65 Drogenabhängige nehmen kontrolliert Ersatzdrogen
Suchtmedizinische Institutsambulanz zieht eine erste Bilanz – Tausend Menschen im Landkreis Tuttlingen abhängig von harten Drogen
- Seit fast 15 Monaten gibt es die Suchtmedizinische Institutsambulanz (SIMA) für drogenabhängige Menschen im Landkreis Tuttlingen. Einen Zwischenbericht über das Modellprojekt, das am 1. April 2016 gestartet worden ist und bis zum 31. Oktober 2018 läuft, gaben Marcus Abel und Christoph Heieis von der Fachstelle Sucht in der Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit am Mittwoch.
Von den 55 Abhängigen von harten Drogen, die ihre Ersatzdroge wegen fehlender ärztlicher Unterstützung im Landkreis Tuttlingen zuvor bei Ärzten jenseits der Landkreisgrenze bekommen haben, haben laut Abel lediglich 15 den Weg in die SIMA gefunden. Diese wird vom Zentrum für Psychiatrie Reichenau und der Fachstelle Sucht betrieben. Allerdings hätten sich mehr als 40 Personen aus ihrem Dunkelfeld an die SIMA gewandt. „Sie sehen hier die Möglichkeit, aus der Illegalität herauszukommen“, sagte Abel.
65 Personen in Behandlung
Aktuell würden laut Heieis 65 Personen in der neuen Ambulanz betreut. Die Arztpraxis in der Fachstelle Sucht würde daher laut Abel aus allen Nähten platzen. Erweiterungsmöglichkeiten gebe es im bisher nicht ausgebauten Dachgeschoss.
Das Ziel der SIMA sei es, das Überleben der Drogenabhängigen zu sichern. Vielfach sei eine Dauersubstitution erforderlich, also eine lebenslange Versorgung mit der Ersatzdroge. Insgesamt würden 94 Personen von der Fachstelle Sucht betreut, davon hätten 52 einen Job im ersten Arbeitsmarkt. Diese hohe Anzahl erstaunte die Mitglieder des Ausschusses. Die SIMA könne auf drei bis vier Ärzte, zwei medizinische Fachangestellte sowie zwei Sozialarbeiter zurückgreifen.
Laut Sozialdezernent Bernd Mager würde die Zahl der Heroinabhängigen im Landkreis Tuttlingen stabil bleiben. Zunehmend ein Problem würden Crystal Meth und Amphetamine werden, aber auch Alkohol sei ein großes Problem. „Der Landkreis Tuttlingen ist nicht besonders auffällig. Dort, wo junge Leute zu finden sind, ist das Thema immer dabei“, sagte er. Laut der Fachstelle Sucht sind aktuell im Landkreis Tuttlingen rund tausend Menschen von harten Drogen abhängig.