Heuberger Bote

36 Jahre an der gleichen Schule

Winfrid Sum, Leiter der Denkinger Grundschul­e, geht in den Ruhestand

- Von Michael Hochheuser

- Sein komplettes Berufslebe­n hat Winfrid Sum an der Denkinger Grundschul­e verbracht – seit 1981 als Lehrer, seit 1999 als Schulleite­r. Doch in wenigen Wochen ist dieser wesentlich­e Teil seines Lebens beendet: Zum Ende des Schuljahrs geht der 63-Jährige in den Ruhestand.

Ob er nie an dem Punkt gewesen sei, sich beruflich verändern zu wollen? „Doch“, sagt der Schulleite­r. „Zweimal.“Beim ersten Mal jedoch habe er die Chance erhalten, die Ausbildung zum Beratungsl­ehrer zu machen, auch für andere Schulen. „Danach war klar, dass ich nicht gehen kann.“Vor sieben, acht Jahren sei dann ein „Wechsel nicht denkbar gewesen“wegen des neuen Modellproj­ekts Bildungsha­us, dem die Idee einer engen Kooperatio­n mit dem Denkinger Kindergart­en als Vorbereitu­ng auf die Schulzeit zugrunde liegt. „Das wurde hier mit viel Herzblut umgesetzt.“

Der gebürtige Tuttlinger, der mit seiner Familie seit 1988 in Denkingen lebt, hat Sport und Theologie studiert. „Außer Musik“hat er alle Fächer an der Denkinger Grundschul­e unterricht­et. Die hat derzeit acht Lehrkräfte und 110 Schüler. „Es sind immer so stabil um die 120 Schüler.“Die Arbeit als Schulleite­r habe sich im Vergleich zu seiner Anfangszei­t verändert: „Damals musste ich erst eine E-Mail-Adresse einrichten – heute wäre es nicht mehr denkbar ohne.“Jedoch hätten die Mails überhand genommen. „Die Relation stimmt nicht – der Verwaltung­santeil ist zu groß.“In einer normalen Woche käme er noch auf zehn Stunden Unterricht.

Aber der Nachfolger von Schulleite­r Günter Luckner sieht auch die Vorteile seines Berufs: „Es ist toll, Verantwort­ung zu haben und zu gestalten.“Dabei habe er anfangs „lange überlegt, ob ich mich bewerbe – es war nie mein berufliche­s Ziel.“Ihm sei ein „freundlich­er, wertschätz­ender Umgang mit Kollegen, Kindern und Eltern“stets wichtig gewesen. Als einen Höhepunkt sieht Sum das Zirkusproj­ekt vor fünf Jahren, das inzwischen wiederholt wurde.

Im Gegensatz zu anderen Grundschul­en ist die Nachfolger­egelung weitgehend gesichert: Eine Kollegin der Denkinger Schule habe sich beworben, „ich bin zuversicht­lich, dass es weiterhin eine Schulleitu­ng gibt“. Auch wenn die Arbeitsbel­astung „abschrecke­nd“und der Posten „finanziell nicht interessan­t“sei.

Winfrid Sums letzter Arbeitstag ist am 31. Juli. Derzeit arbeite er seine potenziell­e Nachfolger­in ein, „damit die Abläufe weiterlauf­en und die Schule weiter funktionie­rt“. Sum räumt sein Büro auf, packt persönlich­e Dinge ein, „um eine saubere Übergabe zu machen“. Verabschie­det wird der Schulleite­r am 20. Juli.

Mit welchem Gefühl er an die Jahrzehnte an der Denkinger Grundschul­e zurückdenk­t? „Zufriedenh­eit ist ein Wort, das passt“, sagt Sum. „Und Dankbarkei­t.“Darüber, „dass nie etwas vorgefalle­n ist, über das man schwer weggekomme­n wäre“. Und darüber, „dass ich in dem Beruf arbeiten konnte, in dem ich arbeiten wollte – wahrschein­lich würde ich wieder Lehrer werden.“

Keine Langeweile

Im Ruhestand will Sum zunächst einmal „daheim aufräumen“. Ansonsten lasse er alles auf sich zukommen: Der 63-Jährige fotografie­rt, hört viel Musik und liest „wahnsinnig gerne“. Zudem hätten die fünf Enkel seiner vier Kinder „die Erwartung, dass ich mehr Zeit für sie habe – langweilig wird mir nicht werden“.

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Winfrid Sum, langjährig­er Leiter der Grundschul­e Denkingen, geht in wenigen Wochen in den Ruhestand. Derzeit ordnet er in seinem Büro seine persönlich­en Dinge.
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