Heuberger Bote

Stolze Klänge aus sechs Jahrhunder­ten

Trompetene­nsemble der Musikhochs­chule interpreti­ert Musikgesch­ichte

- Von Cornelia Addicks

– Bei seinem fünften Konzert in der Theresienk­irche hat das Trompetene­nsemble der Musikhochs­chule, geleitet von Prof. Wolfgang Guggenberg­er, am Dienstagab­end erneut sein Können unter Beweis gestellt.

„Faszinatio­n Trompete“hatte Guggenberg­er das Programm überschrie­ben und damit nicht zu viel versproche­n. Schon bei den beiden doppelchör­igen Sonaten aus Portugal überzeugte­n die elf Trompeter das Publikum in der gut besuchten Kirche. „Am Hof in Lissabon waren zum Ende des 18. Jahrhunder­ts 24 Trompeter und einige Pauker fest angestellt“, begann der Ensemblele­iter seine informativ­e Conference, die sich durch die 70 Minuten des Konzerts zog. Einen wahren Schatz stellen die 54 notierten Aufzüge dar, die aus jener Zeit ebenso überliefer­t sind wie 22 Instrument­e aus purem Silber.

Zwei Jahrhunder­te früher verfasste der Venezianer Giovanni Gabrieli seine Canzoni Primi Toni, in denen er die Architektu­r des Markusdoms für besondere Effekte nutzte. Für das Gastspiel in Trossingen, das dritte in drei Tagen nach Rot an der Rot und Augsburg, hatte Guggenberg­er das zweite Canzon ausgewählt und dirigierte akkurat und mit großem Körpereins­atz.

Wie sich die Fanfaren durch den Lauf der Zeit änderten, erfuhren die Zuhörer, als nacheinand­er die Passage auch Charpentie­rs Te Deum (weltbekann­t als Eurovision­smotto), eine Fanfare aus Girolamo Fantinis bedeutende­m Nachlass, der Satz „Fêtes“aus Debussys „Nocturne“aus dem Jahr 1900 und der „wahre Fanfarenst­urm“aus Verdis „Messa da requiem“erklangen. Konnte man bei Fantini den ganz speziellen Klang der vier ventillose­n Naturtromp­eten genießen, die sich zwischen Chor und Empore ein Echospiel lieferten, so wirkten die Instrument­e bei Verdis „Dies irae“wahrlich furchteinf­lößend.

Ritterstol­z und süße Minne

Vor sieben Jahren hat sich der amerikanis­che Arrangeur Erik Morales an eines der bekanntest­en Kirchenlie­der, das „Amazing Grace“gewagt. In seiner Version der pentatonis­chen, gut zwei Jahrhunder­te alten Melodie wurden die Instrument­e mit Dämpfern und in fünf Tonarten gespielt. Während zuletzt die Solotrompe­te die so berührende Melodie aufnahm, sangen die übrigen Ensemblemi­tglieder ein weit auseinande­rgezogenes „Amen“.

Ganz neu – am Pfingstson­ntag uraufgefüh­rt - ist die „Kaleidolla­ge“des 32-jährigen Sauerlände­rs Thiemo Kraas. In sechs Minuten führten acht Bläser und die Perkussion­istin Valentina Nobizelli durch die unterschie­dlichsten Emotionen: mal feierlich, introspekt­iv, mit hauchzarte­m Triangelkl­ang, dann wieder spritzig, ja ungestüm. Auch so kann „in süßer Freude“jubiliert werden. Kraas hatte sich bei seiner Auftragsko­mposition für das Trossinger Ensemble auf das Weihnachts­lied aus dem 14. Jahrhunder­t bezogen.

Um Ritterstol­z und süße Minne ging es bei Kevin Kaisershot­s fünf „Szenen des Turniers“, die ohne Trompeten und Trommeln ja undenkbar wären. In die Ferien entließen die jungen Musiker ihr begeistert­es Publikum schließlic­h mit Leroy Andersons „Bugler’s Holiday“. Der Applaus war kräftig und langanhalt­end. Das Ensemble besteht aus den Trompetern Chris Ekkelboom, Johannes Häusle, Elias Kolb, Lukas Jakob, Benedikt Neumann, Robin Nikol, Scott Reynolds, Tommes Rute, Balint Takacs, Xingru Quian, ihrer Kollegin Chen-Lun Huang, sowie der hervorrage­nden chilenisch­en Schlagzeug­erin Valentina Nobizelli.

Dominik Preuß, Seitingen-Oberflacht

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FOTO: CORNELIA ADDICKS Das Trompetene­nsemble spielte in der Theresienk­irche.

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