Schlaues Haus für Sicherheit und Komfort
Im Alter sind es oft die Kleinigkeiten, die das Leben im eigenen Haus erschweren – Hier können neue Technologien helfen
marthome – das schlaue Zuhause – ist ein Schlagwort, das immer häufiger auftaucht. Gemeint ist damit Technik, die das Leben erleichtern soll, mehr Komfort bietet und für mehr Sicherheit sorgt. Interessant ist das auch für ältere Menschen. Sogar wenn man kein Handy besitzt.
„Bei den heutigen Senioren handelt es sich um eine konsumerfahrene, wertorientierte und erfahrene Zielgruppe, die sich nicht so schnell etwas vormachen lässt“, sagt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef bei Bonn. „Und doch kann solche Technik ihnen noch etwas mehr Sicherheit und Komfort im Leben bieten.“
Deshalb wirbt die Branche oft auch mit dem Begriff „alltagstaugliche Assistenzlösungen“. „Das ist etwas für ältere oder körperlich eingeschränkte Personen, die zum Beispiel kein Smartphone nutzen“, sagt Falko Weidelt, Fachgebietsleiter Smarthome bei der Branchen-Initiative Elektro+ in Berlin.
Klassischerweise gelten als Smarthome-Technologien zum Beispiel automatische Fensteröffner, programmierbare Heizungen oder auch Elektrogeräte wie Backofen und Waschmaschine, die sich mit dem Smartphone, Tablet oder Computer aus der Ferne steuern lassen. Doch das Smart Home beginnt schon früher: Der elektrisch
ANZEIGEN verstellbare Fernsehsessel zum Beispiel kann schon dazu zählen. Oder der Notfallknopf, den manche Ältere mit sich tragen.
„Für alle Älteren ist Sicherheit ein ganz großes Thema“, erklärt Geismann. Und deshalb gehört auch der Schutz vor Einbrechern zum Smarhome – etwa mithilfe von Bewegungsmeldern oder einer Überwachungskamera am Eingang. Sensoren schlagen Alarm, wenn man das Haus verlässt und Fenster stehen noch offen.
„Aber dazu gehört auch die Lichtsteuerung im Haus, um sicherer gehen zu können“, erklärt die Wohnexpertin. So gehen etwa im Flur Leuchten automatisch an, wenn man ihn betritt. Wer schlecht zu Fuß ist, sich abstützen muss, vielleicht sogar an Krücken geht, hat Vorteile: Man muss nicht auch noch einen Lichtschalter drücken.
Auch mancher Schrank macht inzwischen selbstständig Licht, öffnet man seine Tür. „Das ist hilfreich, denn im Alter erkennen die Augen die Kontraste nicht mehr so gut“, erläutert Geismann. Beleuchtung des Regals erleichtert dann die Auswahl der Garderobe. Solche Kleinigkeiten helfen dabei, dass man länger zu Hause wohnen kann.
„Natürlich kann man das noch viel weitertreiben, etwa bei der Pflege von Demenzpatienten: Es gibt Anwesenheitskontrollen, die mir etwa zeigen, wo der Vater im Haus ist“, erklärt Geismann. Und schlaue Badezimmerspiegel mit eingebauten Bildschirmen können Bewohner zum Beispiel an die Einnahme von Tabletten erinnern.
„Es gibt Sensorböden, die feststellen, ob jemand normal über den Boden läuft oder darauf stürzt“, berichtet Bernd Dechert, Geschäftsführer Technik und Berufsbildung im Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH).
Sensoren entsprechend den individuellen Bedürfnissen
„Künftig wird sich das gesamte Haus so mit Sensoren bestücken lassen, dass ein Individualitätsmonitoring möglich ist“, sagt Dechert mit Blick in eine nahe Zukunft. Dann könne jeder Mensch – passend zu seinen Gewohnheiten und Krankheiten – zu Hause unterstützt werden.
Wer etwas Geld investieren kann und Aufwand nicht scheut, der findet schon jetzt gerade für das Badezimmer hilfreiche Lösungen: Zum Beispiel höhenverstellbare Toiletten, die ihren Nutzer erkennen und sich auf ihn einstellen. Jens J. Wischmann von der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft verweist in dem Zusammenhang auf Dusch-WCs. „Hier kann man automatische Reinigungsprogramme abrufen – was vielleicht sinnvoll ist, wenn jemand nicht mehr ausreichend beweglich ist, um sich überall selbst zu waschen.“
Wer das Gebäude altersgerecht umbaut – und die Möglichkeit hat, unter die Wände und an die Elektroinstallation zu gehen –, kann den Fachmann auch einen zentralen Ausschalter nahe der Haustür installieren lassen. Über ihn lassen sich beim Verlassen des Hauses alle Geräte ausschalten. Das biete sich etwa bei Neu- und Umbauten an, erklärt Weidelt.
Aber das schlaue Wohnen muss nicht große Umbauten umfassen: Wohnexpertin Geismann schätzt auch Rasen- oder Saugroboter als smarte Helfer im Alltag. Auch viele Möbel haben schlaue Funktionen: Betten mit elektrischen Aufstehhilfen zum Beispiel, sagt Geismann. „Auch das ist für mich ein Smarthome.“(dpa)