Heuberger Bote

Handyroami­ng am See kann Geld sparen

Neue EU-Regeln sind zugleich Chance und Gefahr für Mobiltelef­onierer im Dreiländer­eck

- Von Hagen Schönherr

- Seit 15. Juni gibt es in EU-Ländern keine Roaminggeb­ühren mehr beim Telefonier­en und Surfen mit dem Handy. In der Bodenseere­gion mit dem Dreiländer­eck ist das Segen und Fluch: Einerseits lassen sich mit den nahen Handynetze­n in Österreich Kosten sparen – versehentl­iches Surfen im Schweizer Netz kann teuer werden.

Problem Bodensee:

Die Nähe von Österreich und der Schweiz zu Friedrichs­hafen, Lindau, Konstanz und Co. versetzt deutsche Bodenseean­wohner in eine Zwickmühle. Grundsätzl­ich gilt: Weil sich Funkwellen über den Bodensee besonders gut ausbreiten, ist die Chance oder die Gefahr, hier in ausländisc­he Netze zu rutschen, besonders groß.

Günstiges Österreich:

Wer in Zukunft mit Absicht oder versehentl­ich mit seinem Handy in ein Mobilfunkn­etz in Österreich eingebucht wird, kann dabei ab sofort mit den Schultern zucken. Wer es nicht übertreibt – Anbieter können theoretisc­h eine sogenannte „Fair-Use-Grenze“festlegen – telefonier­t und surft ab Österreich künftig zu denselben Konditione­n wie im deutschen Netz. Kleine Einschränk­ungen sind möglich: „Der Anbieter kann sich vorbehalte­n, wenn ein krasses Missverhäl­tnis zwischen einer geringen Grundgebüh­r und zum Beispiel einem hohen Datenvolum­en besteht, die Leistung einzuschrä­nken“, sagt Oliver Buttler von der Verbrauche­rzentrale BadenWürtt­emberg. Bislang sei ihm kein Fall bekannt, wo das eingetrete­n sei. Grundsätzl­ich ist es unerheblic­h, ob man einen sogenannte­n Flatrateta­rif oder einen Handyvertr­ag mit Zeitoder Datenmenge­nabrechnun­g nutzt. Die Vertragsko­nditionen ändern sich durch die Einbuchung in Österreich praktisch nicht.

Spartrick für Auslandsge­spräche:

Diese Regelung bietet die Möglichkei­t zum Kostenspar­en. So fallen für Telefonate von Deutschlan­d ins EUAusland derzeit hohe Kosten für ein Auslandsge­spräch an. Verbrauche­rschützer Buttler warnt: „Die neue Roaming-Verordnung macht Gespräche aus Deutschlan­d in die EU nicht günstiger.“Wer also von Friedrichs­hafen aus die Oma in Spanien oder die Tochter beim Auslandsse­mester in England anrufen will, muss je nach Tarif zwischen 9 Cent und 1,99 Euro pro Minute zahlen. Das geht günstiger: Wer etwa in Lindau lebt, bucht sich in diesem Fall einfach in ein österreich­isches Handynetz ein. Dann gelten die neuen EU-Roaming-Regeln und dann fallen zum Beispiel für ein Handygespr­äch von Lindau nach London die gleichen Kosten an wie für eines von Meersburg nach Markdorf.

Teure Schweiz:

Dennoch ist Vorsicht angebracht vor leichtfert­igem Nutzen von Daten- und Gesprächsr­oaming am Bodensee. Denn so leicht es sich in ein Netz in Österreich wählt, so leicht landet man im Schweizer Netz. Das ist ausdrückli­ch nicht Teil des EU-Roaminggeb­iets, warnt Verbrauche­rschützer Buttler. Bodenseean­wohner wissen seit Jahren ein Lied davon zu singen: Wer dort landet, zahlt ordentlich. 1,49 Euro pro Minute für ein Gespräch nach Deutschlan­d sind keine Seltenheit, ein Megabyte Internetnu­tzung kann 23 Cent und mehr kosten. Wer am Handy die automatisc­he Netzwahl aktiviert lässt, kann hier schnell bestraft werden.

Kostengren­ze 50 Euro:

Immerhin wird vor der Kostenfall­e Schweiz aber gewarnt: Wenn sich das Handy in ein ausländisc­hes Netz – Schweiz, Österreich oder anderswo – bucht, muss der Netzbetrei­ber sofort eine SMS versenden, die die wesentlich­en Kosten nennt. Darauf sollte man im Bodenseera­um besonders achten. Und noch etwas schützt unbedarfte Nutzer des teuren Schweizer Netzes: Von wenigen Ausnahmen abgesehen gibt es ab sofort weltweit eine Kostenober­grenze von 50 Euro plus Steuern fürs Surfen im Ausland. Mehr kostet selbst ein versehentl­icher Datenausfl­ug in die Schweiz derzeit nicht.

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