Schönes Konzert für wenige Ohren
Junge Posaunisten wollen nach Peru zu Gefangenen, Kranken, Armen reisen
- Es ist allen Anwesenden ein bisschen peinlich gewesen: Vier exzellente junge Posaunistinnen und Posaunisten der Trossinger Hochschule für Musik geben am Sonntagabend ein kostenloses Konzert und – fast – keiner hört zu.
Gut 20 vorwiegend ältere Gosheimer, neun Wehinger und ein Obernheimer verlieren sich in den vielen leeren Bankreihen der riesigen Heilig-Kreuz-Kirche, als die vier Vertreter der „7 Clowns für Peru“sich auf den Stufen zum Altar aufstellen und mit großer Spiellaune ihre Instrumente erklingen lassen. Camille Renaud aus Quebec/Kanada begrüßt und erklärt den Zuhörern, warum der Eintritt frei ist und warum die Spenden dem Peru-Projekt der Musiker zugutekommen.
Sieben Musikstudenten aus sieben unterschiedlichen Ländern wollen im August im Rahmen des Bélen-Projektes der Organisation „Gesundheit“nach Peru reisen und mit ihrer Musik Gutes tun. Clowning sei eine gute Möglichkeit, mit der armen Bevölkerung in Kontakt zu kommen. Sie wollen in Krankenhäusern, Hospizen und Gefängnissen in Iquitos arbeiten und musizieren. Jeder wolle sich mit seinen Begabungen dort einbringen, um den Bewohnern zu helfen.
Seit Januar sind die sieben Posaunisten in wechselnder Zahl in unserer Region unterwegs, um mit Benefizkonzerten 25 000 Euro zu erspielen. Denn so viel kostet die Reise für alle. Über hundert Clowns aus aller Welt würden dort beim zwölften Bélen-Festival erwartet, so Camille Renaud.
Außer der jungen Kanadierin sind zum Konzert in Gosheim Katharina Fünfgeld aus Deutschland, Junior Alfredo Mamani Ramos aus Peru und Johanne Molgaard Gustavsen aus Norwegen mitgekommen. Johanne sei bereits letztes Jahr als ErasmusStudentin beim Festival dabei gewesen, verrät Camille.
Dann legen die Vier los, als sei die Kirche bis auf den letzten Platz mit Besuchern gefüllt. Es geht kunterbunt durch die Posaunen-Literatur. Mit der Bläser-Version des berühmten Chorsatzes „Vollendet ist das große Werk“aus dem Oratorium „Die Schöpfung“von Joseph Haydn eröffnet das Ensemble das Konzert. Dann nimmt das Quartett sein Publikum mit auf eine Musikreise vom Telemann-Konzert TWV 40:202 über das Spiritual „Swing Low Sweet Chariot“mit tollen Jazz-Elementen bis „What a Wonderful World“.
Dazwischen gibt’s aus der Heimat der teilnehmenden Studenten je einen musikalischen Leckerbissen, der mit Strophen in der entsprechenden Sprache vorgetragen oder – wie vom Peruaner Junior bei „Fina Estampa“– vorgesungen wird. Aus Amerika kommt „Summertime“aus Porgy and Bess), aus Deutschland – kommentiert und arrangiert von Katharina Fünfgeld – der „Sommermarsch“nach dem Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud‘“. Johanne aus Norwegen erklärt „Landkjenning“, eine markante Hymne von Edvard Grieg, bevor Camille Renaud die Zuhörer bei einem französischen Liebeslied aus Kanada in Romantik schwelgen lässt.
Mit Ovationen im Stehen und Applaus wie aus 500 Händen belohnen die wenigen Zuhörer die vier sympathischen Musiker.