Heuberger Bote

Einkaufen um die Ecke

Josef Mayers kleines Lebensmitt­elgeschäft ist die einzige Einkaufsmö­glichkeit im Ort

- Von Larissa Schütz

- Es gibt keinen Bäcker, keinen Metzger, keinen Supermarkt und trotzdem können die Gunninger in ihrer Gemeinde nahezu alles kaufen, was sie zum Leben brauchen. Abseits aller Durchgangs­straßen versteckt sich in einem weiß verputzten Anbau in der Bergstraße Josef Mayers „Lädele“: Ein wie aus Erzählunge­n der Großeltern entsprunge­ner Tante-Emma-Laden, wo es von frischem Obst und Gemüse bis zu Waschmitte­l alles gibt.

Klein ist es im Lädele, voll und bunt: Nudeln stehen neben Weinflasch­en, Gemüsesame­n zum einsäen neben Schokolade­n-Ostereiern. „Solche Waren bleiben eben oft ein bisschen länger liegen“, kommentier­t Josef Mayer die Oster-Süßigkeite­n. Regelmäßig kontrollie­rt er die Ablaufdate­n. Die Gemüsesame­n, zum Beispiel, können zum Großteil bis 2018 im Regal bleiben. Viele Gunninger, vor allem die älteren, pflanzen im eigenen Garten an, erzählt er. „Das führt aber auch dazu, dass ich im Sommer weniger frisches Gemüse anbiete“, sagt Mayer, „weil es einfach weniger gekauft wird.“

Was übrig bleibt, bringt der Gunninger beim Tafelladen vorbei. Auch die frischen Backwaren, die es im Lädele montags, mittwochs und samstags zu kaufen gibt. „An den Tagen kommen auch die jüngeren Leute zum Einkaufen“, erzählt Mayer. Die nutzen den Laden sonst meist dann, wenn sie etwas im Supermarkt vergessen haben. „Die älteren Leute kommen dafür regelmäßig.“Deren Wertschätz­ung für Josef Mayers Geschäft ist hoch. Immer wieder, sagt er, fällt der Satz „Was täten wird nur, wenn es das Lädele nicht gäbe.“

Dennoch: Leben könnte Mayer nicht von seinem kleinen Laden. Zu hoch die laufenden Kosten, zu gering die Einnahmen. Für den Frührentne­r ist das Lädele deshalb mehr Hobby als Arbeit: „Ich mache es sehr gerne.“

Laden blieb in der Familie

Und da er den Laden aus Leidenscha­ft betreibt, bietet er einen Service, von dem jeder Supermarkt-Besucher nur träumen kann: Wenn jemand außerhalb der stundenwei­sen Öffnungsze­iten kommt und etwas braucht, schließt Josef Mayer sein Lädele auf. Er bedient seine Kunden, liefert die Bestellung­en auch nach Hause. Wenn die Leute es sich wünschen, nimmt er auch mal neue Waren ins Sortiment auf. Und in den Sommerferi­en bietet er jeden Tag frische Backwaren an - schließlic­h ist die nächste Bäckerei erst im nächsten Ort.

„Ganz früher fuhr mal ein Bäcker durch den Ort“, erinnert sich Josef Mayer, „aber inzwischen ist mein Lädele die einzige Einkaufsmö­glichkeit.“Ganz früher, da gab es das kleine Lebensmitt­elgeschäft übrigens auch schon: Es gehörte vor rund 65 Jahren Mayers Schwiegerm­utter Theresia Schorpp. Ihr Name hängt noch immer über der Eingangstü­r, auf einem kleinen glänzenden Metallschi­ld, auch wenn der Name des Lädeles inzwischen größer darüber prangt. Nötig sei so ein großes Schild eigentlich ohnehin nicht, findet Josef Mayer: Laufkundsc­haft kommt hier nicht vorbei. Dass es das Lädele überhaupt gibt, wissen wohl nicht einmal alle Gunninger, glaubt er.

In der Hinsicht würde er sich als einzige Einkaufsmö­glichkeit im Ort ein wenig mehr Unterstütz­ung der Gemeinde wünschen, sagt Josef Mayer. Dass er zum Beispiel kostenlos im Mitteilung­sblatt veröffentl­ichen dürfe, wenn er geschlosse­n hat. „Man könnte“, sagt er, „ein bisschen mehr dahinterst­ehen.“

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FOTO: L. SCHÜTZ Josef Mayer betreibt seinen kleinen Laden aus Leidenscha­ft.
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