Schwarzfahrende Schwestern halten Justiz auf Trab
Zwei Flüchtlinge beißen und schlagen eine Zugschaffnerin bei Fahrkartenkontrolle – Gericht verhängt Geldstrafen
(zad) - Zwei junge Asylbewerberinnen sind am Donnerstag vor dem Amtsgericht Tuttlingen wegen Schwarzfahrens und Körperverletzung zu Geldstrafen verurteilt worden. Die beiden Schwestern waren im Januar 2016 ohne Fahrkarten im Regionalzug von Tuttlingen nach Fridingen unterwegs, als sie eine Schaffnerin, die die beiden Schwestern kontrollieren wollte, attackierten.
300 Seiten dick ist die Akte zum Vorfall, bei dem zwei Schwestern – 28 und 35 Jahre alt – die Hauptrolle spielen und seit einer Bagatelle die deutsche Justiz auf Trab halten. Die beiden Asylbewerberinnen sind auf dem Weg von einem Deutschkurs in Tuttlingen zurück in die Flüchtlingsunterkunft nach Fridingen. Beide haben keine Fahrkarte, als sie an dem 25. Januar 2016 den Zug besteigen. Als die beiden Schwestern in der 1. Klasse sitzend von der Schaffnerin nach einem Fahrschein gefragt werden, eskaliert die Situation.
Zuerst weigern sie sich, sich der Schaffnerin auszuweisen und beschimpfen diese. Als die beiden Schwestern versuchen, in Fridingen aus dem Zug zu flüchten, versperrt die Schaffnerin ihnen den Weg. Das Schwestern-Duo inszeniert sodann ein Handgemenge, in dessen Verlauf sich die Jüngere der beiden auf den Boden fallen lässt und so tut, als habe die Schaffnerin sie körperlich angegangen. Vor Gericht legt die jüngere Schwester ein ärzliches Attest vor, das beweisen soll, dass die Zugbeleiterin sie am Bein schwer verletzt habe. Allerdings ist das Attest mehr als vier Monate nach dem Vorfall ausgestellt worden und schildert einen losen Bandapparat im Knie, der mit dem Zwischenfall nicht in Zusammenhang gebracht werden kann. Dass die 28-jährige Zugbegleiterin im Gegenteil bestimmt, aber höflich reagiert, bestätigen Zeugen, die die Szene im Zug mitbekommen. Auch handgreiflich sei diese nicht geworden. „Die Schaffnerin ist eine Lügnerin!“, erklärt die ältere Schwester in ihrem Schlusswort.
Kurz vor Sigmaringen attackieren die Schwestern die Schaffnerin gemeinsam: Die jüngere beißt der 28Jährigen in den Arm, die Ältere boxt sie in die Rippen. Unmittelbar nach dem gleichzeitigen Angriff stürmen die Schwestern aus dem Zug, der am Sigmaringer Bahnhof gehalten hat. Von der alarmierten Polizei werden sie in Empfang genommen.
Amtsrichter Thomas Straub verurteilt die beiden Schwestern wegen gefährlicher Körperverletzung und Schwarzfahrens zu Geldstrafen: 100 Euro für die ältere, 120 Euro für die jüngere Schwester. Ein Dolmetscher hatte die zähe die Verhandlung, bei der sich die Schwestern in Widersprüche verstrickten, ins Arabische und aus dem Arabischen simultan übersetzt.
Die Schaffnerin hat ihren Job als Zugbegleiterin bei der Deutschen Bahn nach dem Vorfall an den Nagel gehängt. Das Zugticket (1. Klasse) hätte 5,20 Euro gekostet.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.