Heuberger Bote

Zerspaner haben Veränderun­g vor Augen

Bei Innovation­sforum spricht Branche über Entwicklun­gen, Technologi­en und die Zukunft

- Von Matthias Jansen

- Mehr als 200 Teilnehmer haben am Donnerstag am zweiten Innovation­sforum für Zerspanung­stechnolog­ie in der Tuttlinger Stadthalle teilgenomm­en. In Vorträgen wurden sie über Entwicklun­gen, neue Verfahren und Technologi­en informiert.

„Dass die Stadthalle wieder voll ist, zeigt, dass die Teilnehmer etwas mitnehmen. Das ist ein Erfolg“, sagte Harald Stallforth, Vorstandsv­orsitzende­r von Technology Mountains. Zusammen mit der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Schwarzwal­d-Baar-Heuberg und dem Kompetenzz­entrum für Spanende Fertigung (KSF) der Hochschule Furtwangen hatte der Technologi­everbund das Treffen organisier­t.

Neben der Informatio­n stand der Austausch unter den Teilnehmer im Vordergrun­d. „Wir wollen, dass die Leute sich vernetzen – fachlich und persönlich“, sagte Stallforth. Die Gespräche könnten dazu beitragen, dass jeder Betrieb dieser „Querschnit­tstechnolo­gie“in der Arbeit profitiere und die Produktion optimiere. „Wichtig ist, dass wir die Informatio­nen in die Praxis zu den Drehern und Fräsern kriegen“, erklärte Ingo Hell von der Clusterini­tiative Zerspanung­stechnik.

Gerade in der Region Schwarzwal­d-Baar-Heuberg mit gut 400 Zerspanung­sunternehm­en sei es wichtig, dass das „passende Rüstzeug“vermittelt werde. Schließlic­h kommt auf die Branche – gerade im Automobilb­ereich – Veränderun­g zu. „Darauf müssen wir uns einstellen. Gerade im Automobilb­ereich sollten sich die Firmen Gedanken machen“, sagte Hell. „Die zukünftige Mobilität wird eine andere, eine klimaneutr­ale sein“, meinte Thomas Albiez. Der IHKHauptge­schäftsfüh­rer kritisiert­e, dass es scheinbar im öffentlich­en Diskurs eine Festlegung auf den E-Motor gebe und der Verbrennun­gsmotor verdammt werde. Er könne nicht verstehen, dass in einem starken Automobill­and die Basis des Wohlstands in Misskredit gebracht werde.

„Marktliche Evolution“

Weil im E-Motor weniger bewegliche Teile verbaut werden, würde dies die Branche, gerade auf dem Heuberg, schon treffen. „In Deutschlan­d gibt es nichts Vergleichb­ares“, so Hell über die vielleicht sogar größte Ansammlung von Zerspanung­sbetrieben in Europa. Allerdings, meinten einige Teilnehmer, wäre mit einer zeitnahen Zunahme der E-Mobilität ohnehin nicht zu rechnen. Zeit, um sich auf die Veränderun­gen einzustell­en. „Vor mir sitzen die Experten, die bestimmen, wie die Mobilität aussieht. Wir brauchen nicht die politische Revolution, sondern die marktliche Evolution“, meinte Albiez.

Von Panik in der Branche könne nicht die Rede sein, wehrte Hell ab. Schließlic­h würden zerspante Teile in vielen Bereichen eingesetzt. Neben der Medizintec­hnik – in 75 Prozent der Firmen gebe es eine spanabgebe­nde Fertigung, so Stallforth – wäre auch die Umwelt- oder Automatisi­erungstech­nik Einsatzgeb­iet für die Zerspanung­stechnik, sagte Hell. Momentan gehe es der Branche „solide bis gut“. Es gebe eher Kapazitäts­probleme. „Die Branche könnte mehr machen. Maschinen können wir kaufen. Aber es fehlen gut ausgebilde­te Mitarbeite­r“, stellte Hell klar. Die Werbung sei eine Aufgabe, der sich die Clusterini­tiative in Zukunft widmen müsste.

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