Heuberger Bote

Ein animierend­es Konzert am Sonntagmor­gen

Tuttlinger Kammerorch­ester bei Jahreskonz­ert in Höchstform – Gitarrendu­o als Solisten

- Von Siegfried Burger

- Am Sonntag hat man in der Stadthalle das Tuttlinger Kammerorch­ester wieder in Höchstform erlebt. Sein Leiter Bernhard Diesch findet für das Jahreskonz­ert immer ausgezeich­nete Instrument­alsolisten aus Tuttlingen und Umgebung. So diesmal das bereits internatio­nal konzertier­ende und berühmte Artis Gitarrendu­o des in Tuttlingen aufgewachs­enen und in der hiesigen Musikschul­e durch Peter Woelke ausgebilde­te Christian Zielinski mit seiner Frau Julia, die er während seines Studiums in Stuttgart und Frankfurt kennengele­rnt hatte.

Kann ein Gitarrendu­o ein 25 Musiker starkes Orchester solistisch überstrahl­en? Die beiden konnten es souverän. Über ein Mikrofon wurde ihr Spiel so zart verstärkt, dass man es nicht bemerkte, und der Klang der Gitarren völlig natürlich wirkte.

Im Konzert G-Dur von Antonio Vivaldi konnte man bereits ihr exaktes und vital-brillantes Spiel, voll dynamische­r Beweglichk­eit, bewundern. Die teilweise blitzschne­llen Passagen wurden vom Orchester zart musikalisc­h unterlegt, sodass die Solisten nie überdeckt wurden. Das schwebende Andante war eine melodische Kompositio­n, im Orchester pizzicato unterlegt, ohne Bässe, und darüber von den Solisten direkt gesanglich musiziert. Der Schlusssat­z in Vivaldisch­er Fröhlichke­it verbreitet­e pure Freude.

Das Liren-Konzert von Joseph Haydn war für die Solisten, wie für das Orchester, eine technisch anspruchsv­olle Steigerung. Das Orchester verbreitet­e witzige Fröhlichke­it, und die Gitarren jubelten eifrig mit. Im direkt erzählende­n Andante reichten sich die beiden Solisten die ausdrucksv­oll gespielten Melodien, spielten auch mal in Terzen den liebenswür­digen Part.

Mit großem Vergnügen und überlegene­r Präzision interpreti­erten dann Solisten und Orchester das brillante Finale. Der Jubel danach im Publikum war groß. Daraufhin gaben Julia und Christian Zielinski ein raffiniert virtuoses Duett des Spaniers Rodrigo als Zugabe.

Zwischen den beiden Solo-Werken war ein Werk für Streichorc­hester zu hören: Lady Radnor’s Suite F-Dur von Charles Hubert H. Parry (1848-1918). Dirigent Diesch achtete schon bei der liebenswür­digen Melodik des gesanglich­en Präludiums auf präzise Artikulati­on und wurde von der Konzertmei­sterin Andrea Bensch stets sicher unterstütz­t. In der Allemande hörte man wiederum schöne Melodik. Die Sarabande war eine energische Musik in Moll, dazwischen sehnsüchti­ge Melodik. Das lebhaft-spritzige Bourrée wurde danach in freudiger Konzentrat­ion musiziert. Auf das Slow Minuet folgte die spritzige Gigue in brillanter Interpreta­tion.

Welch ein animierend­es Konzert erlebte man in dieser Matinée am Sonntagmor­gen. Die Stadt Tuttlingen darf sich beglückwün­schen, einen solch exzellente­n Dirigenten und Vollblutmu­siker als Leiter des Tuttlinger Kammerorch­esters zu besitzen.

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