Ein Zirkusprojekt zum 40-jährigen Jubiläum
Damalige Zusammenlegung der Grundschulen in Rietheim und Weilheim kam nicht bei allen gut an
- Wenn die Grundschule Rietheim-Weilheim dieser Tage ihr 40-jähriges Jubiläum feiert, heißt das nicht, dass es in der Gemeinde erst seit 40 Jahren eine Schule gibt. Ganz im Gegenteil. Die gab es schon viel länger, schon seit Jahrhunderten und zwar zweimal, in jedem der heutigen Ortsteile eine. Die 40 Jahre beziehen sich auf die gemeinsame Grundschule Rietheim-Weilheim.
Nachdem sich die beiden ehemals selbstständigen Nachbargemeinden zum 1. Januar 1975 zu einer Gemeinde zusammengeschlossen hatten, existierten in der Doppelgemeinde zwei Grundschulen. Ebenso wie bei der Kreis- und Kommunalreform wurden für die Schulen damals etliche Reformen und Schulentwicklungspläne diskutiert.
Leerer Schulbus pendelt zwischen den Ortsteilen
Bereits 1973 gab es im Kultusministerium Pläne, die beiden Grundschulen zusammenzulegen und zwar im Ortsteil Rietheim. Dort gab es ein relativ neues großes Schulgebäude, und die Grundschüler wurden in Jahrgangsklassen unterrichtet.
Nach einigem Hin und Her sowie Diskussionen in beiden Ortsteilen ordnete das Oberschulamt Freiburg schließlich die stufenweise Zusammenführung beider Schulen in Rietheim ab dem Schuljahr 1977/78 an, um die politische Vorgabe von Jahrgangsklassen umzusetzen.
Bis zuletzt hatten sich die Weilheimer Eltern für den Erhalt ihrer Grundschule eingesetzt und widersetzten sich der behördlichen Anordnung. Sie quittierten das Aus für ihre Schule mit einem Schulstreik und ließen ihre Kinder zu Hause. Der Bus pendelte drei Tage lang schülerlos zwischen den beiden Ortsteilen.
Inzwischen ist die gemeinsame Grundschule Normalität
Heute sind die alten Streitereien und Animositäten, die im Zuge der Gemeindeund Schulreformen in den 70er-Jahren aufkamen, längst vergessen. Mit Schmunzeln blickt man auf die Zeiten des Anfangs zurück. Sie liefern nur noch Stoff für Geschichten und Anekdoten und längst nicht mehr für Auseinandersetzungen.
Die gemeinsame Grundschule Rietheim-Weilheim feiert ihr 40-jähriges Bestehen auf besondere Art und Weise, nämlich mit einem Zirkusprojekt. (Mehr zu den Proben und dem Projekt der Grundschüler aus Rietheim-Weilheim gibt es im Text „Akrobatik steht auf dem Stundenplan“auf der rechten Seite.) Und wenn man so an die turbulenten Anfangszeiten zurückdenkt, drängen sich einige Analogien auf.
Denn Balanceakte waren damals schon gefordert, und rückblickend mag auch das ein oder andere als Clownerei erscheinen. Für Weilheimer und Rietheimer Kinder jedenfalls ist es seit 40 Jahren Normalität, gemeinsam zur Schule zu gehen.
Und so werden sie am Ende der Projektwoche auch nicht nach Ortsteilen getrennt, sondern vermischt ihre Zirkus-Kunststücke vorführen. Die Erwachsenen stellen dabei vielleicht rückblickend fest: So ein Kunststück war es gar nicht, zusammenzuwachsen und eine Gemeinde zu werden.