„Quo vadis Baden-Württemberg?“
Wirtschaftsminister a.D. Ernst Pfister referiert über die Zukunft des Landes
(pm) - Im Rahmen der Industriewoche Baden-Württemberg und des Studium Generale der Business School Alb-Schwarzwald der Steinbeis Hochschule hat Ernst Pfister, Wirtschaftsminister a. D. des Landes und ehemaliger stellvertretender Ministerpräsident, einen spannenden Vortrag in Rottweil gehalten.
Baden-Württemberg und Deutschland ständen im Moment gut da, jedoch ist Ernst Pfister der Meinung, dass vor allem auch ein Ruck durch Europa gehen müsse, damit sich das Land weiter entwickeln kann. Die regionalen Fragen wie Bildung, Wirtschaft und so weiter seien im Land gut aufgehoben, die großen Themen Europas wie die Verteidigung, die Flüchtlinge oder der Terror, das seien hingegen Aufgaben für Gesamteuropa. Als Beispiel nannte er, dass in Europa 250 Waffensysteme unterwegs seien, bei einer engeren Zusammenarbeit könnten mögliche 50 Systeme dabei rauskommen.
Dann ging er auf die Wendepunkte ein, die er für die kommenden Jahre sieht, die es positiv zu beeinflussen gelte. Insbesondere die Innovationskraft, die Forschung und Entwicklung müssten ständig weiter getrieben werden, die dezentrale Hochschullandschaft komme dabei entgegen. Die Schaffung einer neuen Gründer-Kultur hält er für notwendig, auch im Hinblick auf die vielen anstehenden Unternehmens-Nachfolgen. Die Erosion der Altersvorsorge müsse gestoppt werden, das macht ihm besondere Sorgen. Die fehlenden Arbeitskräfte hemmten den wirtschaftlichen Erfolg, neben der Beibehaltung der guten Aus- und Weiterbildungssysteme hält Pfister ein modernes Zuwanderungsgesetz für notwendig.
Auch die bessere digitale Infrastruktur – hier sieht er einen massiven Investitionsstau – sollte unbedingt weiter vorangetrieben werden. Angst vor Veränderungen, so der erfahrene Politiker, sei ein schlechter Ratgeber.
Spannende Diskussion
Spannend für das Publikum war auch zu hören, dass Ernst Pfister die Kultur für einen entscheidenden Wirtschaftsfaktor hält. Er zitierte die Erkenntnis, dass einer Umfrage zufolge für den Tourismus in BadenWürttemberg das Kulturangebot und die guten Weine besonders anziehend seien. Der Tourismusbereich beschäftige immerhin mehr Mitarbeiter als die Automobilindustrie. Die Beachtung des Mittelstands ist Pfister ein besonderes Anliegen, durch die kalte Progression leide diese für unsere Gesellschaft so zentrale Kraft ganz besonders. Trotz sommerlicher Hitze entspann sich eine spannende Diskussion mit den zahlreichen Zuhörern.