Dabei zu sein, „darf keinen zufrieden stellen“
Neuzugang Dominik Bittner will mehr Siegeswillen und das Bayern-Gen zu den Wild Wings mitbringen
- Den Schlüssel zu seiner neuen Wohnung hat er schon erhalten. Bis zum Umzug dauert es aber noch zwei Wochen, sagt Dominik Bittner. Dann wird der neue Verteidiger von DEL-Club Schwenninger Wild Wings mit Freundin Laura (24) und Labrador-Hündin Wilma von Mannheim in den Schwarzwald übersiedeln.
Einen weiteren Schlüssel will der 25-jährige Eishockeyspieler dann ebenfalls mitbringen – den zum Erfolg. In seiner Zeit bei Liga-Konkurrent Adler Mannheim, für den Bittner seit der Jugend mit Unterbrechungen acht Jahre spielte, gewann er viermal eine Deutsche Meisterschaft. „Die Zeit war erfolgreich“, sagt der dreimalige Jugend-Champion. Trotzdem freut er sich auf die neue Herausforderung. Auch wenn er von einem deutschen Spitzenteam zu einem Kellerkind der DEL wechselt. „Ich habe das Gefühl, ein Teil von etwas zu sein, das im Entstehen und Wachsen ist“, sagt er.
Vierfacher Meister will mehr Verantwortung übernehmen
Enorme Fortschritte scheinen die Wild Wings bisher noch nicht gemacht zu haben. Seit dem Wiedereinstieg in die DEL 2013 war der drittletzte Platz in der Vorsaison die beste Platzierung. „Dass der Verein in der Tabelle hinten steht, ist der Philosophie geschuldet, jungen Spielern eine Chance zu geben, besser zu werden“, sagt Bittner. Und das lässt sich eben nicht sofort an Toren und Punkten ablesen. Trotzdem möchte Bittner mit den Schwenningern in der nächsten Saison ein „bisschen erfolgreicher“sein.
Der Verein habe die richtigen Schlüsse aus der vergangenen Saison gezogen, sagt Bittner. Nun liegt es an den Spielern, ihre beste Leistung zu bringen. „Die jungen Spieler bekommen in Schwenningen ihre Eiszeit. Die Tatsache, in der DEL mitzuspielen, darf aber keinen zufrieden stellen“, fordert er mehr Siegeswillen von seinen Mitspielern. Bei dieser Entwicklung will Bittner die Teamkameraden unterstützen. Zusammen mit den weiteren Neuzugängen Mirko Höfflin (Adler Mannheim), Tobias Wörle (EHC Red Bull München) oder Angreifer Uli Maurer, die bereits Meisterschaften gewonnen haben, will er Verantwortung übernehmen. Das Bayern-Gen – Ausdruck des Erfolgshungers von Fußball-Rekordmeister Bayern München – dem Team einzuimpfen, sei eine gute Beschreibung für diese Aufgabe, sagt Bittner.
Bittner reift in Nordamerika zum Eishockey-Profi
Seine ersten Schritte auf dem Eis macht er mit drei Jahren beim TSV Peißenberg. Nach einem Jahr in Bad Tölz zieht er weiter zu den Jungadlern nach Mannheim. Nach Ablauf seiner Juniorenzeit wechselt Bittner zunächst 2010 nach Heilbronn zu den Falken. In der zweiten deutschen Liga hat er aber „das Problem, dass ich mit den Erwachsenen nicht mitgekommen bin“, sagt er rückblickend. Das soll sich binnen eines Jahres ändern. Bittner wechselt zu den Everett Silvertips, die als US-Team in der kanadischen U 20-Liga mitspielen. Dort reift der damals 19-Jährige zum Eishockey-Profi. „Es wird sehr individuell mit den Spielern gearbeitet. Und das Niveau ist auch nicht schlechter als in Deutschland“, sagt Bittner über die Western Hockey League. Mit Verteidigungspartner Ryan Murray, der 2012 an Nummer zwei vom NHL-Klub Columbus Blue Jackets gedraftet wird, hat es Bittner bereits mit späteren NHL-Stars wie Ryan Nugent-Hopkins (Edmonton Oilers) zu tun.
Zurück in Deutschland ist Bittner konkurrenzfähig. Für Mannheim absolviert er in vier Jahren – in der Saison 2014/15 wird er noch einmal für 13 Spiele nach Heilbronn abgegeben – 185 Spiele in der DEL. Als 100-prozentiger Teil der Mannschaft hat er sich aber nicht gefühlt. „Ich habe nicht die Verantwortung und auch nicht die Spielzeit gehabt. Mannheim spielt jedes Jahr um die Meisterschaft. Da ist auch die zweite Garde so gut wie bei anderen Vereinen die startenden Spieler“, sagt Bittner. „Das ist wie Joshua Kimmich bei den Bayern. Man gehört zum großen Kader. Aber wenn es um die Wurst geht, bist du nicht dabei.“
In Schwenningen wird das anders sein. „Dominik wird bei uns eine wichtige Rolle in der Defensive spielen, Verantwortung übernehmen und mehr Eiszeit bekommen“, sagte SERC-Manager Jürgen Rumrich. Bittner selbst will sich nicht nur auf die Abwehrarbeit beschränken. „Ich bin ein guter Schlittschuhläufer und sehe das als meine Stärke. Ich kann nach vorne laufen und schaffe es auch, rechtzeitig wieder hinten zu sein“, meint der Zwei-Wege-Verteidiger, der gerne auch in Überzahlsituationen eingesetzt werden möchte. „Ich habe im Nachwuchsbereich eigentlich immer gut gepunktet. In Mannheim habe ich nur teilweise die Chance bekommen. Es wird eine Herausforderung, das Potenzial wieder herauszukitzeln. Aber ich weiß, dass ich das wieder könnte“, sagt Bittner, der in Schwenningen die Nummer sieben von Ex-Kapitän Sascha Goc erhält, dessen Vertrag nicht verlängert wurde.
Ballast ist die bisher bedeutungsvolle Rückennummer für ihn nicht. „Ich habe großen Respekt vor Sascha Goc. Aus sportlicher Sicht und, weil er ein super Typ ist. Aber ich mache mir keine Gedanken darüber, dass es seine alte Nummer ist. Ich möchte nur spielen“, meint Bittner. Die Zahl hat für ihn persönlich dann doch eine Bedeutung. In Bad Tölz wurde sie ihm zugewiesen, als er mit dem Eishockey spielen anfing, und hat ihn auf vielen Stationen begleitet. Eine Glückszahl gewissermaßen.
Zusammen mit Tim Bender, Mirko Höfflin und Marcel Kurth bereitet sich Bittner momentan in Mannheim auf den Trainingsstart bei den Wild Wings vor. Mit dem von Hendrik Kolbert vorgegebenen Programm werden die Grundlagen für die Saison gelegt. In seiner Freizeit spielt Bittner auch gerne Tennis. „Ich liefere mir heiße Matches mit Marcel Kurth“, sagt er. Nach dem Umzug in den Schwarzwald will er seine Hündin Wilma – benannt nach Fred Feuersteins Frau (Bittner: „Ich wollte auch immer mal laut Wilma rufen können“) – durch den Schwarzwald jagen. Und mit den Wild Wings die Konkurrenz. Wenigstens ein bisschen mehr als in den Vorjahren.