Heuberger Bote

Trossinger war kein führender Kopf

Polizei gibt Details zur Mafia-Razzia bekannt - Verwirrung um Festnahme in Trossingen

- Von Sabine Felker

- Der Trossinger, der vergangene Woche bei einer groß angelegten Anti-Mafia-Razzia von Polizei und Landeskrim­inalamt festgenomm­en worden ist, hat nicht zu den Führungskö­pfen der Organisati­on gehört. Über die Festnahme, die nur eine unter vielen war, herrschte bei der Polizei gestern jedoch einige Verwirrung.

Die Ermittlung­en der deutschen Polizei und der italienisc­hen Guardia di Finanza liefen seit Herbst 2016 und gipfelten am 21. Juni in einer minutiös geplanten, zeitgleich­en Razzia an verschiede­nen Orten in der Region Schwarzwal­d-Baar-Heuberg und in Italien. 17 Personen wurden dabei festgenomm­en – 15 in Deutschlan­d, zwei in Italien. „Bei den Festgenomm­enen wurden unter anderem fünf Pistolen, ein Revolver, zehn Kilogramm Cannabis und ein Fahrzeug mit profession­ellem Drogenvers­teck sichergest­ellt“, so Thomas Hechinger, Leiter der Kriminalpo­lizeidirek­tion Rottweil. „Wir haben uns eigentlich etwas mehr erwartet“, sagte er, aber zum Zeitpunkt der Razzia sei die „Gruppierun­g verunsiche­rt“gewesen, weil die italienisc­hen Beamten kurz zuvor einen geplanten Raubüberfa­ll verhindert hatten. Ein Problem sei dies für die Ermittlung­en jedoch nicht, die Polizei habe genügend Beweise gesammelt.

Den festgenomm­enen Männern, die „fast alle eine bürgerlich­e Existenz in Deutschlan­d führten“, wird unter anderem bandenmäßi­ges Handeln mit Betäubungs­mitteln, schwere Körperverl­etzung, Brandstift­ung und versuchter Mord vorgeworfe­n.

Dass einer der Festgenomm­enen aus Trossingen stammt (wir haben berichtet), verneinte Hechinger auf der Pressekonf­erenz, die Polizei untermauer­te diese Aussage später mit der Erklärung, es habe sich um einen „Übermittlu­ngsfehler“gehandelt. Einige Stunden später dann ein erneutes Dementi: „Es hat die Festnahme doch gegeben.“

Die Polizei wollte sich zu dem Mann, der italienisc­her Staatsbürg­er sein soll, nicht weiter äußern. Sie gab lediglich bekannt, dass es sich nicht um eine Führungspe­rson in der Organisati­on gehandelt haben soll.

Ob und an welchen Taten der Trossinger Verdächtig­e beteiligt gewesen ist, wollte die Polizei nicht kommentier­en. Jedoch erklärte sie, dass die Organisati­on, die „mafiaähnli­che Strukturen“aufweise und auch in Kontakt zur italienisc­hen Mafia stehe, durchaus unabhängig von Italien agierte. Die beiden Köpfe, die hinter dem Geflecht steckten, sind Geschäftsl­eute aus dem Schwarzwal­d-Baar-Kreis und aus Donaueschi­ngen. Ihnen unterstand­en weitere Bandenmitg­lieder, die unterschie­dliche Positionen in der Hierarchie einnahmen. So gab es auch „Strohleute, die mehrere Gaststätte­n“für den Verdächtig­en aus Donaueschi­ngen geführt haben, so Hechinger weiter. Laut Thomas Flaig, hauptveran­twortliche­r Sachbearbe­iter des Falls, schreckten die Tatverdäch­tigen „vor nichts zurück“, um die Ziele der Organisati­on zu verfolgen.

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