Zwei Legenden werden 90
Das Hohner-Akkordeonorchester 1927 feiert mit Fritz Dobler gemeinsam
- Mit einem Festkonzert hat das Hohner-Akkordeonorchester 1927 Trossingen am Samstagabend sein 90-jähriges Bestehen gefeiert. Dem Konzert war der Empfang zum 90. Geburtstag von Fritz Dobler voran gegangen.
Der Gast des Abends war das Seminarorchester des Hohner-Konservatoriums unter der Leitung von Stefan Hippe. Und natürlich ließ sich auch Fritz Dobler den Abend nicht entgehen. „Anlässlich unseres Jubiläums habe ich die Moderation des Abends an Joachim Budde abgegeben“, erklärte der Vorsitzende des Hohner-Akkordeonorchesters, Matthias Keller. Joachim Budde hatte sich auf seine Aufgabe bestens vorbereitet. Zu jedem Stück konnte er etwas über dessen Entstehungsgeschichte oder über den Komponisten sagen.
Den Auftakt machte die Ouvertüre zur Oper „Alessandro Stradella“von Friedrich von Flotow, das Fritz Dobler für Akkordeonorchester arrangiert hat. Dann folgten die Variationen über „Komm lieber Mai“, aus der Feder von Rudolf Würthner. „Die Melodie dazu komponierte Wolfgang Amadeus Mozart. Ursprünglich ein Kunstlied, wurde es im Laufe der Jahre zum Volkslied“, erfuhren die Zuhörer von Joachim Budde. Das Hohner-Akkordeonorchester, unter der bewährten Leitung von Johannes Baumann, zeigte mit diesen Variationen die gesamte Bandbreite seines Könnens.
Dank für ein schalldichtes Zimmer
Die „St. Paul’s Suite“umfasst die vier Sätze Jig: Vivace, Ostinato: Presto, Intermezzo: Andante con moto – Dance und Finale: Allegro. Komponiert wurde sie von Gustav Holst, arrangiert von Johannes Baumann. Gustav Holst, der Musikdirektor an einer Londoner Schule war, hatte die Suite ursprünglich für Streichorchester geschrieben. „Er komponierte sie aus Dankbarkeit für ein schalldichtes Arbeitszimmer, das ihm in der Schule gebaut worden war“, erfuhr das Publikum vom Moderator. „Und dafür ein schalldichtes Arbeitszimmer?“, kommentierte Joachim Budde fragend nach der beeindruckenden Darbietung durch das Akkordeonorchester.
Den Schlusspunkt vor der Pause setzte die Ouvertüre zu „Die schöne Helena“von Jacques Offenbach, in einer Bearbeitung von Rudolf Würthner. Aufgrund der hohen Außentemperatur und der rund 500 Konzertbesucher hatte sich das Konzerthaus aufgeheizt. Immer mehr Menschen nutzten die Programmblätter als Fächer. Die Pause kam sehr gelegen, man strömte ins Freie und genoss die laue Abendluft.
Nach den Gastbeiträgen des Seminarorchesters des Hohner-Konservatoriums Trossingen (siehe Kasten) nahmen beide Orchester gemeinsam auf der Bühne Platz, um die „Werziade I“zu spielen.
Stück zu Ehren einer Freundschaft
Eine Komposition von Fritz Dobler, zu Ehren seines Friseurs Herbert Werz und der Freundschaft, die beide Männer verbindet. Zur Freude des Publikums war Herbert Werz anwesend und erzählt die Entstehungsgeschichte des Stückes.
Mit dem letzten Stück im Programm setzte sich das Hohner-Akkordeonorchester an diesem Abend ein Denkmal. „Capriccio Italien, von Peter Tschaikowsky, ein sprachlicher Hybrid“, erklärte Joachim Budde. „Ein italienisch-französicher Titel, der in Russland zu seiner Entstehungszeit argwöhnisch beäugt wurde“, so Budde. In der Bearbeitung von Willi Münch handelt es sich um ein Stück von 15 Minuten Dauer, das italienische Lebensfreude mit russischer Wehmut, so wie man es sich hier vorstellt, verbindet.
„Und wenn Sie glauben, darin eine Schlagerpassage zu hören, dann hören Sie richtig“, klärte der Moderator die Zuhörer auf. Der Schlagerkomponist Freddy Breck hat sich bei einem seiner Stücke an Capriccio Italien bedient. Nach diesem Stück gab es reichlich Applaus und der Ruf nach Zugaben. Mit der „Schweizerischen Rhapsody“von Rudolf Würthner und dem Ländler „Komm Mädel tanz“, von Hermann Schittenhelm, entließ das Hohner-Akkordeonorchester das Publikum mit etwas leichterer Kost nach Hause.