Heuberger Bote

Dabei zu sein, „darf keinen zufrieden stellen“

Neuzugang Dominik Bittner will mehr Siegeswill­en und das Bayern-Gen zu den Wild Wings mitbringen

- Von Matthias Jansen

- Den Schlüssel zu seiner neuen Wohnung hat er schon erhalten. Bis zum Umzug dauert es aber noch zwei Wochen, sagt Dominik Bittner. Dann wird der neue Verteidige­r von DEL-Club Schwenning­er Wild Wings mit Freundin Laura (24) und Labrador-Hündin Wilma von Mannheim in den Schwarzwal­d übersiedel­n.

Einen weiteren Schlüssel will der 25-jährige Eishockeys­pieler dann ebenfalls mitbringen – den zum Erfolg. In seiner Zeit bei Liga-Konkurrent Adler Mannheim, für den Bittner seit der Jugend mit Unterbrech­ungen acht Jahre spielte, gewann er viermal eine Deutsche Meistersch­aft. „Die Zeit war erfolgreic­h“, sagt der dreimalige Jugend-Champion. Trotzdem freut er sich auf die neue Herausford­erung. Auch wenn er von einem deutschen Spitzentea­m zu einem Kellerkind der DEL wechselt. „Ich habe das Gefühl, ein Teil von etwas zu sein, das im Entstehen und Wachsen ist“, sagt er.

Vierfacher Meister will mehr Verantwort­ung übernehmen

Enorme Fortschrit­te scheinen die Wild Wings bisher noch nicht gemacht zu haben. Seit dem Wiedereins­tieg in die DEL 2013 war der drittletzt­e Platz in der Vorsaison die beste Platzierun­g. „Dass der Verein in der Tabelle hinten steht, ist der Philosophi­e geschuldet, jungen Spielern eine Chance zu geben, besser zu werden“, sagt Bittner. Und das lässt sich eben nicht sofort an Toren und Punkten ablesen. Trotzdem möchte Bittner mit den Schwenning­ern in der nächsten Saison ein „bisschen erfolgreic­her“sein.

Der Verein habe die richtigen Schlüsse aus der vergangene­n Saison gezogen, sagt Bittner. Nun liegt es an den Spielern, ihre beste Leistung zu bringen. „Die jungen Spieler bekommen in Schwenning­en ihre Eiszeit. Die Tatsache, in der DEL mitzuspiel­en, darf aber keinen zufrieden stellen“, fordert er mehr Siegeswill­en von seinen Mitspieler­n. Bei dieser Entwicklun­g will Bittner die Teamkamera­den unterstütz­en. Zusammen mit den weiteren Neuzugänge­n Mirko Höfflin (Adler Mannheim), Tobias Wörle (EHC Red Bull München) oder Angreifer Uli Maurer, die bereits Meistersch­aften gewonnen haben, will er Verantwort­ung übernehmen. Das Bayern-Gen – Ausdruck des Erfolgshun­gers von Fußball-Rekordmeis­ter Bayern München – dem Team einzuimpfe­n, sei eine gute Beschreibu­ng für diese Aufgabe, sagt Bittner.

Bittner reift in Nordamerik­a zum Eishockey-Profi

Seine ersten Schritte auf dem Eis macht er mit drei Jahren beim TSV Peißenberg. Nach einem Jahr in Bad Tölz zieht er weiter zu den Jungadlern nach Mannheim. Nach Ablauf seiner Juniorenze­it wechselt Bittner zunächst 2010 nach Heilbronn zu den Falken. In der zweiten deutschen Liga hat er aber „das Problem, dass ich mit den Erwachsene­n nicht mitgekomme­n bin“, sagt er rückblicke­nd. Das soll sich binnen eines Jahres ändern. Bittner wechselt zu den Everett Silvertips, die als US-Team in der kanadische­n U 20-Liga mitspielen. Dort reift der damals 19-Jährige zum Eishockey-Profi. „Es wird sehr individuel­l mit den Spielern gearbeitet. Und das Niveau ist auch nicht schlechter als in Deutschlan­d“, sagt Bittner über die Western Hockey League. Mit Verteidigu­ngspartner Ryan Murray, der 2012 an Nummer zwei vom NHL-Klub Columbus Blue Jackets gedraftet wird, hat es Bittner bereits mit späteren NHL-Stars wie Ryan Nugent-Hopkins (Edmonton Oilers) zu tun.

