36 Jahre an der gleichen Schule
Winfrid Sum, Leiter der Denkinger Grundschule, geht in den Ruhestand
- Sein komplettes Berufsleben hat Winfrid Sum an der Denkinger Grundschule verbracht – seit 1981 als Lehrer, seit 1999 als Schulleiter. Doch in wenigen Wochen ist dieser wesentliche Teil seines Lebens beendet: Zum Ende des Schuljahrs geht der 63-Jährige in den Ruhestand.
Ob er nie an dem Punkt gewesen sei, sich beruflich verändern zu wollen? „Doch“, sagt der Schulleiter. „Zweimal.“Beim ersten Mal jedoch habe er die Chance erhalten, die Ausbildung zum Beratungslehrer zu machen, auch für andere Schulen. „Danach war klar, dass ich nicht gehen kann.“Vor sieben, acht Jahren sei dann ein „Wechsel nicht denkbar gewesen“wegen des neuen Modellprojekts Bildungshaus, dem die Idee einer engen Kooperation mit dem Denkinger Kindergarten als Vorbereitung auf die Schulzeit zugrunde liegt. „Das wurde hier mit viel Herzblut umgesetzt.“
Der gebürtige Tuttlinger, der mit seiner Familie seit 1988 in Denkingen lebt, hat Sport und Theologie studiert. „Außer Musik“hat er alle Fächer an der Denkinger Grundschule unterrichtet. Die hat derzeit acht Lehrkräfte und 110 Schüler. „Es sind immer so stabil um die 120 Schüler.“Die Arbeit als Schulleiter habe sich im Vergleich zu seiner Anfangszeit verändert: „Damals musste ich erst eine E-Mail-Adresse einrichten – heute wäre es nicht mehr denkbar ohne.“Jedoch hätten die Mails überhand genommen. „Die Relation stimmt nicht – der Verwaltungsanteil ist zu groß.“In einer normalen Woche käme er noch auf zehn Stunden Unterricht.
Aber der Nachfolger von Schulleiter Günter Luckner sieht auch die Vorteile seines Berufs: „Es ist toll, Verantwortung zu haben und zu gestalten.“Dabei habe er anfangs „lange überlegt, ob ich mich bewerbe – es war nie mein berufliches Ziel.“Ihm sei ein „freundlicher, wertschätzender Umgang mit Kollegen, Kindern und Eltern“stets wichtig gewesen. Als einen Höhepunkt sieht Sum das Zirkusprojekt vor fünf Jahren, das inzwischen wiederholt wurde.
Im Gegensatz zu anderen Grundschulen ist die Nachfolgeregelung weitgehend gesichert: Eine Kollegin der Denkinger Schule habe sich beworben, „ich bin zuversichtlich, dass es weiterhin eine Schulleitung gibt“. Auch wenn die Arbeitsbelastung „abschreckend“und der Posten „finanziell nicht interessant“sei.
Winfrid Sums letzter Arbeitstag ist am 31. Juli. Derzeit arbeite er seine potenzielle Nachfolgerin ein, „damit die Abläufe weiterlaufen und die Schule weiter funktioniert“. Sum räumt sein Büro auf, packt persönliche Dinge ein, „um eine saubere Übergabe zu machen“. Verabschiedet wird der Schulleiter am 20. Juli.
Mit welchem Gefühl er an die Jahrzehnte an der Denkinger Grundschule zurückdenkt? „Zufriedenheit ist ein Wort, das passt“, sagt Sum. „Und Dankbarkeit.“Darüber, „dass nie etwas vorgefallen ist, über das man schwer weggekommen wäre“. Und darüber, „dass ich in dem Beruf arbeiten konnte, in dem ich arbeiten wollte – wahrscheinlich würde ich wieder Lehrer werden.“
Keine Langeweile
Im Ruhestand will Sum zunächst einmal „daheim aufräumen“. Ansonsten lasse er alles auf sich zukommen: Der 63-Jährige fotografiert, hört viel Musik und liest „wahnsinnig gerne“. Zudem hätten die fünf Enkel seiner vier Kinder „die Erwartung, dass ich mehr Zeit für sie habe – langweilig wird mir nicht werden“.