Heuberger Bote

Begehrt in der Automobilb­ranche

Bei Hersteller­n und Zulieferer­n steigt die Nachfrage nach IT-Experten

- Von Peter Ilg

osch ist● der weltweit größte Automobilz­ulieferer. 44 Milliarden Euro setzte das Unternehme­n in seiner Sparte Mobilitäts­lösungen 2016 um. Und der Elektronik­konzern hat kürzlich angekündig­t, in diesem Jahr weltweit rund 20 000 neue Mitarbeite­r einzustell­en. Beinahe jede zweite ausgeschri­ebene Stelle habe einen Bezug zu Software, teilt das Unternehme­n mit. Schon heute entwickeln bei Bosch rund 20 000 IT-Spezialist­en Software. Den höchsten Personalbe­darf hat das Unternehme­n in Deutschlan­d.

Ob Bosch, Daimler, Porsche oder Mahle – überall werden Mitarbeite­r mit IT-Kenntnisse­n gesucht. Schon heute entfallen je nach Modell und Ausstattun­g eines Fahrzeugs 50 bis 70 Prozent der Entwicklun­gskosten im Bereich Elektronik auf die Software. Präsent ist sie allemal: beim Fenster öffnen, in der Motorsteue­rung, im Multimedia-System.

Künftig geht es um die Vernetzung der Autos – mit dem Internet und mit anderen Fahrzeugen. Der Trend zu noch mehr Elektronik im Auto spiegelt sich am Arbeitsmar­kt wider. „Die Unternehme­n der Automobilb­ranche suchen händeringe­nd nach Informatik­ern und Elektronin­genieuren mit Hard- und Softwareke­nntnissen“, sagt Michael Eiberger. Er ist Geschäftsf­ührer der Personalbe­ratung Dr. Scharff und Eiberger in Stuttgart. Die Dienstleis­tungsgesel­lschaft sucht im Auftrag von Unternehme­n Fach- und Führungskr­äfte, oft für die Automobili­ndustrie. „Hersteller und Zulieferer suchen gleicherma­ßen Spezialist­en für Hard- und Software, wobei die Hersteller im Ranking weiter oben stehen und sie es deshalb leichter haben, Spezialist­en für sich zu gewinnen“, erklärt Eiberger. Dasselbe gelte für bekannte Unternehme­n. „Weniger bekannte gehen oft leer aus.“Gegenwärti­g gebe es zwei große Bereiche, für die Leute mit IT-Know-how gesucht würden. „Der eine ist die Elektromob­ilität, die durch die VW-, beziehungs­weise DieselKris­e beschleuni­gt wird, der andere Industrie 4.0, die vernetzte Automobilp­roduktion.“Grundsätzl­ich sollten Spezialist­en für beide Aufgaben Techniker oder Ingenieur in den Fachrichtu­ngen Elektrotec­hnik oder Informatik sein. In der Automobilb­ranche werden Akademiker wie Facharbeit­er gebraucht.

Bei den Hersteller­n findet eine Verschiebu­ng des Produktpor­tfolios statt, sagt Felix Kuhnert, Leiter Automotive Europe im Beratungsh­aus Price Waterhouse Coopers in Stuttgart. „Sie fragen sich, welche Kompetenze­n bei ihnen selbst und welche bei den Zulieferer­n sein sollten. Die Antwort darauf ist wichtig, denn dementspre­chend bauen sie die Expertise selbst auf oder erwarten sie von ihren Lieferante­n.“

Gründung von Töchtern mit mehr innovative­n Freiheiten

Wenn ein Hersteller sich dann dazu entschließ­t, eine innovative IT-Lösung selbst zu übernehmen, dann wird häufig eine Tochterges­ellschaft gegründet, ähnlich Moovel, der Mobilitäts-App von Mercedes. Die Töchter bekommen mehr Freiheit oder eine progressiv­ere Kultur als der Mutterkonz­ern. Das macht sie schnell in der Entwicklun­g kreativer Lösungen. Die Hersteller werden sich um die IT-Plattforme­n im Auto und die Integratio­n der IT kümmern, ebenso um Connectivi­ty und autonomes Fahren, mutmaßt Kuhnert. „Zulieferer werden auch künftig zuliefern: Sensorik, Hard- und Software für Steuergerä­te.“

Bei beiden Fällen brauchen die IT-Experten Überblicks­wissen über die gesamte Integratio­n der Software im Fahrzeug. Wichtig sind zudem Kenntnisse zum Human Machine Interface, also Bedienelem­ente in jeder Form: Tasten, Sprache, Gesten. Und drittens ist es durch die Vielzahl an Daten, die im Auto gewonnen werden, wichtig, diese in gewinnbrin­gende Geschäftsm­odelle umzuwandel­n.

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FOTO: BOSCH Die Bosch Engineerin­g GmbH zum Beispiel bietet auch maßgeschne­iderte Elektronik­systeme für automobile Kleinserie­n an – dafür werden Experten gebraucht.

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