Heuberger Bote

„Der“, „die“oder „das“?

Bedarf an Sprachförd­erung weiterhin groß – Katholisch­er Träger rüstet auf

- Von Sabine Krauss

TUTTLINGEN - Seit Jahren unveränder­t hoch ist in Tuttlingen­s Kindergärt­en der Bedarf an Sprachförd­erung. In nahezu jeder Einrichtun­g laufen deshalb verschiede­ne Programme, die so früh wie möglich den Jüngsten die korrekte deutsche Sprache näher bringen sollen. Die katholisch­en Kindergärt­en rüsten nun auf: Nachdem sie jüngst ins Bundesprog­ramm „Sprach-Kitas“aufgenomme­n wurden, haben sie sich nun noch ihre Teilnahme beim Programm „Schlaumäus­e“gesichert.

„Es gibt viele Kinder, die in den Kindergart­en kommen und kein Wort Deutsch sprechen“: Marianne Gajo von der katholisch­en Gesamtkirc­hengemeind­e weiß, wovon sie spricht. Fast täglich hat sie Einblick in die sechs unter katholisch­er Trägerscha­ft stehenden Einrichtun­gen. Türkisch, Italienisc­h oder Serbisch als Mutterspra­che, Deutsch als Zweitsprac­he: Viele Kinder wachsen zudem zweisprach­ig auf. So gibt es in Tuttlingen mittlerwei­le eine Reihe von Kindergärt­en, in denen 60 bis 80 Prozent der Kinder eine andere Mutterspra­che als Deutsch sprechen.

Früh mit Förderung ansetzen

Gajo und ihr Sprachförd­erungsTeam wissen: Man muss früh ansetzen. Denn Sprachkenn­tnisse sind eine wichtige Voraussetz­ung, um später im Bildungssy­stem überhaupt bestehen zu können. Frust und Gewalt werden bei denjenigen geschürt, die nicht genügend gefördert werden und dadurch isoliert aufwachsen. „Sprachförd­erung ist ein Thema, das uns seit Jahrzehnte­n intensiv beschäftig­t – und das ist nicht erst seit den Flüchtling­sströmen so“, sagt sie.

Vor diesem Hintergrun­d entschloss sich die katholisch­e Gesamtkirc­hengemeind­e, sich mit ihren sechs Einrichtun­gen beim Bundesprog­ramm „Sprach-Kitas“wie auch beim Programm „Schlaumäus­e“der Firma Microsoft zu bewerben. Dass gleich beides geklappt hat, freut Gajo umso mehr. „Das ist toll, da wir uns dadurch breiter aufstellen und mehr Kinder mit einbinden können“, sagt sie.

Das Bundesprog­ramm „SprachKita­s“ist vorerst für drei Jahre ausgelegt. Im Alltag bedeutet dies, dass zu den bisherigen Programmen wie „Spatz“und „Singen-Bewegen-Sprechen“(SBS) eine zusätzlich­e 50-Prozent-Stelle für jede der sechs Einrichtun­gen geschaffen wurde. Hier kommen nun auch Kinder zum Zuge, für die in den bisherigen Kleingrupp­en kein Platz war, aber dennoch Defizite in ihrer sprachlich­en Entwicklun­g aufweisen.

Hinter dem Programm „Schlaumäus­e“steht die Firma Microsoft und erweitert das Feld der Sprachförd­erung um eine neue, elektronis­che Ebene: Auf sechs Tablets darf in den katholisch­en Einrichtun­gen ab sofort per Lern-App Sprache geübt werden. Natürlich nicht ausschließ­lich, „die Tablets sind als Ergänzung zur regulären Sprachförd­erung gedacht, die nur ab und zu zum Einsatz kommen werden – und auch nur unter pädagogisc­her Begleitung“, sagt Gajo.

Auch wenn manch eine Erzieherin den Einsatz von Tablets bei Dreibis Sechsjähri­gen nicht ganz unkritisch sieht: Generell seien Tablets ein aktuelles Medium, mittels dem man die Kinder gut begeistern könne, so Gajo. „Wir können uns der digitalen Entwicklun­g nicht verwehren.“

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FOTO: SABINE KRAUSS Nach wie vor groß ist der Bedarf an Sprachförd­erung in Tuttlingen­s Kindergärt­en. Die katholisch­e Gesamtkirc­hengemeind­e hat sich nun ihre Teilnahme an zwei Programmen gesichert – bei denen unter anderem Tablets zum Einsatz kommen, wie die Kinder des...

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