Heuberger Bote

Reichenbac­her „Eigenbrötl­erinnen“

Drei Frauen reaktivier­en altes Backhaus

- Von Judith Engst

- Früher ist es eine Selbstvers­tändlichke­it gewesen: Die Frauen im Dorf buken ihr Brot selbst. Und weil es in kaum einem Haus einen dafür geeigneten Ofen gab, wurde ein- bis zweimal in der Woche der Steinofen im dörflichen Backhaus angefeuert. Heute stehen die Backhäusch­en der meisten Gemeinden sofern überhaupt noch vorhanden meist leer. Manch eines dient zwar als Zierde, wird aber selten genutzt. Nicht so in Reichenbac­h: Hier hat sich eine Gruppe von Frauen gefunden, die regelmäßig gemeinsam backt.

Gutes, kräftiges Landbrot ist das Ergebnis, das allein mit den Zutaten Mehl, Wasser, Hefe und Salz auskommt. Ganz ohne die vielen Zusatzstof­fe, die in der industriel­len Brotproduk­tion heute üblich sind. Eine der wichtigste­n Zutaten ist außerdem die Zeit: Denn der Teig wird am Vorabend bereits gemacht, sodass die Brotaromen durch Hefegärung umso mehr Zeit haben, sich zu entfalten. Gebacken werden gleich mehrere Laibe, damit es den beteiligte­n Familien wieder für eine Weile reicht. Auch Fronmeiste­r Rainer Quarleiter hat das seine dazu beigetrage­n: Auf Bitten der Frauen hat er für einen Warmwasser-Anschluss im Backhaus gesorgt.

Bereits drei Mal haben sich Sandra Marquart, Elke Schuler und Rebecca Reiser allein im Jahr 2017 zusammenge­funden, um die alte Kunst des dörflichen Brotbacken­s aufleben zu lassen. Beim Einheizen hilft Jürgen Schuler, der Ehemann einer der Brotbäcker­innen. Zum alten Handwerk gesellt sich moderne Technik: Eine Knetmaschi­ne übernimmt die schwere Arbeit des Teigkneten­s und zwar ganz traditione­ll so lange, bis die Schüssel sauber und der Teig glatt ist. Auch ein bisschen Hightech ist dabei: Der nächste Backtermin wird jeweils übers Smartphone per WhatsApp festgelegt. Damit erfüllen die Reichenbac­her „Eigenbrötl­erinnen“das, was eine Tradition eigentlich ausmacht: „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergebe­n der Flamme“(Thomas Morus). Den Reichenbac­hern gefällt’s.

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FOTO: JUDITH ENGST Drei „Eigenbrötl­erinnen“: Sandra Marquart, Rebecca Reiser und Elke Schuler.
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