Rat nimmt Kosten „halbwegs gnädig auf“
Sanierung und Anbau des Oberlin-Kindergartens kostet 200 000 Euro mehr als erwartet
- Sichtlich kein angenehmer Termin ist die Trossinger Gemeinderatssitzung für Jochen Möller, verantwortlicher Architekt für den Umbau des Oberlin-Kindergartens, gewesen. Musste er doch Mehrkosten in Höhe von 200 000 Euro vor dem Gremium verantworten. Allein 100 000 Euro fehlten, weil vergessen wurde, die Möbel einzuplanen. Die Bauarbeiten laufen seit einigen Monaten.
„Sie wissen, dass ich eigentlich sehr penibel bin“, sagte Jochen Möller an die Räte gewandt. Er habe bereits mehrere Projekte mit der Stadt erfolgreich abgeschlossen. Warum ihm dieses Mal „etwas raus gegangen ist“, nämlich 100 0000 Euro für die nötigen Möbel zu veranschlagen, das konnte er sich nicht erklären.
Doch nicht dieser vergessene Posten allein hat nun die Kosten in die Höhe getrieben. Auch Baustoffe, Ingenieurs- und Handwerkerleistungen schlügen unerwartet hoch zu Buche. „Wir haben eine angespannte Handwerkersituation. Wir müssen froh sein, wenn wir einen Handwerker kriegen“, so Möller. „Der Betonpreis ist zum Beispiel um fünf Prozent gestiegen, seitdem wir Kostenplanung und Berechnung durchgeführt haben.“
Auch bei den Elektroarbeiten muss die Stadt tiefer als gedacht in die Tasche greifen. Mit 105 000 Euro hatte der Architekt anfangs kalkuliert, nun kommen aber wohl 130 000 Euro zusammen. „Das liegt zum Teil auch daran, dass wir es mit einem Bestandsgebäude zu tun haben“, so Jochen Möller. Jeden Tag kämen neue Überraschungen zu Tage, die mal leichter, mal schwerer zu bewältigen seien. „Vom Ingenieur bis hin zum Handwerker sind wir alle angespannt“, sagte Möller. Das Projekt, bei dem der Kindergarten in der Kirchhalde teilsaniert und um zwei weitere Gruppe sowie einen Mehrzweckraum erweitert werden soll, habe größere Ausmaße angenommen, als erwartet.
Mehrzweckraum erst nachträglich eingeplant
So kam der Mehrzweckraum erst spät in die Planung, weil sich Stadt und Rat während der Planungsphase für den Anbau entschieden. Grund war die Aussicht auf einen Zuschuss von insgesamt 760 000 Euro. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich deshalb nun auf ungefähr 1,55 Millionen Euro, durch die zusätzliche Förderung enstehen jedoch keine zusätzlichen, tatsächlichen Kosten für die Stadt.
Schützenhilfe bekam Möller von Ulrike Steinmann, Sachgebietsleiterin im Hochbauamt: „Als Herr Möller für die Anmeldung der Haushaltsmittel die Kosten schätzen musste, gab es noch keinen gezeichneten Strich. Auf gar nichts eine Kostenschätzung zu erstellen, ist sehr schwierig.“Mehr Zeit für genauere Berechnungen sei aber nicht gewesen, sonst „könnten wir jetzt erst vielleicht mit dem Bau anfangen“, sprang dem Architekten auch Kämmerer Armin Weiss bei.
Auch wenn die Räte wenig erfreut über die zusätzlichen Kosten von 200 000 Euro waren, zeigten sie Verständnis für Architekt Jochen Möller. „Die vergessene Einrichtung ist betrüblich, aber ein Baustopp deshalb bringt uns auch nicht weiter“, sagte Susanne ReinhardtKlotz von der OGL. Clemens Henn (CDU) und Hilmar Fleischer (FDP) warnten vor weiteren überraschenden Kostensteigerungen bei städtischen Bauprojekten. „Das macht Entscheidungen schwieriger und wir werden öfter nachfragen“, sagte Fleischer. „Wir sind froh, wenn Sie das halbwegs gnädig aufnehmen“, sagte Bürgermeister Clemens Maier.
Weil die 200 000 Euro erst im nächsten Jahr fällig sind, belastet diese Summe den Haushalt 2018. „Da haben wir dann nicht mehr viel Spielraum“für andere Projekte, stellte Gustav Betzler (FW) fest.
Bei allem Missmut genehmigte der Rat die Mehrkosten von 200 000 Euro.