Zurück in Deutschlan­d ist Bittner konkurrenz­fähig. Für Mannheim absolviert er in vier Jahren – in der Saison 2014/15 wird er noch einmal für 13 Spiele nach Heilbronn abgegeben – 185 Spiele in der DEL. Als 100-prozentige­r Teil der Mannschaft hat er sich aber nicht gefühlt. „Ich habe nicht die Verantwort­ung und auch nicht die Spielzeit gehabt. Mannheim spielt jedes Jahr um die Meistersch­aft. Da ist auch die zweite Garde so gut wie bei anderen Vereinen die startenden Spieler“, sagt Bittner. „Das ist wie Joshua Kimmich bei den Bayern. Man gehört zum großen Kader. Aber wenn es um die Wurst geht, bist du nicht dabei.“

In Schwenning­en wird das anders sein. „Dominik wird bei uns eine wichtige Rolle in der Defensive spielen, Verantwort­ung übernehmen und mehr Eiszeit bekommen“, sagte SERC-Manager Jürgen Rumrich. Bittner selbst will sich nicht nur auf die Abwehrarbe­it beschränke­n. „Ich bin ein guter Schlittsch­uhläufer und sehe das als meine Stärke. Ich kann nach vorne laufen und schaffe es auch, rechtzeiti­g wieder hinten zu sein“, meint der Zwei-Wege-Verteidige­r, der gerne auch in Überzahlsi­tuationen eingesetzt werden möchte. „Ich habe im Nachwuchsb­ereich eigentlich immer gut gepunktet. In Mannheim habe ich nur teilweise die Chance bekommen. Es wird eine Herausford­erung, das Potenzial wieder herauszuki­tzeln. Aber ich weiß, dass ich das wieder könnte“, sagt Bittner, der in Schwenning­en die Nummer sieben von Ex-Kapitän Sascha Goc erhält, dessen Vertrag nicht verlängert wurde.

Ballast ist die bisher bedeutungs­volle Rückennumm­er für ihn nicht. „Ich habe großen Respekt vor Sascha Goc. Aus sportliche­r Sicht und, weil er ein super Typ ist. Aber ich mache mir keine Gedanken darüber, dass es seine alte Nummer ist. Ich möchte nur spielen“, meint Bittner. Die Zahl hat für ihn persönlich dann doch eine Bedeutung. In Bad Tölz wurde sie ihm zugewiesen, als er mit dem Eishockey spielen anfing, und hat ihn auf vielen Stationen begleitet. Eine Glückszahl gewisserma­ßen.

Zusammen mit Tim Bender, Mirko Höfflin und Marcel Kurth bereitet sich Bittner momentan in Mannheim auf den Trainingss­tart bei den Wild Wings vor. Mit dem von Hendrik Kolbert vorgegeben­en Programm werden die Grundlagen für die Saison gelegt. In seiner Freizeit spielt Bittner auch gerne Tennis. „Ich liefere mir heiße Matches mit Marcel Kurth“, sagt er. Nach dem Umzug in den Schwarzwal­d will er seine Hündin Wilma – benannt nach Fred Feuerstein­s Frau (Bittner: „Ich wollte auch immer mal laut Wilma rufen können“) – durch den Schwarzwal­d jagen. Und mit den Wild Wings die Konkurrenz. Wenigstens ein bisschen mehr als in den Vorjahren.

 ?? FOTO: DIETER REINHARDT ?? Dominik Bittner (rechts) trägt in der neuen Saison das Trikot der Schwenning­er Wild Wings. In dieser Szene wird der Verteidige­r von Ex-SERC-Stürmer Daniel Schmölz attackiert.
FOTO: DIETER REINHARDT Dominik Bittner (rechts) trägt in der neuen Saison das Trikot der Schwenning­er Wild Wings. In dieser Szene wird der Verteidige­r von Ex-SERC-Stürmer Daniel Schmölz attackiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany