„Wir hängen an dem Haus“
Zwei Trossinger hoffen, den Verkauf des Brenz-Gemeindehauses verhindern zu können
- Günter Deeg hat lange mit sich gerungen, aber dann war für ihn klar: Er wird sich für den Erhalt des Johannes-Brenz-Gemeindehauses einsetzen. Der gläubige Protestant möchte keinen Unfrieden in seiner Kirchengemeinde säen. Aber einfach so hinnehmen, dass das Trossinger Traditionshaus verkauft wird und die Gemeinde Schulden für einen - in seinen Augen unnötigen Neubau aufnimmt, das kann er nicht. Deshalb hat er nun eine Unterschriftenaktion gestartet.
Im Mai hatte die evangelische Kirchengemeinde mit Unterstützung durch zwei Experten des Oberkirchenrats in einer Gemeindeversammlung für den Bau eines neuen Gemeindehauses und den Verkauf des Brenz-, des Bonhoeffer- und eines Pfarrhauses um Verständnis geworben. Die klare Botschaft damals: Der Oberkirchenrat akzeptiere keine andere Variante (wir haben berichtet).
Günter Deeg sieht das ganz anders. „In dieser Versammlung wurde in mageren Zahlen und dürren Worten ein Einverständnis erwartet, das es so nirgendwo gibt.“Kritische Fragen seien nicht zugelassen, sondern „wegmoderiert“worden. Der Oberkirchenrat geht davon aus, dass die Trossinger Gemeinde in den kommenden Show war Citymanagerin Simone Jahrzehnten schrumpfen werde, aber auch Verantwortung für umliegende Gemeinden übernehmen müsse und so die Last der Immobilien im bisherigen Maß nicht mehr tragen könne. Deshalb würde ihrer Zuhörer. der Oberkirchenrat sehr wohl den Neubau eines Gemeindezentrums am Martin-Luther-Platz finanziell unterstüzten, nicht aber die Renovierung des Johannes-Brenz-Hauses, so Pfarrer Torsten Kramer im Mai.
Frage der Kompetenz
Dass die finanziellen Aspekte dermaßen in den Mittelpunkt der Entscheidungsfindung gerückt werden, ärgert den Rentner. „Wird unsere evangelische Kirche von einem Oberkirchenrat geleitet, der sich nur an der weltlichen Wirtschaft orientiert?“, fragt er in einem Schreiben an den Kirchengemeinderat und nennt auch eine Antwort: „Kommerz!“.
Das letzte Wort über die Entscheidung müssten die gewählten Vertreter der Trossinger Kirchengemeinde haben, nicht der Oberkirchenrat in Stuttgart, fordert Deeg.
Unterstützung bekommt er durch Hermann Maier, Stadtrat und aktives Kirchenmitglied. „Wir wollen wissen, wer die Entscheidung, in einen Neubau zu investieren, trägt“, sagt Maier. „Wir sammeln jetzt die Unterschriften und gucken dann, wie die Resonanz aussieht. Falls tatsächlich die Mehrheit für den Verkauf des Brenz-Hauses ist, dann tut uns das zwar weh, aber wir akzeptieren das dann und tragen die Entscheidung mit“, betont er. Genau wie Deeg ist es ihm daran gelegen, keinen Unfrieden in die Gemeinde zu tragen.
Warum das Brenz-Haus nicht renoviert werden soll, will beiden Männern nicht einleuchten. „Schon seit Jahren wird Geld für die Renovierung gesammelt, das Geld ist also da. Wir schlagen eine Renovierung auf kleinem Niveau vor, so dass der Brandschutz gewährleistet ist und die Toiletten gerichtet sind“, so Maier. Nach und nach könne dann das Haus wieder in altem Glanz erstrahlen.
„Nicht nur, dass wir an dem Brenz-Gemeindehaus hängen, das neue Gemeindehaus ist kleiner und damit nicht groß genug für unsere Gemeinde. Wir brauchen den Platz“, sagt Günter Deeg. Außerdem sei das Grundstück ein „zentrales Filetstück, das man „ohne Not“nicht aufgebe.
Wer sich an der Unterschriftenaktion beteiligten möchte, kann sich bei Günter Deeg und Hermann Meier melden.