„Sport ist nicht alles im Leben“
Biathlon-Ass Simone Hauswald lebt heute mit Ehemann und Zwillingen in Schönwald
- „Was macht eigentlich unsere ehemalige SpitzenBiathletin Simone Hauswald?“, fragt sich so mancher Heuberger, der bis vor sieben Jahren Winter für Winter vor dem Fernseher für Simi die Daumen gedrückt hat, wenn die Wehingerin für den Skiclub Gosheim und für Deutschland in die Loipe gegangen ist. Jahrelang ist ihr der Heuberger Fanclub zu den Weltcups nachgefahren.
Die Unentwegten in den roten Fan-Jacken haben sich oft in Eiseskälte die Füße in den Bauch gestanden, um die großen Rätschen und ihre Deutschlandfahnen zu schwingen, wenn ihr Idol vorbeiflitzte. „Hopp, hopp, Simi!“, feuerten sie Simone an. Und bei ihrer letzten Weltcup-Teilnahme am Holmenkollen in Oslo schaffte sie den unglaublichen Hattrick mit einem Dreifach-Sieg – und all ihre Fans waren damals dabei. „Da hatte ich keinerlei Druck mehr“, sagt Simone Hauswald und zeigt ihr berühmtes Lächeln. „Ich war total locker.“Dann trat sie von der internationalen Biathlon-Bühne ab.
Seither ist es ruhig geworden um die Weltmeisterin von Vancouver. „Mit der Geburt unserer Zwillinge 2011 hatte ich als Mutter völlig neue Aufgaben“, strahlt Simone. Die beiden Buben Noah und Filou setzen sich sofort in Szene, als über sie gesprochen wird. Sie schneiden Grimassen, zerkrümeln Schoko-Kekse, verschütten Kaffeebohnen, um auf sich aufmerksam zu machen.
Sport mache sie mal mehr, mal weniger, wie es die Zeit halt zulasse, verrät sie. Für diverse Wohltätigkeitsveranstaltungen steige sie auch ab und zu aufs Rad oder verteile Autogramme. Dass sie sich nie wie ihre ehemaligen Kolleginnen Kathi Wilhelm oder Magdalene Neuner für eine Moderation beim Fernsehen interessiert hat, hängt damit zusammen, dass Simone Hauswald eher zu den Stillen im Lande gehört. „Da musst du jedem schön tun; du kannst nie sagen, was du wirklich denkst“, erklärt sie.
Kontakte zum einstigen „Biathlon-Dream-Team“Martina Beck, Andrea Henkel (jetzt Burke), Kathi Wilhelm und Uschi Disl hat sie aber noch gute. „Wir tauschen uns über WhatsApp aus und treffen uns jedes Jahr bei den Biathlon-Weltcups in Oberhof und Ruhpolding. Da betreuen wir für die DKB die VIP’s im Gästezelt, machen mit ihnen Schießübungen, lassen uns mit Fragen löchern, stehen für Selfies und Autogramme zu Verfügung oder fahren auch mal mit dem Schlauchboot die Rutschbahn runter.“
Zweite Berufung als Mental-Trainerin gefunden
Nach ihrer aktiven SpitzensportlerKarriere geht Simone Hauswald inzwischen in einer neuen Aufgabe auf: Sie hat sich zur Mental-Trainerin (Dipl. Mental-Coach) ausbilden lassen und damit ihre zweite Berufung gefunden. In ihrer aktiven Zeit als Biathletin habe sie sich schon intensiv mit Mental-Training beschäftigt. Es sei für sie zu einer Lebenseinstellung geworden, die ihr bei Siegen und vor allem auch bei Niederlagen geholfen habe.
Alle diese Erfahrungen, wie man zum „Regisseur seines Lebens“werde, wolle sie jetzt an andere Menschen weitergeben. Zurzeit präge allerdinge ihre Familie weitestgehend ihren Tageslauf. Ehemann Steffen ist wieder als Landestrainer am Ski-Internat in Furtwangen tätig. Und die beiden fünfjährigen Buben halten sie ganz schön auf Trab.
Aber demnächst wolle sie richtig ins Mental-Training einsteigen, verspricht die 38-Jährige. Jetzt gerade sei sie noch dabei, dafür „das entsprechende Netzwerk zu knüpfen. Ab und zu halte ich auch Vorträge zu Themen wie ,Wohlfühlen durch körperliche und mentale Bewegung in der Natur‘“. Wenn ihr ein bisschen Zeit bleibt, liest sie oder sie fotografiert Mann und Kinder, wenn sie unterwegs die Natur entdecken.
Seit Simone Hauswald, geborene Denkinger, in Schönwald im Schwarzwald wohnt, haben auch ihre Kontakte zu den Wehingern und Gosheimern nachgelassen. Sie war einst Schülerin des Progymnasiums Gosheim-Wehingen, Mitglied des Musikvereins Wehingen (O-Ton Simone: „Die Klarinette liegt auf dem Speicher“), aktives Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde Wehingen und ist im Skiclub Gosheim von ihrem Vater Rudi Denkinger trainiert und gefördert worden, so dass sie zum Aushängeschild des SCG wurde.
Ihrem Lebensmotto ist Simone treu geblieben: „Sport ist nicht alles im Leben, nur einer kleiner Teil davon, der uns Höhen und Tiefen unseres menschlichen Daseins spüren lässt und uns danach formt.“