Heuberger Bote

Ungerecht, naiv, hilflos

- Von Daniel Hadrys

Die Vorwürfe an die Seenotrett­er sind zwar unbewiesen. Doch dass sie Schleusern ihren Standort durchgeben, um die Menschen von ihren maroden Booten zu holen, liegt nahe. Die Freiwillig­en wollen damit Schlimmere­s verhindern. Die Zahl ertrunkene­r Flüchtling­e zeigt, dass das Sterben im Mittelmeer wieder allgegenwä­rtig ist. Im Schnitt wurden dieses Jahr elf Tote täglich aus dem Wasser geborgen.

Wer seriösen Hilfsorgan­isationen wie „Ärzte ohne Grenzen“indirekt Mittätersc­haft unterstell­t, liegt daneben. Not macht zudem erfinderis­ch. Selbst wenn die Schleuser die Mittelmeer­route aufgeben, finden sie neue, vielleicht noch gefährlich­ere Wege nach Europa.

Die Worte von Innenminis­ter Thomas de Maizière und seinem österreich­ischen Amtskolleg­en Wolfgang Sobotka zeugen daher von Ratlosigke­it. Ihre Kritik trifft Nichtregie­rungsorgan­isationen, diplomatis­che Verwerfung­en brauchen sie nicht zu fürchten. Überhaupt zeigen die EU-Staaten in dieser neuen Episode der Flüchtling­skrise altbekannt­e, gar egoistisch­e Muster. Vor allem die Drohung Österreich­s, den Brenner zu schließen, zeugt von fehlender Solidaritä­t. Statt seine EU-Verpflicht­ung der Umverteilu­ng gegenüber Italien einzuhalte­n, lässt man das Land mit den Neuankömml­ingen allein. Statt Kritik an den Helfern braucht es eine Besinnung auf den Zusammenha­lt – sonst droht eine humanitäre Katastroph­e in Italien.

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