60 000 feiern die Musik und sich selbst
Das Southside 2017 war ein rundum gelungenes Spektakel
- Southside 2017 – das hat gepasst. Das Wetter war bombig, die Musik ebenfalls und die Stimmung sowieso. 60 000 Menschen haben drei Tage lang sich und die mehr als 100 Künstler auf den vier Bühnen gefeiert – und das frühen Sonntagabend ohne größere Vorkommnisse und weniger Sonnenund Alkoholgeschädigten als sonst, wie die Polizei mitteilt.
Die Camps waren bis zum letzten Quadratzentimeter gefüllt. Mit Zelten, Baby-Plantschbecken, um das Bier kaltzuhalten, Stühlen, Tischen, Decken, Kochern – auch wenn es die Ravioli auch schon mal kalt zum Frühstück direkt aus der Dose gab. Apropos Dosen – von denen gab es unzählige, gefüllt mit Bier und herangekarrt in echter Knochenarbeit, der Weg vom Parkplatz aufs Festgelände hat es in sich. Mit im Gepäck: viele wilde Klamotten. Ob das Eisbärenkostüm, der Tigerschwimmanzug à la Borat oder die quietschbunte Leggins – beim Southside ist alles erlaubt. Viele verzichteten angesichts der hochsommerlichen Temperaturen sowieso auf jeden Quadratzentimeter Stoff, den man nur irgendwie weglassen konnte.
Hätte nicht der Wettergott schon für ware Schweißbäche gesorgt, hätten es spätestens die Musiker getan, die auf den Bühnen so manches Feuerwerk zündeten und die Fans in Wallung brachten. Es wurde getanzt, geklatscht und getobt, bis die Kräfte alle waren – kurzfristig. War auf der einen Bühne das Programm zu Ende, zog die Karawane weiter zur nächs-
ten. Wer nicht mehr konnte, oder wollte, setzte – oder legte – sich einfach irgendwo hin.
Der Flüssigkeitsnachschub war gesichert, das Bier wurde praktischerweise auf Wunsch gleich im Literbecher ausgeschenkt. Da wurden gegen Abend bei einigen die Schritte unsicherer und die Augen glasiger.
Katzenwäsche mit Wasserflasche
Gut, dass das Programm am nächsten Tag erst gegen Mittag wieder startete. Bis dahin war die Katzenwäsche – zur Not an der Wasserflasche – erledigt und der Magen mit der ersten Mahlzeit – und nicht selten dem ersten Bierchen – des Tages wieder beruhigt. Vor den Bühnen ging es für ein paar Stunden etwas ruhiger zu, auf den Bühnen gaben die Musiker weiter alles. Wer von den Zuschauern wollte, ließ es im Innenraum krachen, die anderen standen außerhalb, hatten Platz zum Tanzen, Genießen und Kuscheln. Das Riesenrad verschaffte einen Überblick, das Bungeejumping auf dem Camp-Gelände auch, sofern man nicht vor Angst die Augen zukniff. Der hölzerne Platzhirsch war ein Hingucker und ein Anziehungspunkt.
Die Stimmung ist entspannt und bleibt es auch. Auch ein Stromausfall und der Abbruch des Green-DayKonzerts wird mit Fassung getragen. Gelassen pilgern die Massen zum nächsten Auftritt.