Kritik an Londoner Ermittlern wächst
Einer der Attentäter trat sogar im TV auf – Islamistisch motivierte Attacke auch in Paris
(AFP/dpa) - Nach dem Anschlag von London mit sieben Toten wird in Großbritannienüber ein mögliches Versagen der Sicherheitskräfte diskutiert. Britische Medien hinterfragten am Dienstag, warum die Behörden die Tat nicht verhinderten, obwohl ihnen einer der drei erschossenen Attentäter bekannt war. Premierministerin Theresa May geriet vor der Parlamentswahl massiv unter Druck. In Frankreichs Hauptstadt Paris kam es derweil am Dienstagnachmittag zu einem neuerlichen, offenbar islamistisch motivierten Angriff. Vor der Kathedrale Notre-Dame war ein Mann, der sich später zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte, mit einem Hammer auf einen Polizisten losgegangen.
In Großbritannien tobt unterdessen die Debatte über ein Versagen der Ermittler und Sicherheitskräfte. „Warum haben sie den Dschihadisten aus dem Fernsehen nicht gestoppt?“, titelte „The Sun“unter Anspielung auf einen der Attentäter, der vor dem Anschlag in einer TV-Dokumentation über Extremisten zu sehen gewesen war. Der „Daily Mirror“schrieb: „Wie zur Hölle konnte er ihnen durch die Lappen gehen?“Der britische Außenminister Boris Johnson sagte, die Behörden müssten sich diese Fragen gefallen lassen.
Bei dem ersten Attentäter handelt es sich laut den Ermittlern um den 27-jährigen Khuram Shazad Butt, einen Briten mit pakistanischen Wurzeln. Die Polizei erklärte, Khuram sei ihr und dem Geheimdienst MI5 bekannt gewesen. Hinweise auf den Anschlag, bei dem am Samstagabend auf der London Bridge im Zentrum sieben Menschen getötet und mehr als 50 verletzt wurden, habe es aber nicht gegeben. Butt war vergangenes Jahr in der britischen Fernsehdokumentation „Die Dschihadisten von nebenan“zu sehen.
Den Namen des zweiten Attentäters gab die Polizei mit Rachid Redouane an. Der 30-Jährige sei nach eigenen Angaben „Marokkaner oder Libyer“gewesen. Bei dem dritten Mann handelt es sich offenbar um den 22-jährigen Youssef Zaghba. Er habe die italienische und marokkanische Staatsbürgerschaft gehabt und sei Italiens Geheimdiensten bekannt gewesen. Diese hätten ihn als „ausländischen Kämpfer“und möglichen IS-Sympathisanten geführt und die britischen Behörden gewarnt, hieß es in italienischen Medien.
Nach dem Angriff vor der Pariser Kathedrale Notre-Dame gehen die Ermittler ebenfalls einem Terrorverdacht nach. Der Verdächtige habe mit einem Hammer auf einen Beamten eingeschlagen und dabei „Das ist für Syrien“gerufen, sagte Innenminister Gérard Collomb. Ein weiterer Polizist eröffnete das Feuer und stoppte damit den Angreifer, der verletzt ins Krankenhaus gebracht wurde. Der Platz vor der berühmten Kirche im Herzen der französischen Hauptstadt wird täglich von Tausenden Touristen besucht. Der Angreifer habe sich später als „Soldat des Kalifats“der Terrormiliz Islamischer Staat bezeichnet.