Frankreichs Umweltminister stellt Abschaltung von Atomreaktoren in Aussicht
(dpa/ume) Frankreichs Umweltminister Nicolas Hulot hat die Abschaltung von bis zu einem Drittel der französischen Atomreaktoren in Aussicht gestellt. Er begründete dies mit dem Ziel des französischen Energiewende-Gesetzes, den Atomanteil an der Stromproduktion bis 2025 auf 50 Prozent zu senken. Bislang kommen in dem Land etwa drei Viertel des Stroms aus Atomkraft.
„Jeder kann verstehen, dass wir eine gewisse Anzahl Reaktoren schließen werden, um dieses Ziel einzuhalten“, sagte Hulot im französischen Radiosender RTL. „Lassen Sie mich die Dinge planen, es werden vielleicht bis zu 17 Reaktoren sein, man muss sich das anschauen.“
Frankreich hat 58 Reaktoren und besitzt damit den zweitgrößten Atompark der Welt. Die Senkung des Atomkraftanteils am Strommix war 2015 beschlossen worden. Das Gesetz schreibt aber nicht vor, Reaktoren zu schließen. Es deckelt lediglich die AKW-Leistung auf maximal 63,2 Gigawatt, dies entspricht der aktuellen Leistung.
Bislang gibt es nur für das umstrittene Atomkraftwerk Fessenheim einen Plan zur Schließung. Ein entsprechendes Dekret hatte die Vorgängerregierung im April auf den Weg gebracht. Allerdings soll es erst vom Netz gehen, wenn ein neuer Reaktor in Flamanville – voraussichtlich Ende 2018 – am Ärmelkanal startet. Präsident Emmanuel Macron hatte sich im Wahlkampf zur Schließung Fessenheims bekannt.
„Ich kann es nur begrüßen, wenn der französische Umweltminister und die französische Regierung sich ernsthaft mit der Schließung von Atomkraftwerken befassen“, sagte Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller: „Die Zahl 17 klingt enorm, aber Frankreich bliebe auch danach eine Nation, die ihre Energieversorgung zu rund 50 Prozent mit Atomkraft abdeckt. Dennoch: Jedes abgeschaltete Atomkraftwerk ist ein Zugewinn an Sicherheit. Vordringlich aus badenwürttembergischer Sicht ist natürlich, dass Fessenheim rasch vom Netz geht, lieber heute als morgen.“