Gunter Gabriel ist tot
Nach Treppensturz und diversen Operationen
(AFP) - Den „deutschen Johnny Cash“nannten ihn seine Bewunderer – den „Johnny Cash für Arme“seine Spötter. Beide gab es reichlich in den vergangenen Jahrzehnten, in denen Gabriel trotz vieler großteils selbst verursachter Rückschläge nie so ganz aus dem Gedächtnis der Deutschen verschwand. So gab es eine Reihe von Würdigungen zu seinem 75. Geburtstag vor knapp zwei Wochen – dass er da schon mit dem Tod rang, wusste kaum jemand.
„So oft ist er vom Leben kräftig durchgeschüttelt worden, und es hat ihm nichts anhaben können – nun war es eine simple Steintreppe, die den Countrystar und Songwriter Gunter Gabriel am Abend vor seinem 75. Geburtstag ins Straucheln brachte.“So ungewöhnlich leitete die Agentur des Sängers die Nachricht von seinem Tod ein. Der Stolperer auf der Treppe führte demnach zum dreifachen Bruch des ersten Halswirbels. Dreimal hätten Ärzte in Hannover ihn in der Folge operiert und zu retten versucht, doch am Donnerstagvormittag habe sein Herz zu schlagen aufgehört.
Der seit Langem auf einem Hausboot im Hamburger Hafen lebende Gabriel selbst kokettierte oft damit, dass es fast schon ein Wunder sei, dass er überhaupt noch lebe. „Alles hat seinen Preis – bis zu 80 Zigaretten am Tag mit einer Flasche Whisky sowie Kokain und Heroin haben Spuren hinterlassen“, beschrieb er einmal den Grund für den schlechten Zustand seines Körpers.
Seine künstlerische Hochphase hatte der am 11. Juni 1942 in Bünde in Westfalen als Günter Caspelherr geborene Sänger in den 70er-Jahren. 1973 veröffentlichte er sein erstes Album „Gesucht“. Nur ein Jahr später folgte das Lied, mit dem bis heute jeder den Sänger verbindet: „Hey Boss, ich brauch mehr Geld“. Nur sein „Komm unter meine Decke“aus dem Jahr 1975 erreichte noch ähnliche Popularität – und einige der Lieder, die er für andere Künstler produzierte, wie „Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst“von Juliane Werding oder „Ich trink auf dein Wohl, Marie“von Frank Zander.
Wie sein Idol Johnny Cash, dessen Lieder er wiederholt coverte und zu dem er tatsächlich seit den 70er-Jahren eine Freundschaft pflegte, versank Gabriel über lange Phasen seines Lebens im Suff. Dazu kamen missratene Investitionen und am Ende vier gescheiterte Ehen mit vier Kindern, die Geld kosteten. Dass Gabriel auch seine Frauen schlug, zerstörte seinen Ruf. Er blieb dennoch ein Stehaufmännchen. Vor zehn Jahren machte er sich schuldenfrei, indem er sich seinen Fans für Wohnzimmerkonzerte zu 1000 Euro am Abend anbot. Nach zwei Jahren hatte er 800 solcher Konzerte absolviert.