Zerspaner haben Veränderung vor Augen
Bei Innovationsforum spricht Branche über Entwicklungen, Technologien und die Zukunft
- Mehr als 200 Teilnehmer haben am Donnerstag am zweiten Innovationsforum für Zerspanungstechnologie in der Tuttlinger Stadthalle teilgenommen. In Vorträgen wurden sie über Entwicklungen, neue Verfahren und Technologien informiert.
„Dass die Stadthalle wieder voll ist, zeigt, dass die Teilnehmer etwas mitnehmen. Das ist ein Erfolg“, sagte Harald Stallforth, Vorstandsvorsitzender von Technology Mountains. Zusammen mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg und dem Kompetenzzentrum für Spanende Fertigung (KSF) der Hochschule Furtwangen hatte der Technologieverbund das Treffen organisiert.
Neben der Information stand der Austausch unter den Teilnehmer im Vordergrund. „Wir wollen, dass die Leute sich vernetzen – fachlich und persönlich“, sagte Stallforth. Die Gespräche könnten dazu beitragen, dass jeder Betrieb dieser „Querschnittstechnologie“in der Arbeit profitiere und die Produktion optimiere. „Wichtig ist, dass wir die Informationen in die Praxis zu den Drehern und Fräsern kriegen“, erklärte Ingo Hell von der Clusterinitiative Zerspanungstechnik.
Gerade in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg mit gut 400 Zerspanungsunternehmen sei es wichtig, dass das „passende Rüstzeug“vermittelt werde. Schließlich kommt auf die Branche – gerade im Automobilbereich – Veränderung zu. „Darauf müssen wir uns einstellen. Gerade im Automobilbereich sollten sich die Firmen Gedanken machen“, sagte Hell. „Die zukünftige Mobilität wird eine andere, eine klimaneutrale sein“, meinte Thomas Albiez. Der IHKHauptgeschäftsführer kritisierte, dass es scheinbar im öffentlichen Diskurs eine Festlegung auf den E-Motor gebe und der Verbrennungsmotor verdammt werde. Er könne nicht verstehen, dass in einem starken Automobilland die Basis des Wohlstands in Misskredit gebracht werde.
„Marktliche Evolution“
Weil im E-Motor weniger bewegliche Teile verbaut werden, würde dies die Branche, gerade auf dem Heuberg, schon treffen. „In Deutschland gibt es nichts Vergleichbares“, so Hell über die vielleicht sogar größte Ansammlung von Zerspanungsbetrieben in Europa. Allerdings, meinten einige Teilnehmer, wäre mit einer zeitnahen Zunahme der E-Mobilität ohnehin nicht zu rechnen. Zeit, um sich auf die Veränderungen einzustellen. „Vor mir sitzen die Experten, die bestimmen, wie die Mobilität aussieht. Wir brauchen nicht die politische Revolution, sondern die marktliche Evolution“, meinte Albiez.
Von Panik in der Branche könne nicht die Rede sein, wehrte Hell ab. Schließlich würden zerspante Teile in vielen Bereichen eingesetzt. Neben der Medizintechnik – in 75 Prozent der Firmen gebe es eine spanabgebende Fertigung, so Stallforth – wäre auch die Umwelt- oder Automatisierungstechnik Einsatzgebiet für die Zerspanungstechnik, sagte Hell. Momentan gehe es der Branche „solide bis gut“. Es gebe eher Kapazitätsprobleme. „Die Branche könnte mehr machen. Maschinen können wir kaufen. Aber es fehlen gut ausgebildete Mitarbeiter“, stellte Hell klar. Die Werbung sei eine Aufgabe, der sich die Clusterinitiative in Zukunft widmen müsste.