Begehrt in der Automobilbranche
Bei Herstellern und Zulieferern steigt die Nachfrage nach IT-Experten
osch ist● der weltweit größte Automobilzulieferer. 44 Milliarden Euro setzte das Unternehmen in seiner Sparte Mobilitätslösungen 2016 um. Und der Elektronikkonzern hat kürzlich angekündigt, in diesem Jahr weltweit rund 20 000 neue Mitarbeiter einzustellen. Beinahe jede zweite ausgeschriebene Stelle habe einen Bezug zu Software, teilt das Unternehmen mit. Schon heute entwickeln bei Bosch rund 20 000 IT-Spezialisten Software. Den höchsten Personalbedarf hat das Unternehmen in Deutschland.
Ob Bosch, Daimler, Porsche oder Mahle – überall werden Mitarbeiter mit IT-Kenntnissen gesucht. Schon heute entfallen je nach Modell und Ausstattung eines Fahrzeugs 50 bis 70 Prozent der Entwicklungskosten im Bereich Elektronik auf die Software. Präsent ist sie allemal: beim Fenster öffnen, in der Motorsteuerung, im Multimedia-System.
Künftig geht es um die Vernetzung der Autos – mit dem Internet und mit anderen Fahrzeugen. Der Trend zu noch mehr Elektronik im Auto spiegelt sich am Arbeitsmarkt wider. „Die Unternehmen der Automobilbranche suchen händeringend nach Informatikern und Elektroningenieuren mit Hard- und Softwarekenntnissen“, sagt Michael Eiberger. Er ist Geschäftsführer der Personalberatung Dr. Scharff und Eiberger in Stuttgart. Die Dienstleistungsgesellschaft sucht im Auftrag von Unternehmen Fach- und Führungskräfte, oft für die Automobilindustrie. „Hersteller und Zulieferer suchen gleichermaßen Spezialisten für Hard- und Software, wobei die Hersteller im Ranking weiter oben stehen und sie es deshalb leichter haben, Spezialisten für sich zu gewinnen“, erklärt Eiberger. Dasselbe gelte für bekannte Unternehmen. „Weniger bekannte gehen oft leer aus.“Gegenwärtig gebe es zwei große Bereiche, für die Leute mit IT-Know-how gesucht würden. „Der eine ist die Elektromobilität, die durch die VW-, beziehungsweise DieselKrise beschleunigt wird, der andere Industrie 4.0, die vernetzte Automobilproduktion.“Grundsätzlich sollten Spezialisten für beide Aufgaben Techniker oder Ingenieur in den Fachrichtungen Elektrotechnik oder Informatik sein. In der Automobilbranche werden Akademiker wie Facharbeiter gebraucht.
Bei den Herstellern findet eine Verschiebung des Produktportfolios statt, sagt Felix Kuhnert, Leiter Automotive Europe im Beratungshaus Price Waterhouse Coopers in Stuttgart. „Sie fragen sich, welche Kompetenzen bei ihnen selbst und welche bei den Zulieferern sein sollten. Die Antwort darauf ist wichtig, denn dementsprechend bauen sie die Expertise selbst auf oder erwarten sie von ihren Lieferanten.“
Gründung von Töchtern mit mehr innovativen Freiheiten
Wenn ein Hersteller sich dann dazu entschließt, eine innovative IT-Lösung selbst zu übernehmen, dann wird häufig eine Tochtergesellschaft gegründet, ähnlich Moovel, der Mobilitäts-App von Mercedes. Die Töchter bekommen mehr Freiheit oder eine progressivere Kultur als der Mutterkonzern. Das macht sie schnell in der Entwicklung kreativer Lösungen. Die Hersteller werden sich um die IT-Plattformen im Auto und die Integration der IT kümmern, ebenso um Connectivity und autonomes Fahren, mutmaßt Kuhnert. „Zulieferer werden auch künftig zuliefern: Sensorik, Hard- und Software für Steuergeräte.“
Bei beiden Fällen brauchen die IT-Experten Überblickswissen über die gesamte Integration der Software im Fahrzeug. Wichtig sind zudem Kenntnisse zum Human Machine Interface, also Bedienelemente in jeder Form: Tasten, Sprache, Gesten. Und drittens ist es durch die Vielzahl an Daten, die im Auto gewonnen werden, wichtig, diese in gewinnbringende Geschäftsmodelle umzuwandeln.