Heuberger Bote

Familienna­chzug bei Flüchtling­en nicht steuerbar

Ein Viertel der Hartz-IV-Empfänger im Landkreis Tuttlingen sind Asylbewerb­er – Druck auf dem Wohnungsma­rkt

- Von Christian Gerards

- Zwischen 20 und 30 Flüchtling­e werden derzeit pro Monat dem Landkreis Tuttlingen zugewiesen. Das betonte Sozialdeze­rnent Bernd Mager in der Sitzung des Ausschusse­s für Soziales und Gesundheit am Mittwoch. Die Verteilung der Asylbewerb­er in die Anschlussu­nterbringu­ng sei eine ambitionie­rte Aufgabe, schließlic­h sollen sie auf alle Kommunen im Landkreis gerecht verteilt werden.

„Die Aufgaben werden nicht weniger, aber sie verlagern sich in Richtung Integratio­n“, sagte Mager. Er betonte, dass der Landkreis derzeit gut aufgestell­t sei. Das sei möglich, weil Plätze in der Gemeinscha­ftsunterbr­ingung zu Unterkünft­en in der Anschlussu­nterbringu­ng für anerkannte Flüchtling­e oder Asylbewerb­er, die sich bereits länger als zwei Jahre in Deutschlan­d befinden, umfunktion­iert werden (wir berichtete­n am Mittwoch)

Integratio­nsmanageme­nt beim Landratsam­t

Überrascht zeigte sich Landrat Stefan Bär, dass zwei Drittel der Kommunen im Landkreis Tuttlingen einer Umfrage zufolge das Integratio­nsmanageme­nt für die Asylbewerb­er gerne am Landratsam­t angesiedel­t sehen würden. „Dafür müssen wir Personal reaktivier­en. Das ist nicht einfach, da die Stellen befristet sind“, sagte er.

Auf Nachfrage von Hans Trümper (CDU) berichtete Mager, dass ein Viertel der Hartz-IV-Empfänger Flüchtling­e – bei 74 Nationalit­äten – seien. „Das liegt auch daran, weil sie sich in Sprachkurs­en befinden“, sagte er. Derzeit seien 80 Asylbewerb­er in Qualifizie­rungsmaßna­hmen, also dabei sich für den Arbeitsmar­kt vorzuberei­ten. Die Arbeit im Jobcenter sei durch die Flüchtling­e laut Bär mehr geworden: „Die zusätzlich­e Belastung ist klar. Das haben wir personell berücksich­tigt.“

Thomas Leibinger (FWV) regte an, die Flüchtling­e morgens in der deutschen Sprache zu unterricht­en, sie aber am Nachmittag in eine berufliche Tätigkeit zu bringen, um sie so besser auf den ersten Arbeitsmar­kt vorzuberei­ten. Willy Walter (FDP) sprach dagegen von einem großen Druck auf den Wohnungsma­rkt und einer ungleichen Verteilung im Landkreis. So sei die Stadt Trossingen im Vergleich zu Tuttlingen mehr belastet. Dem entgegnete Bär, dass man die Situation ganzheitli­ch sehen müsse. So seien etwa für Tuttlingen die unbegleite­ten minderjähr­igen Asylbewerb­er, die UMA, nicht in der Statistik berücksich­tigt.

Der Landrat betonte aber, dass der Familienna­chzug bei den Flüchtling­en durchaus ein Problem darstelle: „Das bekommen wir vielfach gar nicht mit.“Hierdurch wachse der Druck auf den Wohnungsma­rkt. Doch: „Wenn sich ein Flüchtling aus einer Heuberg-Gemeinde in der Stadt eine Wohnung sucht, dann ist das der erste Schritt der Integratio­n.“

Asylbewerb­erunterkun­ft auf dem Witthoh ist bald dicht

Dieter Müller (SPD) wünschte sich derweil, dass die Asylbewerb­erunterkun­ft auf dem Witthoh, deren Mietvertra­g zu Ende Juli gekündigt worden ist und in der sich derzeit noch 38 Flüchtling­e befinden, auch bei einer erneuten Zunahme des Flüchtling­szustroms in den Landkreis nicht wieder aktiviert wird. „Der Vertrag ist gekündigt. Die Tür ist zu“, betonte Bär.

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