Heuberger Bote

Ausgebrems­t: Verband stoppt „3mobil“

Weil Land die Förderung verweigert, bleibt Vorhaben, Mobilität zu verbessern, auf der Strecke

- Von Matthias Jansen

- Das Projekt „3mobil - Nachhaltig­e Mobilität in der Region Schwarzwal­d-Baar-Heuberg“ist in der Sackgasse gelandet. Weil das Verkehrsmi­nisterium des Landes einen Förderantr­ag mehrfach abgelehnt hat, beschloss der Regionalve­rband in seiner Sitzung am Freitag im Landratsam­t Tuttlingen einstimmig, das 2014 begonnene Projekt nicht weiterzufü­hren.

„Es ist klar, dass wir Konsequenz­en ziehen. Wenn das Land nicht zu dem Projekt steht, dann werden wir es nicht aus eigenen Mitteln weiterführ­en. Das geschieht nicht aus Verärgerun­g, sondern aus Konsequenz“, sagte Fritz Link (CDU). Der Regionalve­rband hatte entschiede­n, dass „3mobil“nach der Modellphas­e nur weitergefü­hrt werden sollte, wenn 60 Prozent der Kosten drei Jahre lang durch das Land abgedeckt würden. Die restlichen 40 Prozent hätten der Verband und die IHK Schwarzwal­dBaar-Heuberg übernommen.

„Politische­s Armutszeug­nis“für Verkehrsmi­nisterium

„Für mich ist es eine große Enttäuschu­ng, aber auch Verärgerun­g, dass wir nicht gefördert werden. Vor allem kann ich den Vorwurf nicht verstehen, dass wir nicht genug gearbeitet hätten“, sagte Verbandsvo­rsitzender Jürgen Guse verwundert. In einem Schreiben an das Landratsam­t Rottweil hatte Ministeria­ldirektor Uwe Lahl die Ablehnung des Antrags damit begründet, „dass eine ausschließ­lich auf Personalko­sten abzielende Anschlussf­örderung nicht zulässig“sei. Zudem fehle eine konkrete Umsetzungs­perspektiv­e, der Innovation­scharakter sei nicht zu erkennen.

Weiterhin führte Lahl aus, dass der Antrag „hinsichtli­ch Investitio­nsmaßnahme­n, zeitlichen Zwischensc­hritten und Ankerpunkt­en des Projektman­agements“zu unbestimmt sei. Innovative Ansätze wären nicht ausformuli­ert oder mit konkreten inhaltlich­en Maßnahmen untermauer­t.

„Das ist ein politische­s Armutszeug­nis. Mobilität im ländlichen Raum soll gefördert werden. Von Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen) hört man immer so etwas. Aber in diesem Punkt klafft eine Lücke. Entweder hat Herr Hermann seinen Apparat nicht im Griff oder der Apparat hat ihn im Griff “, sagte Anton Knapp (SPD), früherer Bürgermeis­ter aus Hüfingen. Damit brachte er die Verwunderu­ng der Verbandsmi­tglieder zum Ausdruck.

Zwei nachgebess­erte Anträge werden abgelehnt

Noch vor Ablauf des Modellproj­ektes hatte der Regionalve­rband einen Förderantr­ag eingereich­t, der die Fortführun­g der Geschäftss­telle zum Inhalt hatte. Denn es hätte sich, so Verbandsdi­rektor Marcel Herzberg, schon während der Projektpha­se gezeigt, dass eine hauptamtli­ch beschäftig­te Person in einer Geschäftss­telle für die Vernetzung der Akteure, die Kommunikat­ion und die Umsetzung von Maßnahmen von hoher Bedeutung sei. Trotzdem wurde der Antrag abgelehnt, weil „eine ausschließ­lich auf Weiterführ­ung der Geschäftss­telle abgezielte Förderung“nicht möglich sei.

Das Verkehrsmi­nisterium hatte daraufhin in Aussicht gestellt, dass die Förderung bei konkreten Projekten (mit Projekt- und Personalko­stenanteil) möglich sei. Dies, so Herzberg, sei auch mit Minister Hermann bei dessen Besuch des Rietheimer Automobilz­ulieferers Marquardt Anfang September des vergangene­n Jahres besprochen worden. Trotzdem wurde dieser – wie auch der dritte nach Darstellun­g von Herzberg wieder aufgrund von Hinweisen aus dem Ministeriu­m überarbeit­ete – Antrag abgelehnt.

„Es sieht so aus, als ob in Stuttgart der ländliche Raum nicht existiert. In Ballungzen­tren benötigt man keinen Führersche­in. Auf dem Land kommt man ohne Auto nicht vom Fleck“, sagte Andrea Kanold (FDP). An diesem Punkt hätte „3mobil“angesetzt. Das Ziel war es, über das Leuchtturm­projekt „Mobilpunkt­e“zu einer verbessert­en Wahrnehmun­g des ÖPNV in der Bevölkerun­g und zur Vernetzung der Mobilitäts­formen in der Region beizutrage­n.

Obwohl das Projekt aktuell nicht weitergefü­hrt wird, soll das Thema Mobilität im ländlichen Raum noch verfolgt werden. „Wir wollen dran bleiben. Allerdings nicht mit der Energie, wie wenn wir den Zuschuss bekommen hätten“, sagte Guse. Auch Sven Hinterseh, Landrat aus Villingen-Schwenning­en, meinte, dass die bisherige Arbeit nicht umsonst gewesen sei: „Die Erkenntnis­se können wir trotzdem umsetzen.“

Dass die Verbesseru­ng der Mobilität durch die Kommunen und Kreise selbst geschulter­t werden könnte, hielt Kanold nicht für möglich. „Dafür sind viele Gelder gebunden.“Kanold forderte die Mitglieder des Regionalve­rbands trotz der Enttäuschu­ng auf: „Wir dürfen nicht müde werden, das Geld und die Förderung vom Land zu bekommen.“Vielleicht nimmt „3mobil“noch einmal Fahrt auf.

 ?? FOTO: CCI, ?? Häufiger mit Bus und Bahn fahren: Das war das Ziel von „3mobil“. Das Vorhaben, die Mobilität im ländlichen Raum nachhaltig zu stärken, ist nun ausgebrems­t worden. Weil das Land sich weigerte, die Geschäftss­telle des Projektes zu fördern, wird...
FOTO: CCI, Häufiger mit Bus und Bahn fahren: Das war das Ziel von „3mobil“. Das Vorhaben, die Mobilität im ländlichen Raum nachhaltig zu stärken, ist nun ausgebrems­t worden. Weil das Land sich weigerte, die Geschäftss­telle des Projektes zu fördern, wird...

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