Heuberger Bote

Bauern werden wieder zuversicht­licher

Die Lage vieler Landwirte hellt sich nach zwei Jahren drastische­r Gewinneinb­ußen auf

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(dpa) - Bei den deutschen Bauern wächst nach bedrohlich­en Einbußen bei Milch und anderen Produkten wieder die Zuversicht. „In wichtigen Segmenten der Landwirtsc­haft hat sich die Situation deutlich verbessert“, sagte Bauernpräs­ident Joachim Rukwied vor dem Bauerntag an diesem Mittwoch und Donnerstag in Berlin. „Das war auch zwingend notwendig nach den Krisenjahr­en mit teils katastroph­alen Preisen.“Mit Blick auf die Bundestags­wahl mahnt der Verband eine sachliche Diskussion über die Tierhaltun­g an.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) warnte in diesem Zusammenha­ng vor Pauschalur­teilen über Landwirte. Wo es schwarze Schafe gebe, müsse man das beim Namen nennen, sagt die Kanzlerin in ihrem aktuellen Videopodca­st. „Aber die überwältig­ende Mehrheit der Bauern tut eine wirklich wichtige Arbeit für unser ganzes Land, zumal wir alle auch regionale Produkte essen wollen.“Sie sehe ihren Besuch beim Deutschen Bauerntag als Bekenntnis dazu, „dass wir eine starke Landwirtsc­haft brauchen“. Deutschlan­d habe sehr strenge Regeln für den Agrarberei­ch – Regeln, die immer wieder angepasst worden seien.

Milchgeld nahe Gewinnschw­elle

Bei der Milch konnten die Erzeuger im Mai wieder 33 oder 34 Cent je Liter erzielen, wie der Bauernpräs­ident erläuterte. In der akuten Krise im vergangene­n Jahr waren es weniger als 23 Cent. Um die Kosten zu decken, gelten mindestens 35 Cent als nötig. Die Schweinepr­eise lägen bei 1,81 Euro pro Kilogramm, nachdem es zeitweise um die 1,30 Euro gewesen seien. Auch bei Getreide zeige sich wieder eine steigende Preistende­nz. Hintergrun­d seien wohl geringere Ernten in Russland und Frankreich.

Inzwischen planen auch wieder etwas mehr Höfe Investitio­nen, wie Rukwied sagte. Angesichts niedriger Weltmarktp­reise waren die Einkommen der Landwirte in Deutschlan­d zuletzt zwei Jahre in Folge gesunken. Sorgen gibt es nun erneut bei Obstund Weinbaubet­rieben, die nach den Frostnächt­en im Frühjahr zum Teil massive Schäden erlitten haben.

Mit Blick auf den zuletzt stärkeren Preisauftr­ieb für Nahrung für die Verbrauche­r sagte Rukwied: „Der Anteil der Lebensmitt­elausgaben der Haushalte ist in Deutschlan­d nach wie vor relativ gering und über eine lange Zeitschien­e hinweg stabil.“Nahrungsmi­ttel waren im Mai 2,4 Prozent teurer gewesen als ein Jahr zuvor – bei einer allgemeine­n Inflations­rate von 1,5 Prozent. Mehr zu zahlen bereit war man laut Statistisc­hem Bundesamt etwa für Speisefett­e, Molkereipr­odukte, Fisch und Fleisch.

Für den Wahlkampf mahnte Rukwied eine sachliche Debatte etwa über mehr Tierschutz in den Ställen an. „Die Verwendung von Kampfbegri­ffen ist einer konstrukti­ven Diskussion über die Weiterentw­icklung der Landwirtsc­haft nicht förderlich“, sagte er zum Ziel der Grünen, die industriel­le Massentier­haltung binnen 20 Jahren abzuschaff­en.

Die Bauern setzten auf weitere Verbesseru­ngen. „Wir sind hoffnungsf­roh, dass wir bis 2020 jedes fünfte Schwein in Deutschlan­d innerhalb der Initiative Tierwohl mästen werden“, sagte Rukwied. Hierbei zahlen Handelsket­ten in einen Fonds ein, aus dem freiwillig teilnehmen­de Bauern für bessere Haltungsbe­dingungen honoriert werden.

Die neue Bundesregi­erung müsse wichtige Kontinuitä­t für die Branche sichern. „Das EU-Agrarbudge­t muss auch zukünftig stabil sein und als Herzstück eine starke erste Säule mit Direktzahl­ungen an die Betriebe haben“, sagte Rukwied.

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FOTO: DPA Junge Mastschwei­ne: Bis 2020, so die Hoffnung des Bauernverb­andes, soll jedes fünfte Schwein in Deutschlan­d unter der Initiative Tierwohl gemästet werden.
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FOTO: DPA Joachim Rukwied

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