Im Etat der Wild Wings klafft eine Lücke
Ungewöhnlich: DEL-Klub legt bei Fantalk Zahlen offen – 320 000 Euro fehlen
- Die in der Deutschen Eishockey-Liga spielenden Schwenninger Wild Wings haben bei einem Fantalk begründet, warum sie nur acht Ausländer verpflichtet haben. Sie machten überdies ihren Etat für die kommende Saison öffentlich. Stürmer Kai Herpich bleibt.
„Meine Informanten haben mir gesagt, dass bei den Fans Gesprächsbedarf besteht. Deswegen machen wir nur neun Wochen nach unserem letzten Fantalk erneut einen“, begründete der geschäftsführende Gesellschafter der Wild Wings, Michael Werner, warum die GmbH erneut die Schwenninger Eishockeyfreunde zu einem Talk einlud.
Das Interesse war groß, 150 SERCFans kamen am Mittwochabend in die Stadiongaststätte „Eisbär“. „Mir wurde unterstellt, dass ich die Fans veralbere. Das ist Blödsinn. Ja, ich habe gesagt, dass wir neun Ausländer holen wollen. Dann hat sich aber die Option mit Tobias Wörle von Red Bull München ergeben. Mit Blick auf das Budget haben wir überlegt, ob wir einen neunten Ausländer verpflichten oder Wörle. Wir haben uns dann für Wörle entschieden“, so Wild-Wings-Manager Jürgen Rumrich. „Gebt der Mannschaft eine Chance, zu spielen. Man sollte jetzt im Sommer nicht alles schlechtreden und verurteilen“, so Rumrich unter dem Applaus der Mehrzahl der Besucher.
„Nachverpflichtung täte weh“
Es bestehe immer noch die Möglichkeit, bei entsprechendem Bedarf einen Ausländer nachzuverpflichten. Allerdings sind die Mittel dann offenbar eingeschränkt. Werner: „In unserer wirtschaftlichen Situation können wir nicht grasen wie wir möchten. Der Etat fordert uns schon sehr. Wenn wir noch eine Nachverpflichtung tätigen müssten, täte dies richtig weh.“
Werner machte, was in der DEL eigentlich unüblich ist, den Etat der Wild Wings öffentlich. Er wollte dies auch als Zeichen der Transparenz gegenüber den Fans sehen. Die Anhänger honorierten es. Der Gesamtetat für die Wild Wings für die Saison 2017/18 beträgt 5,7 Millionen Euro. Er ist damit rund 0,4 Millionen Euro höher als in der abgelaufenen Saison. Der Spieleretat plus sämtliche anderen Personalkosten, wie Geschäftsstellenmitarbeiter, Betreuer und so weiter, beträgt 3,35 Millionen Euro. Für Mieten geben die Wild Wings, 0,413 Millionen Euro aus. Die Ausrüstung und die Reisekosten liegen bei 0,6 Millionen Euro. Die Kosten für die Spielerautos belaufen sich auf 0,117 Millionen Euro. Versicherungen und Berufsgenossenschaft verschlingen 0,85 Millionen Euro. Die Förderung des Nachwuchses schlägt mit 0,25 Millionen Euro zu Buche. Abschreibungen und Sonstiges sind mit 0,2 Millionen Euro vorgesehen.
An Einnahmen hat die Wild Wings GmbH 5,38 Millionen Euro eingeplant. Es ist also von vorneherein mit einer Unterdeckung des Etats von 0,32 Millionen Euro zu rechnen. Diese 320 000 Euro dürften aus den privaten Schatullen von Werner und dem weiteren geschäftsführenden Gesellschafter Thomas Burger zugeschossen werden. Burger war, wie bereits beim letzten Fantalk, nicht anwesend. Dafür hatte Werner erneut seinen Bruder Alexander Werner mitgebracht. Dies nährte Spekulationen über einen Rückzug von Burger. Michael Werner dementierte aber heftig: „Thomas Burger ist weiterhin dabei und ganz nah dran, wir sind im regen Austausch.“
Werner machte klar, dass er den eingeschlagenen Weg mit der Förderung der deutschen Spieler weitergehen wolle. „Wenn jemand meint, er wolle eine andere Philosophie vertreten, dann soll er machen. Ich bin dann aber nicht mehr dabei.“
Die seit Februar dieses Jahres andauernden Ermittlungen der Finanzverwaltung im Zusammenhang mit dem Inhalt abgeschlossener Sponsorenverträge hätten für die Wild Wings keine finanziellen Einbußen mit sich gebracht. Werner: „Wir hatten keine Einbußen, dank an unsere treuen Sponsoren.“
Unterdessen wurden sich die Wild Wings mit Kai Herpich einig. Das 22-jährige Stürmer-Eigengewächs wird laut Rumrich am Wochenende seinen Vertrag bei den Schwänen verlängern. Damit sei die Kaderplanung abgeschlossen.