„Wir sind eine tolle Gruppe“
Martha Weber und Anneliese Weinmann zu 20 Jahren „Frauenselbsthilfe nach Krebs“
- Die „Frauenselbsthilfe nach Krebs Gruppe Heuberg“feiert am Mittwoch, 12. Juli, ihr 20-jähriges Bestehen. Unsere Mitarbeiterin Gisela Spreng hat die beiden Gosheimerinnen Martha Weber (seit 20 Jahren Kassiererin) und Anneliese Weinmann (seit zehn Jahren erste Vorsitzende) befragt.
Frau Weber, wie kam’s zur Vereinsgründung vor 20 Jahren?
Es gab 1997 schon eine Selbsthilfegruppe nach Krebs in Tuttlingen unter der Leitung von Gisela Mattes. Weil relativ viele Frauen vom Heuberg dabei waren, empfahl diese ihnen, eine eigene Heuberg-Gruppe zu gründen. 1997 fand die Vereinsgründung im Pfarrer-Hornung-Heim in Wehingen statt. Anita Reiser, Egesheim, wurde zur ersten Vorsitzenden gewählt, ihre Vertreterin wurde Hermine Marquart, Reichenbach, Schriftführerin war damals wie heute ich, Martha Weber. Wie muss man sich die anfängliche Arbeit des Vereins vorstellen? Zunächst wurden wir vom Landesbeziehungsweise vom Bundesverband geschult. Denn wir hatten wenig Ahnung, wie man einen solchen Verein führt. So musste ich einmal mutterseelenallein zu einem Kurs bis nach Magdeburg reisen, weil Anita Reiser verhindert war. Wir trafen uns einmal im Monat im PfarrerHornung-Heim, später im evangelischen Johannes-Gemeindehaus in Gosheim zum Gedankenaustausch. Wer irgendein Problem hatte, trug es vor. Man sprach in der Gruppe oder in einem Zwiegespräch darüber. Aber die Krankheit gehörte in der Regel nicht zu den häufigsten Gesprächsthemen. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt und hatten Spaß miteinander - und fühlten uns geborgen wie in einer Familie.
Wie entwickelte sich der kleine Heubergverein?
Mit zehn Mitgliedern begannen wir. Vier kamen aus Gosheim, drei aus Reichenbach und drei aus Egesheim. Die Mitglieder wechselten häufig; manche starben leider. Es kamen Frauen aus Wehingen, Böttingen, Bubsheim, Königsheim und Renquishausen dazu. Das Vereinsmotto „Auffangen – informieren – begleiten“stand immer im Vordergrund. Außer den betroffenen Frauen kamen manchmal auch die Partner oder Familienangehörige zum Treffen mit.
Frau Weinmann, wie kamen Sie zu Ihrem Amt als erste Vorsitzende?
2007 gab Anita Reiser den Vorsitz aus Alters- und Gesundheitsgründen an mich ab. Eigentlich war ich noch nicht reif für dieses Amt: Ich befand mich gerade in der Chemo-Phase, hatte genug mit mir selber zu tun und wollte eigentlich nur aus purer Neugier mal reinschnuppern. Aber ich habe mich sofort wohl gefühlt in der Gruppe. Sie gab mir in meinem angeschlagenen Zustand Auftrieb. So erklärte ich mich bereit, den Verein zu führen.
Was tat sich unter ihrer Führung im Verein?
Wir wurden aktiver, weil wir bei den Fortbildungsveranstaltungen eine Menge über die Arbeit einer Selbsthilfegruppe lernten. Wir luden Referenten ein, hörten Arztvorträge, luden zu autogenem Training ein, machten Ausflüge, bastelten und feierten. Neben der Arbeit in der Gruppe machte ich auch eine Art Telefonberatung. Es riefen mich Leute an, die sich nicht öffentlich äußern wollten. Etliche waren total frustriert, weil sie im Internet nur negative Kommentare zum Krankheitsverlauf eines Krebskranken gefunden hatten. Ich machte auch Krankenbesuche im Klinikum Tuttlingen.
Wie sehen Sie ihre Selbsthilfegruppe heute im 20. Jahr ihres Bestehens?
Wir sind eine tolle Gruppe, die zusammenhält und sich gegenseitig stützt. Unserer Anita Reiser, die leider verstorben ist, haben wir viel zu verdanken. Sie hatte immer einen optimistischen Spruch drauf. Bei unseren Zusammenkünften trug sie eigene Gedichte vor, die meistens so oder ähnlich endeten: „Die Sonne scheint vom Himmelszelt; der Heuberg grüßt den Rest der Welt.“Anita hat uns ein tolles Album über unsere Gruppe hinterlassen und ein Tagebuch.
Und wie soll es weitergehen?
Derzeit hat unser Verein fast 30 Mitglieder. Wir hätten gerne Verstärkung durch jüngere Leute und hoffen auch auf ein paar Sponsoren – vor allem wegen der Kosten für unsere Schulungen.