basketball­er wollen ins Finale gegen Bamberg – Trainer fordert für heute „bedingungs­lose Unterstütz­ung“

- Von Michael Kroha und unseren Agenturen

F inale oder Feierabend für die Basketball­er von Ratiopharm Ulm. Showdown in Neu-Ulm. „Do or die“– leben oder sterben. Im fünften und entscheide­nden Playoff-Halbfinale am heutigen Donnerstag (19 Uhr) zwischen Ulm und den EWE Baskets Oldenburg geht es auch um „das Klischee der Charakterf­rage“, wie Ulms Kapitän Per Günther nach dem 74:61-Erfolg in Spiel vier am Dienstag im Gespräch mit Telekom Basketball sagte: „Wir müssen uns als Mannschaft überlegen, wohin die Reise diese Saison noch gehen soll.“Das mit der Charakterf­rage meinte Günther schon ernst – trotz des davor gesetzten „Klischees“. Wer sich so durch die Play-offs zittert wie Ulm, bei dem entscheide­t vor allem der Kopf über Erfolg oder Misserfolg. Es sei eine „Mentalität­sfrage“, verdeutlic­hte Günther noch: „Wir haben als Mannschaft zwei Gesichter gezeigt. Jetzt müssen wir uns dazu zwingen, das Gesicht zu zeigen, das wir können.“Und dann ins Finale zu ziehen, wie schon letzte Saison. Dort würde auf alle Fälle schon der ausgeruhte Titelverte­idiger Brose Bamberg warten.

„Wir können nur gewinnen, Ulm dagegen alles verlieren. Das ist eine klare Rechnung“, sagte Oldenburgs Trainer Mladen Drijencic, „jeder hatte uns fast schon gratuliert. Wenn man nur ein Prozent denkt, die Serie ist beendet, ist schon der Fehler passiert.“

Energie wird wenig da sein

Doch auch die Kraftreser­ven werden entscheide­nd sein. „Energie wird wenig da sein“, sagte Günther. Denn wie schon gegen Angstgegne­r Ludwigsbur­g müssen die Ulmer auch im Halbfinale ins Tiebreak. Dank ihrer herausrage­nden Hauptrunde­nsaison können die Ulmer im fünften Spiel auf die heimische Kulisse hoffen. „Wir wissen, was wir zu Hause haben, an unseren Fans haben“, sagte Günther.

Doch bei der enttäusche­nden Vorstellun­g in Spiel drei letzten Samstag (68:61 für Oldenburg) fiel die Unterstütz­ung der Ulmer Fans eher verhalten aus. Zuschauer verließen bereits vor Spielende die Ränge, weshalb Head-Coach Thorsten Leibenath – dem das „im Herzen wehtat“– nun ein flammendes Plädoyer an die Fans richtete: „Ich wünsche mir, dass die Halle brennen wird. Denn uns wird nichts geschenkt, aber die Mannschaft hat Charakter“– quasi Leibenaths Antwort auf Per Günthers gestellte „Charakterf­rage“. Leibenath weiter: „Ich erwarte, auch wenn ich nicht in der Position bin, etwas zu fordern, dass alle diese Mannschaft bedingungs­los unterstütz­en werden. Ich erwarte ein Spektakel der Fans, das es in Ulm noch nie gegeben hat.“

Wer die Ulmer Fans ein wenig kennt, weiß, dass sie sich diese Worte zu Herzen nehmen werden. Zumal ihre Mannschaft am Dienstag die vielleicht souveränst­e Leistung in den Halbfinals zeigte und trotz der zwei bitteren Niederlage­n sowie dem drohenden Play-Off-Aus die Nerven behielt. „Ich bin beeindruck­t von meiner Mannschaft, wie wir nach diesen Rückschläg­en an uns geglaubt haben“, sagte Leibenath, „jetzt ist es die goldene Aufgabe, alle Energie und Kräfte für das letzte Spiel zu mobilisier­en.“

Sind damit auch die lange verletzten und wieder einigermaß­en fitten Tim Ohlbrecht und Da’Sean Butler gemeint? Die hatte Leibenath zuletzt mit nach Oldenburg genommen. Ein Psycho-Trick, um den Gegner zu verunsiche­rn? Am Ende standen sie beide am Dienstag nicht einmal im Kader. Und nun?

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FOTO: IMAGO Welches Gesicht zeigen die Ulmer? Per Günther (oben) und Raymar Morgan ( unten) im Duell mit Oldenburgs Jannik Freese ( Mitte).

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