„Sie waren begabt und berufen dazu“
Ex-Bundespräsident Horst Köhler anlässlich des 80. Geburtstags von Sybill Storz
- Eine eiserne Disziplin und ein bemerkenswertes Durchhaltevermögen hat Tuttlingens Oberbürgermeister am Mittwoch der Tuttlinger Unternehmernin Sybill Storz attestiert. Die Stadt hatte anlässlich des 80. Geburtstags der Geschäftsführerin von Karl Storz Endoskope zu einem Empfang in den kleinen Saal der Stadthalle geladen. Hauptredner war Bundespräsident a. D. Horst Köhler.
Sybill Storz sei eine Person, die gerne gebe. Daher sei Beck „froh und dankbar, dass wir heute etwas zurückgeben können.“So engagiere sich die Unternehmerin weltweit. Dabei seien ihr Frauen und Kinder besonders wichtig. Das gelte auch für Tuttlingen, wo Sybill Storz etwa beim „Haus der Familie“oder bei „Jugend forscht“großzügig gewesen sei. Beck zeigte sich froh darüber, dass die Jubilarin der Stadt bis heute treu geblieben ist und der Frage des Firmensitzes von Karl Storz außer Frage stehe: „Für die Stadt ist eine Firma wie Karl Storz ein Glücksfall.“
Karl-Storz-Universalsprache
Köhler sprach von einer „Universalsprache“, die in allen Karl-Storz-Niederlassungen verstanden würde: die Sprache der Sorgfalt, der Genauigkeit und der Verlässlichkeit. Diese habe Sybill Storz schon als „zweite Muttersprache“von ihrem Vater gelernt: „Der Erfolg von Karl Storz ist anders nicht zu erklären“, meinte Köhler. Das Unternehmen habe überall Menschen gefunden, die diese Sprache „verstehen, sprechen und pflegen“– das sei nirgends so wichtig wie in der Medizintechnik und speziell in der Endoskopie, die Licht in unsere „black box“(Köhler meint damit den menschlichen Körper) immer schonender und in immer engere Räume bringt.
Der Erfolg des Unternehmens, an dem Sybill Storz maßgeblich ihren Anteil habe, beruhe laut Köhler auf dem Ausdruck einer Gesamthaltung, die „Vertrauen schafft und Früchte trägt“. Das müsse vorgelebt und vorgegeben werden: „Sie waren begabt und berufen dazu. Wir feiern eine einzigartige große Lebensleistung“, sagte Köhler. Dabei gelte Sybill Storz als fair und fordernd: „Sie kumpeln mit niemandem, sind aber allen Mitarbeitern zugewandt.“Als Unternehmerin würde sie großzügig und großherzig helfen: „Sie macht darum nicht groß Aufhebens. Auch das zeichnet sie aus.“
Der ehemalige Bundespräsident hatte aber auch fünf Wünsche für die Wirtschaft im Gepäck: Menschen, die es wagen, in die Selbstständigkeit zu gehen, Unternehmensgewinne, die auch dafür notwendig sind, um in Forschung und Entwicklung zu investieren, eine faire Verteilung der Gewinne auch an die Mitarbeiter, eine Bürokratie, die die Arbeit nicht unnötig erschwere, und Unternehmen, die ein guter Botschafter Deutschlands im Ausland sind. Gerade bei Letzterem sei es widersinnig, neue Handelsbarrieren hochzuziehen: „Wir brauchen mehr Brücken und müssen auf ärmere Nationen noch besser eingehen“, mahnte Köhler. So bräuchte etwa Afrika dringend Investitionen „jedweder Art“.
Wachstum braucht seine Zeit
Laut Karl-Christian Storz, Sohn von Sybill Storz, zeige der Empfang die Verbundenheit der Stadt mit dem Unternehmen Karl Storz und seiner Familie. Optimismus und Geduld seien die beiden Eigenschaften, die seine Mutter am besten charakterisieren würden: „Alles, was Wachstum unterliegt, braucht seine Zeit.“
Und Sybill Storz selbst? „Der Tag erfüllt mich mit großer Freude und Dankbarkeit“, sagte sie. Der Standort Tuttlingen sei für sie immer als selbstverständlich empfunden worden. Die Freude und Pflicht, Unternehmerin zu sein, habe sie nie hinterfragt. Der Eintritt ins väterliche Unternehmen sei keine Pflicht, sondern ihr Wunsch gewesen: „Fleiß, Glück und ein gutes Team haben meine Arbeit geprägt.“Nach wie vor habe sie große Freude daran, die Geschicke des Unternehmens zu leiten. Ihr Sohn zeige die Leidenschaft, Karl Storz in die dritte Generation zu führen: „Ich freue mich sehr, diesen spannenden Weg beschreiten zu dürfen.“Sie betonte, dass Karl-Christian Storz künftig noch mehr Aufgaben von ihr übernehmen werde.
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