Satire lebt
Bodo Primus & Kapelle widmen sich in Aldingen Texten von Kurt Tucholsky
Kurt Tucholsky ist Thema einer Soiree in Aldingen.
- Bodo Primus & Kapelle haben am Samstagabend die Gäste im voll besetzten Café Waltraut in Aldingen unterhalten. Bodo Primus trug Texte von Kurt Tucholsky und dessen Pseudonymen Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel vor. Die Kapelle, Ursula Riedmüller, Klaus Keller (Gesang) und Wolfgang Gauß (Piano), hatte vertonte Liedtexte von Kurt Tucholsky sowie Volksweisen im Programm.
Bodo Primus ist ein anerkannter Hörbuch- und Synchronsprecher beim Rundfunk, 2006 erhielt er den Deutschen Hörbuchpreis in der Kategorie „Beste Unterhaltung“. Mit seinen vielfältigen stimmlichen Möglichkeiten setzte er seine Texte lebendig in Szene und amüsierte die Zuhörer so vortrefflich. Mit „Das Persönliche“von Theobald Tiger wurde den Gästen ein wenig ein Spiegel vorgehalten. In diesem Text wird die Tatsache aufs Korn genommen, dass eine gute wissenschaftliche Abhandlung letztendlich auf weniger Interesse stößt als Klatsch und Tratsch.
Aufgrund des Erzählstils nimmt Bodo Primus seine Gäste mit, sie sind mit dabei, wenn er seine Texte vorträgt. Zum Beispiel den, in dem ein Nervenarzt seinem Gast in einer Hotelhalle großspurig erklärt, woran er erkennt, welchen Standes die anderen Gäste der Hotelhalle sind. Auf Nachfrage beim Portier entpuppen sich die zuvor Charakterisierten als ganz andere Menschen „nur der Nervenarzt ist immer noch der selbe“. Oder auch bei der Geschichte des Mannes, der sich von einer Frau aus dem Fenster des gegenüber liegenden Hauses beobachtet fühlt. Er setzt sich in Szene, mimt den Gockel, bis er erkennt, dass es sich bei der vermeintlichen Frau um ein Holzgestell mit einem drüber gehängten Mantel und eine Zimmerpalme handelt. Fazit: „Frauen sind eitel, Männer – nicht“.
Oder auch die Geschichte von Franz Wüstenkönig, dem „Löw“, der aus dem Berliner Zoo ausbricht, weil ihm die Spatzen erzählt haben, wie toll es in der Stadt ist. Der Löwe versetzt „das Dorf Berlin“in Aufruhr, bis er erkennt, dass alles genauso unspektakulär ist wie im Zoo. So lässt er sich gelassen „festnehmen“und streckt sich im Tiergarten wieder friedlich aus.
Der Reißverschlusserfinder
Immer wieder versteht es Bodo Primus, durch die Veränderung seiner Stimmlage oder seines Dialekts die Aufmerksamkeit des Publikums zu bannen. Immer wieder folgen die Reaktionen der Zuhörer prompt. Wie zum Beispiel, als er von der fett gewordenen Frau des ewig mürrischen Reißverschlusserfinders Sam erzählt. Da geht ein Raunen durch das weibliche Publikum.
Auch die Kapelle, die im Wechsel mit den Texten ihre Vorträge darbietet, begeistert. Wolfgang Gauß ist Musiklehrer, Ursula Riedmüller und Klaus Keller sind Musiker im Zweitberuf. Riedmüller und Keller sind im Café Waltraut keine Unbekannten: Sie traten im vergangenen Jahr bereits mit irischen Liedern auf. Passend zu den Texten hatten sie diesmal unter anderem den von Olaf Bienert vertonten Tucholsky-Liedtext „Vom Inneren der Zwiebel“im Programm. Ebenso eine Volksweise von Friedrich Rückert, die von einem zeitgenössischen Künstler vertont wurde. Den Abschluss machte ein irisches Abschiedslied. Das begeisterte Publikum bekam als endgültigen Schlusspunkt von Bodo Primus und der Kapelle das Marschlied „Vom Leibregiment nach König Gustav“geboten.