Stadt Tuttlingen löst sich von Texaid
Vertrag mit Textilverwerter nicht verlängert – Heimischen Projekten soll geholfen werden
- Spätestens ab März 2018 wird der Textilverwerter Texaid nicht mehr mit seinen Altkleidercontainern in Tuttlingen vertreten sein: Die Stadt Tuttlingen hat sich gegen eine Verlängerung des Vertrags entschieden.
Die europaweit agierende Textilverwertungs-AG mit Hauptsitz im Schweizer Kanton Uri ist in der Donaustadt seit dem Jahr 2013 mit seinen Altkleidercontainern präsent. An 32 von der Stadt Tuttlingen angemieteten Standplätzen hat das Unternehmen derzeit seine Container aufgestellt. Dass dieses Mietverhältnis von Seiten der Stadt nun eingestellt wird, liege hauptsächlich daran, dass man verstärkt heimische Organisationen unterstützen möchte, wie Stadtpressesprecher Arno Specht betont. „Wenn es schon Sozialorganisationen vor Ort gibt, ist es unser Wunsch, diese zu unterstützen“, sagt er.
Und noch einen Grund gibt es, warum sich die Stadt Tuttlingen von Texaid lösen möchte: Immer wieder seien die Container unregelmäßig geleert geworden, berichtet Specht. „Es hat öfters Beschwerden gegeben.“So hätten sich an manchen Standorten über längere Zeit Plastiksäcke mit ausrangierter Kleidung vor übervollen Containern gestapelt.
Vor diesem Hintergrund behält es sich die Stadt auch vor, bereits vor März 2018 außerordentliche Kündigungen für einzelne Standorte auszusprechen, wenn Texaid seiner Entleerungspflicht nicht nachkommt. Laut Specht habe das Unternehmen mittlerweile das Kündigungsschreiben bestätigt.
Verstärkt zum Zug kommen könnte nun die Diakonie, die durch die Präsenz Texaids in den Hintergrund gedrängt worden war. Auch sie hatte 2013/2014 begonnen, vermehrt Container aufzustellen – doch da waren die Verträge mit Texaid gerade unterschrieben worden. „Das hat sich damals überschnitten und die Diakonie konnte deswegen nicht groß einsteigen“, blickt der Stadtpressesprecher zurück.
Diese signalisiert jedenfalls Interesse. Zwar habe es noch keine Gespräche zwischen Stadt und Diakonie gegeben, sagt Diakonie-Geschäftsführer Dennis Kramer, „doch würden wir uns natürlich freuen, wenn wir die Kernstadt Tuttlingen für unser Projekt gewinnen könnten.“Um die 32 Standorte abdecken zu können, könne er sich auch eine Kooperation mit der Containersammlung der „Aktion Hoffnung“vorstellen – das katholische Pendant, hinter dem die Diözese RottenburgStuttgart steckt.
Sieben Altkleidercontainer hat die Diakonie derzeit in Tuttlingen aufgestellt – teils auf Privatgelände, teils auf kircheneigenen Grundstücken. 24 Stück sind es im gesamten Landkreis Tuttlingen. Das Geschäft mit den gebrauchten Kleidern läuft gut, „die Container werden rege genutzt“, sagt Kramer. Allein im vergangenen Jahr sammelte die Diakonie im Landkreis 100 Tonnen gebrauchte Kleidung. Diese wandert zu einer Entsorgungs- und Sortierfirma in Langenenslingen, die wiederum der Diakonie Tuttlingen für jedes abgelieferte Kilogramm Alt-Textilien Preise um die 35 Cent bezahlt. „Das Geld, das wir dadurch bekommen, wird bei uns in Arbeitsplätze umgewandelt“, sagt Kramer.
Wer hingegen möchte, dass seine gebrauchte, aber noch gut erhaltene Kleidung anderen Menschen zugute kommt, sollte diese direkt im Diakonieladen abgeben.