Das Ziel ist weniger Verkehr im Bächetal
Anonymes Schreiben sieht höheres Verkehrsaufkommen durch Gänsäcker-Erweiterung
- Im Tuttlinger Ortsteil Möhringen kursiert derzeit ein anonymes Schreiben, in dem von einem „immens ansteigenden Verkehrsaufkommen“gesprochen wird, wenn das Gewerbegebiet Gänsäcker erweitert wird und sich dort das MedizintechnikUnternehmen Stryker ansiedelt. Das Bächetal laufe Gefahr, zu einer Hauptverkehrsader für das Gewerbegebiet ausgebaut zu werden. Dem widersprechen Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck und Möhringens Ortsvorsteher Herwig Klingenstein im Gespräch mit unserer Zeitung vehement.
Beck verweist darauf, dass der Gemeinderat den Antrag gestellt hat, das Bächetal unter Naturschutz zu stellen: „Wenn man das macht, dann macht man das doch nicht versehentlich“, sagt Beck. Dieser Schritt könne nicht zur Folge haben, dass auf der Kreisstraße zwischen Möhringen und Eßlingen bald mehr Verkehr fließen wird. Vielmehr versuche die Stadt, die Kreisstraße vom Landratsamt zu übernehmen und diese damit zu einer Gemeindeverbindungsstraße umzuwidmen.
Tempo 30 eine Möglichkeit?
„Es gab Pläne vom Landratsamt, die Straße auszubauen. Aber wir haben gesagt, dass wir das nicht wollen“, betont der Oberbürgermeister. So habe das Landratsamt alles, was rechtlich möglich sei, unternommen, um den Verkehr im Bächetal zu minimieren. Ein Steuerungsinstrument sei eine Geschwindigkeitsbegrenzung, allerdings gibt es dafür laut Beck nur einen begrenzten Spielraum. Anders als Klingenstein, glaubt er nicht, dass dort Tempo 30 eingerichtet werden kann. „Wir müssen uns an die Spielregeln halten“, sagt der Oberbürgermeister.
Den Ball schiebt Beck den Möhringern zu: „Sie sollen uns sagen, was sie wollen.“Klingenstein stellt klar: „Wir wollen beide das Gleiche.“Nämlich, dass der Verkehr nicht erhöht, sondern minimiert wird.
Sollte das Landratsamt wirklich gewillt sein, die Straße an die Stadt abzugeben, dann müsse laut Klingenstein auch über eine Abstandszahlung gesprochen werden. Der Asphalt sei vor rund zwölf Jahren eingebracht worden, eine Sanierung dürfe dann nicht voll zu Lasten der Stadt Tuttlingen gehen. Eins sei aber laut Beck auch klar: „Wir übernehmen die Straße nicht, wenn sich nichts ändert.“
Mit dem Medizintechnik-Unternehmen Stryker habe Beck Vertraulichkeit vereinbart. Daher wolle er mit Einzelheiten einer möglichen Ansiedlung in Gänsäcker erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn es dazu einen gemeinsamen Termin mit Unternehmensvertretern gibt. Einen Punkt will er aber aus dem anonymen Schreiben entkräften. „Wir reden von einem Viertel des Gebiets, das wir als Gewerbegebiet neu ausweisen wollen.“In dem Schreiben ist von einem „großflächigen Gelände“die Rede.
Bürgerdialoge für den Konsens
Erstaunt zeigen sich Beck und Klingenstein in einer anderen Sache: „Wir haben den Prozess zur Erweiterung des Gewerbegebiets und der innerörtlichen Entwicklung von Möhringen mit viel Aufwand betrieben. Wir haben einen spürbaren Konsens für die Sanierung von Möhringen, den Verkehr und den Bebauungsplan bekommen“, sagt Beck. Vier Bürgerdialoge habe es dazu gegeben – „mit großem Erfolg“, wie Klingenstein betont.
Allerdings seien dabei die Ortschaftsräte nicht zu Wort gekommen. Das habe Klingenstein bewusst so gemacht: „Beim Bürgerdialog sollen die Bürger zu Wort kommen und nicht die Ortschaftsräte, die mehr Informationen haben“, sagt er. Die Ortschaftsräte hätten ihr Gremium, in dem sie sich öffentlich äußern können. Daher sei es nicht richtig, wie in dem anonymen Schreiben vorgeworfen wird, dass die Ortschaftsräte ein Redeverbot bekommen hätten.
„Man sollte auch Ross und Reiter nennen“,, ärgert sich Klingenstein, dass vor der Sitzung des Ortschaftsrats, in dem sowohl das Naturschutzgebiet, als auch die Erweiterung des Gewerbegebiets thematisiert werden, ein anonymes Schreiben für Unruhe in Möhringen sorgt.