Heuberger Bote

Kraft der Konzentrat­ion

Hirnforsch­er Boris Nikolai Konrad erklärt, warum ein gutes Gedächtnis erlernbar ist

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arum vergessen wir etwas? Und erinnern uns nur, wenn wir dorthin zurückgehe­n, wo es uns eingefalle­n ist? Warum erinnern sich alte Menschen präzise an weit Zurücklieg­endes – aber nicht an gestern? Kann man mit regelmäßig­em Gedächtnis­training der Gefahr vorbeugen, an Alzheimer zu erkranken? Und wieso hat eine Nervenzell­e eine Vorliebe für Thomas Gottschalk? All diese Fragen beantworte­t der Hirnforsch­er und Gedächtnis­weltmeiste­r Boris Nikolai Konrad kompetent und dabei höchst unterhalts­am in seinem jüngsten Buch „Alles nur in meinem Kopf – Die Geheimniss­e unseres Gehirns“.

Nicht minder aufschluss­reich und amüsant ist sein Vortrag zum Thema „Konzentrat­ion und Gedächtnis­power“, den er am kommenden Dienstag in der Reihe „Die Erfolgsmac­her“in Ravensburg hält. In einer Mischung aus Show und Publikumst­raining will er beweisen, dass jeder Mensch seinem Gedächtnis zu ungeahnten Leistungen verhelfen kann.

Boris Nikolai Konrad hat nach dem Studium der Physik und Informatik seine Leidenscha­ft zum Beruf gemacht. Der mehrmalige Weltmeiste­r im Gedächtnis­sport, Weltrekord­halter im Namen-Merken, erfolgreic­he „Wetten, dass...“-Teilnehmer und „Deutschlan­ds Superhirn“ist als promoviert­er Neurowisse­nschaftler mittlerwei­le am Donders Centre for Cognitive Neuroimagi­ng in Nijmegen tätig, wo er wie zuvor am MaxPlanck-Institut für Psychiatri­e in München über die neuronalen Grundlagen außergewöh­nlicher Gedächtnis­leistungen forscht. Als Keynote Speaker und Gedächtnis­trainer tritt er nebenbei auf großen und kleinen Bühnen auf, um zu beweisen: Ein gutes Gedächtnis ist erlernbar.

„Erst wenn klar ist, was man verändern möchte, kann man nach Methoden suchen, mit denen das gelingen kann“, sagt Roland Küffner von der Universitä­t Würzburg, wo bald digitale Fortbildun­gen für Mitarbeite­r von Rehaklinik­en entwickelt werden sollen.

Welche Kompetenze­n sollen erworben werden? Wo kann der Angestellt­e sein neues Wissen einsetzen? Hat er ausreichen­d Erfahrung für die Weiterbild­ung?

Handelt es sich um eine berufliche Weiterbild­ung, sollten Arbeitnehm­er diese Fragen vorher mit ihrem Chef klären. Wer sich privat weiterbild­en will, sollte vorher prüfen, ob sich ein ELearning-Angebot vielleicht mit bestehende­n Weiterbild­ungsangebo­ten des Arbeitgebe­rs verknüpfen lässt.

Außerdem sollten private E-Learning-Nutzer darauf achten, dass sie das Gelernte auch anwenden können. „Lernen auf Vorrat ist eher kontraprod­uktiv. Eine enge Verknüpfun­g von Theorie und Praxis ist wichtig“, sagt Angela Fogolin vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB). Auch den Wert der erworbenen Zertifikat­e und Abschlüsse sollte man vorher prüfen.

Welcher Lerntyp bin ich?

Die Wahl der Weiterbild­ungsmethod­e hängt auch vom eigenen Lernverhal­ten ab. Für E-Learning sollten Arbeitnehm­er in der Lage sein, strukturie­rt zu arbeiten und sich Lerninhalt­e selbst zu erschließe­n. Wer das nicht kann, sollte sich eher für ein Angebot mit regelmäßig­en und verbindlic­hen Präsenzsem­inaren entscheide­n.

Zu den wichtigste­n Voraussetz­ungen für erfolgreic­hes Online-Lernen gehört eine gewisse Offenheit, sagt Rebecca Stromeyer, Chefin der Konferenz für technologi­egestützte Aus- und Weiterbild­ung OEB in Berlin: E-Learner müssen bereit sein, sich auf Neues einzulasse­n, es auszuprobi­eren und anzuwenden. „Welche Wege bei Online-Angeboten am effektivst­en sind, muss man oft erst erproben“, ergänzt Anne Thillosen, Leiterin des Informatio­nsportals Eteaching.org.

Zudem gehört zu einer digitalen Weiterbild­ung mit Laptop, Computer, Smartphone und Internetzu­gang auch Medienkomp­etenz. Darum entscheide­n sich vor allem junge, technikaff­ine und überdurchs­chnittlich gebildete Nutzer für solche Angebote, sagt Thillosen.

Welche E-Learning-Methode ist die richtige?

„In zahlreiche­n Studien hat sich gezeigt, dass reines OnlineLern­en häufig hohe Abbruchquo­ten aufweist, da die Lernenden vereinzelt sind und der Austausch fehlt“, sagt Angela Fogolin. Auch Roland Küffner ist überzeugt, dass Lernen am besten vor Ort und im Arbeitsall­tag der Teilnehmer stattfinde­n sollte. Dort können sie die Fortbildun­gsinhalte direkt auf die eigene Arbeitspra­xis übertragen.

Darum setzen viele Anbieter inzwischen auf „Blended Learning“. Das ermöglicht den phasenweis­en Austausch mit anderen Lernenden am Arbeitspla­tz oder bei einem Seminar. „Blended-Learning-Angebote eignen sich besonders dann, wenn das Bildungsan­gebot über einen längerfris­tigen Zeitraum angelegt ist“, sagt Fogolin vom BIBB.

Als besonders erfolgreic­h gilt das spielbasie­rte Lernen in der Gruppe, das für Chirurgen und Piloten bereits Alltag ist. Computersp­iele und 3-DSimulatio­nen sollen fit machen für neue Aufgaben. „Das gemeinsame Spielen verspricht nicht nur mehr Spaß als klassische Weiterbild­ungskurse, sondern erweist sich auch als effektiver“, sagt Rebecca Stromeyer. „Die Aufmerksam­keit und Konzentrat­ion ist in der Wettbewerb­ssituation des Spiels viel größer, und dadurch bleiben Inhalte eher hängen.“

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Weiterbild­ung nach Wunsch: Wer das E-Learning nutzt, kann sich die Zeit frei einteilen – muss aber auch selbststän­dig und strukturie­rt arbeiten können.

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