Querdenker
gilt als Intellektueller mit einer unerschöpflichen Fantasie: Mit seinen fast 100 Büchern habe er „eine Erziehung zur Erkenntnis geleistet“, würdigt der Leiter des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medien, Peter Weibel, das Schaffen des Intellektuellen. Am 26. Juni wird der bekannte philosophische Querdenker Sloterdijk 70 Jahre alt.
Weibel organisiert zu diesem Anlass ein Symposion in Karlsruhe, auf dem die religionskritischen, ökonomischen, aber auch literarischen Werke des Philosophen und Kulturwissenschaftlers Sloterdijk analysiert werden. 1983 feierte er mit dem Werk „Kritik der zynischen Vernunft“seinen Durchbruch. Kein anderes philosophisches Werk des 20. Jahrhunderts soll häufiger über den Ladentisch gegangen sein. Später geriet er mit seinen Äußerungen zum Steuersystem und zur Flüchtlingspolitik in die Kritik.
Der einstige Rektor der Karlsruher Hochschule für Gestaltung, Philosophie und Ästhetik ist vom Ruhestand weit entfernt. Mit seinem graublonden Schnauzer, der tiefsitzenden Brille und den zerzausten Haaren wirkt er wie das wahr gewordene Klischee des umtriebigen Professors.
Der in Karlsruhe geborene Gelehrte lebt mit seiner Partnerin abwechselnd in seiner Geburtsstadt und in der Provence. Seine deutsche Mutter hatte seinen niederländischen Vater, einen Seefahrer, in den Nachkriegswirren kennengelernt. Die Ehe der Eltern hielt aber nicht lange. Sloterdijk empfand sich daher als ein „von der Vaterseite her so gut wie völlig ungeprägter junger Mann“, wie er in einem Interview sagte.
Seine Lösung dieses Problems bestand darin, sich selbst die Welt zu erklären – wodurch er sich den Weg zur Philosophie erschloss. Es folgte ein geisteswissenschaftliches Studium in München und Hamburg.
Für Empörung sorgten seine Aussagen zur Migrations- und Flüchtlingspolitik 2015. Sloterdijk kritisierte die Regierung mit den Worten, „es gebe keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung“. Leonie Mielke (epd)