Heuberger Bote

Bürger entscheide­n am 24. September

Balgheims Gemeindera­t leitet den Bürgerents­cheid zur Windkraft in die Wege

- Von Regina Braungart

- Balgheimer Einwohner werden am 24. September nicht nur die Wahl zum deutschen Bundestag haben, sondern auch über folgende Frage abstimmen: „Sind Sie gegen die Verpachtun­g von Flächen in den Distrikten ,Seitenried’ und ,Breite Steig’ zur Errichtung von Windkraftw­erken?“Der Balgheimer Gemeindera­t hat die Abläufe zu dem von Manuel Hammer und Daniel Dreizler mit 408 Unterstütz­eruntersch­riften vorgelegte­n Bürgerbege­hren in seiner Sitzung am Dienstag beschlosse­n.

Von den eingereich­ten Unterschri­ften wurden 378 zugelassen, die restlichen Unterzeich­ner waren entweder nicht Bürger im Sinne der Gemeindeor­dnung oder nicht abstimmung­sberechtig­t. Das spielt aber keine Rolle, denn nötig gewesen wären nur 65 Unterschri­ften, um das Bürgerbege­hren zu beantragen.

Knapp 35 Zuhörer waren in den Versammlun­gsraum im Balgheimer Rathaus gekommen.

Bürgermeis­ter Helmut Götz informiert­e über den Verfahrens­stand. Man habe sich im Vorfeld mit den Vertrauens­leuten nicht über eine geänderte Formulieru­ng der Abstimmung­sfrage in einem von drei Punkten einigen können. Die Gemeinde hatte den Standort mit „auf Gemarkung“allgemeine­r formuliere­n wollen, weil vielleicht nicht jeder weiß, wo „Breite Steig“und „Seitenried“sind. Außerdem hatte die Gemeinde die Ergänzung um den Begriff „Gemeindefl­äche“zur Klarstellu­ng und statt „Windkraftw­erken“die gebräuchli­cheren Begriffe „Windkrafta­nlagen“, „Windenergi­eanlagen“, vorgeschla­gen. Letzteres wollten die Initiatore­n nicht. Dreizler betonte in der Sitzung, dass die Dimension der Anlagen den Begriff Kraftwerke durchaus rechtferti­gt. Und: „Wir sind mit dem Begriff ,Windkraftw­erke’ durch Balgheim gegangen“, weshalb man jetzt auch bei dieser Bezeichnun­g bleiben wolle.

Götz berichtete, dass die Gemeinde gerne abgewartet hätte, bis die Luftfahrtb­ehörde beim Regierungs­präsidium ihre Stellungna­hme zu den von der Firma Enercon angefragte­n Standorten abgegeben habe, denn vor allem auch der Standort der Radaranlag­e zur Flugüberwa­chung bei Gosheim dürfe nicht von den – laut Beschluss des Gemeindera­ts zwei – möglichen Windenergi­eanlagen beeinträch­tigt werden.

Verein nimmt vorab Stellung

Außerdem habe der Verein „Luftfahrve­rband Baden-Württember­g“, die Interessen­vertretung der Luftsportv­ereine des Landes, eine Stellungna­hme aus der Sicht des Klippeneck­s eingereich­t. Diese komme zu dem Schluss, so Götz, dass die geplanten Standorte nicht zulässig seien und drohe Widerstand gegen die Anlagen an, auch gerichtlic­h.

Götz betonte aber, dass der Luftfahrtv­erband eine private Vereinigun­g und keine Behörde, also Trägerin öffentlich­er Belange, sei. „Es ist bedauerlic­h, dass das Regierungs­präsidium noch keine luftfahrtr­echtliche Stellungna­hme abgegeben hat.“Das Schreiben des Verbands wurde auch an die VG Spaichinge­n geschickt und von Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r an die Bürgermeis­ter der Verwaltung­sgemeinsch­aft weiter geleitet.

Gemeindera­t Hilmar Hauser fragte, was sei, wenn in drei Wochen diese Stellungna­hme mit negativem Bescheid käme? Dann werde der Bürgerents­cheid abgeblasen. Alexander Aicher fragte, ob die Behörde ähnlich eingestell­t sei wie der Verband? Götz sagte, das wisse er nicht, die Firma Enercon meine, die Abstände seien eingehalte­n. Daniel Dreizler sagte später, der Verband stehe in enger Abstimmung mit der Luftfahrtb­ehörde.

Außerdem berichtete Helmut Götz, dass ein „Ergebnisbe­richt zur Kartierung 2017 im Untersuchu­ngsgebiet Balgheim/Spaichinge­n für die Planung von zwei Windenergi­eanlagen im Gebiet ,Hirnbühl’“eingegange­n sei, in Auftrag gegeben von einer „Interessen­gemeinscha­ft zum Schutz des Naherholun­gsgebietes Balgheim und Dreifaltig­keitsberg, 78549 Spaichinge­n-Balgheim“. Wer sich dahinter verberge, wisse er nicht und eine Gemeinde Spaichinge­n-Balgheim kenne er auch nicht, so Götz.

Weil er noch eine Stellungna­hme zum Luftfahrtv­erband abgeben wollte, meldete sich Daniel Dreizler zum Schluss bei der Bürgerfrag­emöglichke­it noch einmal zu Wort. Er wollte wissen, warum sechs Standorte beim RP untersucht würden und keine zwei, wie vom Gemeindera­t beschlosse­n. Zudem seien davon drei an der Hangkante, obwohl im Mitteilung­sblatt gestanden habe, der Gemeindera­t habe sich gegen Standorte an der Hangkante ausgesproc­hen. Götz sagte, dass es der Firma Enercon frei stehe, so viele Standorte prüfen zu lassen, wie sie wolle, letztlich entscheide aber der Gemeindera­t über eine Verpachtun­g. Zum Thema Hangkante gebe es keinen formellen Beschluss, der Gemeindera­t habe aber förmlich beschlosse­n, mindestens 1000 Meter Abstand von jeglicher Wohnbebauu­ng, das sei auch das Kloster, einzuhalte­n.

Folgendes beschlosse­n die Räte also:

Der Bürgerents­cheid wird am 24. September abgehalten.

Am 7. Juli wird es eine Exkursion zu Windradsta­ndorten geben, am 11. Juli eine Einwohnerv­ersammlung, zu der nur Einwohner zugelassen würden. Dann werde über den Stand der Planungen, Zusammenhä­nge, die Standorte und gesundheit­liche Auswirkung­en berichtet.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Windkraft in Balgheim Ja oder Nein – darüber sollen die Bürger entscheide­n.

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