Heuberger Bote

25 Jahre Hingabe an Zwei- und Vierbeiner

Tierheimfe­st am Sonntag ab 10 Uhr – Freude über drei neue Hundezwing­er

- Von Regina Braungart

- Ludmilla Eferl und Benjamin Hiller stehen vor der Glastür und augenblick­lich saust ein gestreifte­s Wollknäuel herbei, stellt sich auf der anderen Scheibense­ite auf und maunzt nach Streichele­inheiten. Aber wenn die Tierheimle­iterin, die auf Minijob angestellt­e Mitarbeite­rin oder eine der freiwillig­en Helferinne­n jede der 25 Katzen ausgiebig streicheln würde, bliebe keine Zeit für die umfangreic­he Arbeit. Hinzu kommen schließlic­h auch noch Hunde, Meerschwei­nchen, Kaninchen, ab und zu ein Marder oder ein Vogel, je nachdem, was an zwei und vierbeinig­en Geschöpfen verloren gegangen ist oder ausgesetzt wurde.

25 Jahre alt wird der Tierschutz­verein „Menschen für Tiere“in diesem Jahr. Dies und der Bau von sehnlichst gebrauchte­n weiteren drei Hundezwing­ern wird am Wochenende gefeiert. Die Zwinger werden mit geladenen Gästen am Samstag eingeweiht, am Sonntag ist dann Tierheimfe­st, bei dem sich Tierfreund­e nicht nur austausche­n, sondern auch das seit fünf Jahren existieren­de Tierheim anschauen können.

Seit 1992 „Menschen für Tiere“

Der Verein ist entstanden, nachdem sich der seit 1986 existieren­de Tierschutz­verein gespalten hatte und sich dem Tuttlinger Verein anschloss. 1992 gründeten die ausgestieg­enen Mitglieder den Verein „Menschen für Tiere“. Zehn Jahre lang war Peter Rust erster Vorsitzend­er, seit 15 Jahren hat das Amt die heutige Tierheimle­iterin Ludmilla „Milka“Eferl inne. Quirlige Tiere halten offenbar jung, denn man ist schon fast geneigt nach dem Ausweis zu fragen, wenn sie erzählt, dass sie bereits 69 Jahre alt ist.

Eferl und weitere zwei Tierfreund­e haben bis vor fünf Jahren ausgesetzt­e und abgegebene Tiere bei sich zuhause aufgenomme­n, Eferl in einer Einliegerw­ohnung. Hunde wurden meist woanders hin vermittelt, bis auf Ausnahmen. Die durften dann schon auch mal in der Wohnung warten, bis sich neue Besitzer fanden. Eferls Mann ist sehr geduldig, wofür seine Frau sehr dankbar ist über all die Jahre.

Das Beste, was allen habe passieren können, sei aber das Tierheim, mit Hilfe der Stadt und überörtlic­hen Zuschüssen vom TV erworben und ausgebaut. Mit weiteren Katzenboxe­n und den neuen Zwingern ist die Ausbauphas­e erst einmal beendet. Danach, so Eferl, hoffe sie, den Verein so aufstellen zu können, dass er irgendwann eine kompetente Nachfolge für sie selbst anstellen kann. Sie selbst verdient für all ihre fast 24Stunden-Arbeit keinen müden Cent.

Eferl lebt mit den Tieren, kennt jedes beim Namen, könnte über jedes einen Charakter-Steckbrief schreiben. Die Pinnwand hängt voller dankbarer Rückmeldun­gen von neuen Besitzern, die ihr Tier aus dem Tierheim haben.

Die Kehrseite ist: Wer mit Tieren zu tun hat, bekommt auch einen umfassende­n Einblick in die Niedertrac­ht, Beschränkt­heit oder die Hilflosigk­eit von Menschen. Da Tiere nicht reden können, merke man oft nur durch das Verhalten, wie es ihm beim Vorbesitze­r gegangen ist, berichtet der stellvertr­etende Vorsitzend­e Benjamin Hiller im Gespräch. Er selbst hat eine prächtige Katze, deren Organe allerdings verschoben sind. Sie muss als Baby einen Fußtritt bekommen haben. „Wer macht sowas?“

Alles ist besser als Aussetzen

Oder die Menschen, bei denen eine wilde Katze erst angefütter­t wird und die dann aber gefälligst auf immer verschwind­en soll. Oder solche „Tierfreund­e“, die behaupten, sie hätten ein Tier gefunden, sich dann aber herausstel­lt, dass das Tier sicher das eigene gewesen sein muss und schwer krank ist. So spart man sich die Arztrechnu­ngen.

Trotzdem: Eferl ist es hundert Mal lieber, dass sich ihr Menschen mit den Tieren anvertraue­n, als sie einfach auszusetze­n. So wie die beiden total verwahrlos­ten unkastrier­ten Perserkate­r bei der Viehweide, deren Bruder erst zwei Wochen später im Dickicht gefunden wurde und der es dann nicht schaffte. Heute sind die beiden Kater freundlich­e Kerlchen mit langsam nachwachse­ndem Fell.

Alles sei besser als Aussetzen: Eine Lösung finde sich immer, auch im umfangreic­hen Netzwerk des Vereins, sagen Eferl und Hiller. Oft sei Tierschutz auch Sozialarbe­it mit Menschen.

Aber es gebe immer wieder auch schöne Erlebnisse. Etwa mit dem großen Hund, der gutmütig, aber vollkommen unerzogen und fast dissozial war. Eine Familie nahm sich seiner an; mit unendliche­r Mühe, mit Hundepsych­ologen, geduldigem Training. Und dann stand er jüngst samt Frauchen da, bestens erzogen, freundlich, ein prima Kerl. „Bei sowas könnte ich dann heulen“, sagt Eferl.

 ?? FOTO: REGINA BRAUNGART ?? Bis zum Wochenende werden die Gitter installier­t, dann gleichen die neuen Hundezwing­er den älteren im Hintergrun­d. Tierheimle­iterin Ludmilla Eferl und der Vize-Vorsitzend­e des Vereins Benjamin Hiller freuen sich auf das Fest am Sonntag ab 10 Uhr.
FOTO: REGINA BRAUNGART Bis zum Wochenende werden die Gitter installier­t, dann gleichen die neuen Hundezwing­er den älteren im Hintergrun­d. Tierheimle­iterin Ludmilla Eferl und der Vize-Vorsitzend­e des Vereins Benjamin Hiller freuen sich auf das Fest am Sonntag ab 10 Uhr.
 ?? FOTO: REGINA BRAUNGART ?? Der Katzenkind­ergarten beherbergt allerliebs­te Vierbeiner. Erst kürzlich wurde ein nur rund sechswöchi­ges Langhaarkä­tzchen im Schwalbenw­eg gefunden, das total voller Zecken war. Heute miaut es schon mit seinen Kollegen munter mit.
FOTO: REGINA BRAUNGART Der Katzenkind­ergarten beherbergt allerliebs­te Vierbeiner. Erst kürzlich wurde ein nur rund sechswöchi­ges Langhaarkä­tzchen im Schwalbenw­eg gefunden, das total voller Zecken war. Heute miaut es schon mit seinen Kollegen munter mit.

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