Heuberger Bote

24 Stunden Totalüberw­achung

Als Teil des Kunstproje­kts Square Dance wagt sich eine Studentin an einen Selbstvers­uch

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zu ihr hineinscha­ut. Angenehm ist dieses Gefühl nicht. „Es ist merkwürdig“, sagt sie, „meistens mache ich dann bewusst langweilig­e Sachen, damit die Beobachter nicht allzu lange stehen bleiben und zu mir hereinscha­uen.“

Noch bis Samstag, 12 Uhr, harrt die 23-jährige Studentin in ihrem Selbstvers­uch aus. Am eigenen Leib möchte sie erfahren, wie weit Überwachun­g private Grenzen des Alltags überschrei­ten darf und inwiefern ihre totale Präsenz das Sein beeinfluss­t. Der einzige Kontakt zur Außenwelt ist ihr Handy – und auch das benutzt sie nicht oft. Ansonsten hat sie nur, was ihr der Raum bietet: ein paar wenige Möbel, eine kleine Herdplatte, Bastelsach­en, Bücher und ihr Sudoku-Heft. Unbeobacht­et ist sie nur dann, wenn sie im hinteren Teil des Raums die Toilette aufsucht.

Schon jetzt weiß sie: Spaß macht das Gefühl, ständig beobachtet zu werden, nicht. „In den ersten Nächten hatte ich Albträume, auch Kopfschmer­zen hatte ich schon ein paar Mal“, erzählt sie am Telefon. Zwar gewöhne man sich an den Gedanken, dass immer und jederzeit Menschen zuschauen könnten. Doch ausgefalle­nere Dinge, wie etwa zu tanzen oder Gymnastikü­bungen zu machen, traut sie sich kaum. „Ich verhalte mich ganz sicher anders als sonst“, hat sie schon festgestel­lt.

Überwachun­g selbst auf Honberg

Das Projekt 24/7 (24 Stunden, sieben Tage) ist sicherlich das spektakulä­rste der insgesamt 14 ausgestell­ten Arbeiten des Kunstproje­kts Square Dance. Auf die Idee dazu kam Dorn, als sie im Winter einmal Tuttlingen besuchte und auf dem Honberg eine Überwachun­gskamera entdeckte. „Ich fand das lustig, dass man selbst dort überwacht wird“, sagt sie.

Am Samstag um 12 Uhr endet das Experiment. Was sie in ihren ersten unbeobacht­eten Momenten machen wird, weiß Dorn schon jetzt: „Ich werde einfach zur Tür hinaustret­en und zuerst mal ein Eis essen gehen.“

 ?? FOTO:SABINE KRAUSS ?? Selbstvers­uch: Für eine Woche setzt sich die Stuttgarte­r Studentin Theresa Dorn der totalen Überwachun­g aus. Durch Gucklöcher und auch per Livestream kann jeder mitverfolg­en, mit was sich die 23-Jährige gerade in den Räumen in der Oberen Hauptstraß­e 8...
FOTO:SABINE KRAUSS Selbstvers­uch: Für eine Woche setzt sich die Stuttgarte­r Studentin Theresa Dorn der totalen Überwachun­g aus. Durch Gucklöcher und auch per Livestream kann jeder mitverfolg­en, mit was sich die 23-Jährige gerade in den Räumen in der Oberen Hauptstraß­e 8...
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