Heuberger Bote

Schlaues Haus für Sicherheit und Komfort

Im Alter sind es oft die Kleinigkei­ten, die das Leben im eigenen Haus erschweren – Hier können neue Technologi­en helfen

- Von Simone Andrea Mayer

marthome – das schlaue Zuhause – ist ein Schlagwort, das immer häufiger auftaucht. Gemeint ist damit Technik, die das Leben erleichter­n soll, mehr Komfort bietet und für mehr Sicherheit sorgt. Interessan­t ist das auch für ältere Menschen. Sogar wenn man kein Handy besitzt.

„Bei den heutigen Senioren handelt es sich um eine konsumerfa­hrene, wertorient­ierte und erfahrene Zielgruppe, die sich nicht so schnell etwas vormachen lässt“, sagt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der Deutschen Möbelindus­trie in Bad Honnef bei Bonn. „Und doch kann solche Technik ihnen noch etwas mehr Sicherheit und Komfort im Leben bieten.“

Deshalb wirbt die Branche oft auch mit dem Begriff „alltagstau­gliche Assistenzl­ösungen“. „Das ist etwas für ältere oder körperlich eingeschrä­nkte Personen, die zum Beispiel kein Smartphone nutzen“, sagt Falko Weidelt, Fachgebiet­sleiter Smarthome bei der Branchen-Initiative Elektro+ in Berlin.

Klassische­rweise gelten als Smarthome-Technologi­en zum Beispiel automatisc­he Fensteröff­ner, programmie­rbare Heizungen oder auch Elektroger­äte wie Backofen und Waschmasch­ine, die sich mit dem Smartphone, Tablet oder Computer aus der Ferne steuern lassen. Doch das Smart Home beginnt schon früher: Der elektrisch

ANZEIGEN verstellba­re Fernsehses­sel zum Beispiel kann schon dazu zählen. Oder der Notfallkno­pf, den manche Ältere mit sich tragen.

„Für alle Älteren ist Sicherheit ein ganz großes Thema“, erklärt Geismann. Und deshalb gehört auch der Schutz vor Einbrecher­n zum Smarhome – etwa mithilfe von Bewegungsm­eldern oder einer Überwachun­gskamera am Eingang. Sensoren schlagen Alarm, wenn man das Haus verlässt und Fenster stehen noch offen.

„Aber dazu gehört auch die Lichtsteue­rung im Haus, um sicherer gehen zu können“, erklärt die Wohnexpert­in. So gehen etwa im Flur Leuchten automatisc­h an, wenn man ihn betritt. Wer schlecht zu Fuß ist, sich abstützen muss, vielleicht sogar an Krücken geht, hat Vorteile: Man muss nicht auch noch einen Lichtschal­ter drücken.

Auch mancher Schrank macht inzwischen selbststän­dig Licht, öffnet man seine Tür. „Das ist hilfreich, denn im Alter erkennen die Augen die Kontraste nicht mehr so gut“, erläutert Geismann. Beleuchtun­g des Regals erleichter­t dann die Auswahl der Garderobe. Solche Kleinigkei­ten helfen dabei, dass man länger zu Hause wohnen kann.

„Natürlich kann man das noch viel weitertrei­ben, etwa bei der Pflege von Demenzpati­enten: Es gibt Anwesenhei­tskontroll­en, die mir etwa zeigen, wo der Vater im Haus ist“, erklärt Geismann. Und schlaue Badezimmer­spiegel mit eingebaute­n Bildschirm­en können Bewohner zum Beispiel an die Einnahme von Tabletten erinnern.

„Es gibt Sensorböde­n, die feststelle­n, ob jemand normal über den Boden läuft oder darauf stürzt“, berichtet Bernd Dechert, Geschäftsf­ührer Technik und Berufsbild­ung im Zentralver­band der Deutschen Elektro- und Informatio­nstechnisc­hen Handwerke (ZVEH).

Sensoren entspreche­nd den individuel­len Bedürfniss­en

„Künftig wird sich das gesamte Haus so mit Sensoren bestücken lassen, dass ein Individual­itätsmonit­oring möglich ist“, sagt Dechert mit Blick in eine nahe Zukunft. Dann könne jeder Mensch – passend zu seinen Gewohnheit­en und Krankheite­n – zu Hause unterstütz­t werden.

Wer etwas Geld investiere­n kann und Aufwand nicht scheut, der findet schon jetzt gerade für das Badezimmer hilfreiche Lösungen: Zum Beispiel höhenverst­ellbare Toiletten, die ihren Nutzer erkennen und sich auf ihn einstellen. Jens J. Wischmann von der Vereinigun­g Deutsche Sanitärwir­tschaft verweist in dem Zusammenha­ng auf Dusch-WCs. „Hier kann man automatisc­he Reinigungs­programme abrufen – was vielleicht sinnvoll ist, wenn jemand nicht mehr ausreichen­d beweglich ist, um sich überall selbst zu waschen.“

Wer das Gebäude altersgere­cht umbaut – und die Möglichkei­t hat, unter die Wände und an die Elektroins­tallation zu gehen –, kann den Fachmann auch einen zentralen Ausschalte­r nahe der Haustür installier­en lassen. Über ihn lassen sich beim Verlassen des Hauses alle Geräte ausschalte­n. Das biete sich etwa bei Neu- und Umbauten an, erklärt Weidelt.

Aber das schlaue Wohnen muss nicht große Umbauten umfassen: Wohnexpert­in Geismann schätzt auch Rasen- oder Saugrobote­r als smarte Helfer im Alltag. Auch viele Möbel haben schlaue Funktionen: Betten mit elektrisch­en Aufstehhil­fen zum Beispiel, sagt Geismann. „Auch das ist für mich ein Smarthome.“(dpa)

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FOTO: BOSCH SMART HOME/DPA Sensoren wie dieses Gerät erkennen, wann das Fenster offen steht, und senden eine Nachricht an das Smartphone des Bewohners.
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FOTO: INA FASSBENDER/DPA Staubsauge­r-Roboter können Senioren Hausarbeit abnehmen. Ihre Programme sorgen dafür, dass sie regelmäßig den ganzen Raum abfahren.

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