Arbeit 4.0: Unternehmen müssen alte Strukturen aufbrechen
CDU-Landtagsfraktion organisiert bei Karl Storz Dialogforum – Digitalisierung: Chance aber auch Risiko
- Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt grundlegend verändern. Dieser Meinung ist die CDU-Landtagsfraktion und diskutierte daher im Besucherzentrum des Tuttlinger Medizintechnik-Unternehmens Karl Storz beim Dialogforum mit dem Titel „Arbeit 4.0“am Montagnachmittag über die Chancen und Risiken.
Als einen „Kulturwandel“, aber auch als „eine enorme Chance“– so beurteilt Wolfgang Reinhart, CDUFraktionsvorsitzender, die Digitalisierung, die alte Strukturen in der Arbeitswelt aufbricht und völlig neue schafft: „Der Acht-StundenNorm-Arbeitsalltag im Takt der Stechuhr wird so nicht mehr funktionieren.“Eine neue Arbeitszeitkultur sei angesagt, die allerdings nicht die Arbeitnehmerrechte einschränken dürfe. Damit spricht er aus, was auch die anderen Teilnehmer des Dialogforums denken.
Doch wie das umgesetzt werden soll, daran haben vor allem kleine und mittelständische Unternehmen im ländlichen Raum zu knabbern. Den anwesenden Unternehmern lieferte daher Armin Trost, Professor an der Fakultät Wirtschaft der Hochschule Furtwangen, den einen oder anderen Lösungsvorschlag in seinem Impulsreferat zum Thema „Führung und Organisation in vernetzten Arbeitswelten“.
Trost warnte vor allem vor einem: streng hierarchische Strukturen. Solche Unternehmen seien viel zu langsam. Studien hätten ergeben, dass Chefs und Mitarbeiter mehr Zeit damit verbringen würden, die nächste Ebene mit Informationen zu versorgen, als mit Kundenarbeit. Außerdem gingen dabei viele Informationen verloren. „Komplexität kann nicht streng hierarchisch gelöst werden.“Als Beispiel nannte er das menschliche Gehirn, das ständig Entscheidungen treffen müsse. „Da gibt es auch keinen Vorstandsvorsitzenden, der alleine agiert“, witzelte Trost. Die jüngere Generation lebe in Netzwerken statt in Hierarchien. „Das ist effizient.“
Unternehmen müssten, um für die Zukunft gerüstet zu sein, nicht nur die Vielfalt ihrer Mitarbeiter stärken, statt auf starre Stereotypen zu setzen, sondern auch die Autonomie der Mitarbeiter fördern, sodass sie die Konsequenzen ihres Handels direkt spüren.
Allerdings mache er die Erfahrung, dass die notwendigen Veränderungen in den Firmen nur langsam vonstatten Armin Trost gingen, „eher evolutionär statt reaktionär“. Klaus-Martin Irion, Bereichsleiter Technologie und Forschung Karl Storz, wies daraufhin, dass Digitalisierung große Vorteile mit sich bringe, aber auch Gefahren berge. Vor allem im Bereich Datenschutz.
Nur wenn dieser gewährleistet sei, könne man den Mitarbeitern auch guten Gewissens Heimarbeit gestatten. Doch das sei schwierig angesichts eines europäischen, eines deutschen und 16 Landes-Datenschutzgesetzen. Dazu komme, dass Digitalisierung nur dann reibungslos funktioniere, wenn die Energie-Sicherheit gewährleistet sei: „Das Risiko eines Netzzusammenbruchs ist relativ hoch.“Er habe nicht das Gefühl, dass dieses Problem von der Politik gesehen werde.
Claus Paal, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Landesfraktion, gab zu bedenken, dass vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmen im Rahmen der Digitalisierung nicht auf der Strecke bleiben dürfen. Denn diese seien es, die den ländlichen Raum in Baden-Württemberg prägen. „Meiner Meinung nach wird es sich in den nächsten Jahren entscheiden, ob Baden-Württemberg zu den Gewinnern oder den Verlierern gehören wird.“Aus Sicht der Politik müssten vor allem „digitale Gründer“weiterhin gefördert werden.
„Komplexität kann nicht streng hierarchisch gelöst werden.“