Kleine Detektive spüren Missstände auf
Bei ungewöhnlicher Gemeinderatssitzung in Denkingen stellen Viertklässler ihre Wünsche vor
DENKINGEN - Die Scheune im Denkinger Bürgerhaus ist Schauplatz einer ungewöhnlichen Gemeinderatssitzung gewesen: Grundschullehrerin Martina Maier war mit ihren Viertklässlern in den vergangenen Wochen unterwegs, um die Gemeinde zu erkunden. Die Ergebnisse und Wünsche der Detektive wurden in der Sitzung vorgestellt.
Im Rahmen des bundesweiten Modellprojekts „Jugendgerechte Kommune“, bei der die N!-Region FÜNF G als Modellregion für BadenWürttemberg vertreten ist, wurden Workshops auf örtlicher Ebene durchgeführt. Einer wurde mit den Grundschulen der beteiligten Gemeinden gehalten. Hierbei ist die Idee des Gemeindedetektivs entstanden: Dabei soll in Zukunft nicht nur ein Augenmerk auf die Beteiligung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerichtet werden, auch bereits im Kindesalter soll mit der Sensibilisierung für das kommunale Geschehen und Beteiligungsformen begonnen werden.
Bürgermeister, Gemeinderäte, Eltern, Lehrer waren gespannt, was die Schüler bei ihren Streifzügen alles entdeckt haben. Zuerst zählten die Kinder in Sprechchören auf, was sie an Denkingen liebenswert und wichtig finden. Unter anderem wurde das tolle Sportgelände, die schöne Schule, die Kindergärten, Mediathek zusammen mit der vorhandenen Infrastruktur aufgezählt. Das wichtigste Bekenntnis brachte indessen Schülerin Melissa stellvertretend für alle vor: „Denkingen ist der Ort, wo wir leben, und wo unsere Heimat ist“.
Ohne Lampenfieber, auswendig und gut formuliert brachten die Schüler in verschiedenen Gruppen die gemachten negativen Entdeckungen und gefundenen Mängel vor – und wo man aus Kindersicht etwas verbessern könnte. Zur Unterstützung hatten sie zu jedem Punkt Fotos an einer Pinnwand angebracht.
Obwohl die Wassertretanlage eine einmalige Gelegenheit zum Kneippen biete, sei der Wasserstand für die Kinder einfach zu hoch. Auch die Armwanne sei viel zu hoch für Schüler. Das Hauptaugenmerk der Kinder lag indessen bei schlechten Zufahrtswegen wie zum Beispiel zum Sportgelände, Risse und Schlaglöcher auf verschiedenen Straßen, die für Roller und Fahrräder ganz gefährlich werden können. Stolperfallen sehen die Detektive auch in viel zu niedrigen Straßenwassereinläufen. Manche Straßenkreuzungen seien zum Überqueren sehr gefährlich, weshalb sich hier die Detektive Überquerungshilfen wünschten.
Die Spielgeräte am Spielplatz seien für Kinder viel zu klein, baufällig und morsch. In Anbetracht dessen, dass demnächst ein neuer Spielplatz gebaut wird, fanden die Schüler es schade, dass man sie nicht gefragt hat, welche Geräte sie gerne gehabt hätten. Dass im Wettbach Sträucher und Gräser wachsen, was bei Hochwasser bestimmt nicht so gut sei, wurde ebenfalls entdeckt. Hier konnte Bürgermeister Wuhrer gleich einhaken, dass dies so gewollt sei – denn die Pflanzen würden bei Hochwasser von großem Nutzen sein, da sie hemmend auf den Fluss wirken.
Bei verschiedenen Straßenmängeln konnte Wuhrer ebenfalls mitteilen, dass einige in der Zwischenzeit repariert wurden. Und die anderen sukzessive vom Bauhof erledigt würden.
Von allen Seiten gab es für die gekonnten Auftritte der Schüler großes Lob. Manches sei tatsächlich noch nicht bekannt gewesen und werde in einer kommenden Sitzung behandelt, versprach Wuhrer.
Als Dank für die Detektivarbeit erhielten die Schüler das neu geschaffene Gemeinde-Pin. Dies soll auch Erkennungszeichen für Detektivarbeit sein. Was sich die Schüler am Schluss noch wünschten, war eine Eisdiele im Schlecker-Gebäude oder einen Eiswagen, einen Hähnchen-Wagen und einen Bolzplatz. Ein Bolzplatz sei bereits in Planung, informierte Wuhrer.