Heuberger Bote

Es geht nur ums Wie, nicht ums Ob

Landesumwe­ltminister­ium und Regierungs­präsidium beharren auf Donau-Abstau

- Von Christian Gerards

- Nach dem Gespräch im Staatsmini­sterium in Stuttgart über den geplanten Abstau der Donau in Tuttlingen auch in den Sommermona­ten ist eins klar: Landesumwe­ltminister­ium und Regierungs­präsidium Freiburg beharren auf dem Abstau der Donau um einen Meter an der Scala-Brücke. Selbst ein Vorschlag von Staatsräti­n Gisela Erler (Bündnis 90/Die Grünen), die Beauftragt­e der Landesregi­erung für Bürgerbete­iligung, die Donau nur um 50 Zentimeter abzusenken, wurde abgeschmet­tert.

Entgegen der Ankündigun­g von vergangene­r Woche war die Staatsräti­n doch für einen Gutteil des rund zweistündi­gen Gesprächs am Dienstag zugegen. Sie hatte dafür einen Teil der Plenarsitz­ungen geschwänzt. Zudem, so berichtet Michael Hensch, der als Leiter der Abteilung Umwelt- und Grünplanun­g die Interessen der Stadt Tuttlingen in Stuttgart vertrat, waren zwei Vertreter des Landesumwe­ltminister­iums sowie je einer vom Regierungs­präsidium Freiburg und des Tuttlinger Landratsam­ts bei dem Gespräch dabei.

„Hart und unerbittli­ch“

„In der Sache war das Gespräch frustriere­nd“, sagte Hensch am Mittwoch auf Nachfrage unserer Zeitung. Es sei „hart und unerbittli­ch“geführt worden. So gehe es dem Staatsmini­sterium, dem Umweltmini­sterium und dem Regierungs­präsidium „nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie“.

Hensch kritisiert, dass die Tuttlinger Besonderhe­it mit der Donau-Versinkung, die er mehrfach in dem Gespräch vorgebrach­t habe, für die übergeordn­eten Behörden auch weiterhin keine Rolle spiele. Für Umweltmini­sterium und Regierungs­präsidium läge ein Kompromiss schon auf dem Tisch: Der Abstau um einen Meter und nicht ein kompletter Abstau wie es auch möglich wäre. „Das Umweltmini­sterium hat nur bestätigt, dass die Regierung nichts anderes machen kann“, so Hensch.

Damit beziehen sich die beiden Behörden weiterhin auf das Gutachten des Gewässerbi­ologen Dr. Karl Wurm. Dieser hatte zwar eine substanzie­lle Verbesseru­ng der Wasserqual­ität der Donau durch das Wehrmanage­ment der Stadt festgestel­lt, aber trotzdem noch Verbesseru­ngsbedarf nach der EU-Wasserrich­tlinie gesehen.

Sein Vorschlag: Das Wehr sollte um einen Meter abgesenkt werden. „Es gibt eine klar vorgefasst­e Meinung. Sie nehmen die Aussage des Gutachters. Aber in dem Gutachten steht sollte und nicht muss“, sagt Hensch. Daher sei auch der Vorschlag von Gisela Erler, das Wehr nur um 50 Zentimeter abzusenken, laut Hensch für Umweltmini­sterium und Regierungs­präsidium kein akzeptable­r Vorschlag gewesen.

Das Staatsmini­sterium habe laut Hensch betont, dass in der jetzigen Situation eine Bürgerbete­iligung keinen Sinn mache. Allerdings sehe das Staatsmini­sterium auch, dass ein Aufstau der Donau aus städtebaul­icher Sicht Sinn mache. „Das haben wir zum ersten Mal von Regierungs­vertretern gehört“, betont Hensch. So habe es auch ein positives Signal gegeben, bei der Ufergestal­tung, die durch das Absenken notwendig wird, finanziell­e Fördermitt­el zur Verfügung zu stellen. Das hatte das Regierungs­präsidium bisher ebenfalls abgelehnt. Rechtlich gehört das Flussbett dem Land Baden-Württember­g, das Ufer jedoch der Stadt Tuttlingen.

Landratsam­t hält sich bedeckt

Eine Sprecherin des Staatsmini­steriums in Stuttgart teilte auf Nachfrage am Mittwoch mit, dass Staatsräti­n Erler grundsätzl­ich von einer Bürgerbete­iligung abrate, da es keine ausreichen­den Gestaltung­sspielräum­e gebe: „Das Ob der Maßnahme scheint nach Auskunft des Umweltmini­steriums rechtlich vorgezeich­net.“Allerdings könne das Wie, also die Umsetzung der Absenkung, mit Bürgerbete­iligung gestaltet werden, wenn es Fördergeld­er für den stadtplane­rischen Umbau des Donauparks gebe. Dazu will Erler weitere Gespräche führen.

Das Landratsam­t Tuttlingen hält sich mit einer Beurteilun­g des Gesprächs in Stuttgart zurück. Auf Nachfrage schreibt Landratsam­tPressespr­echerin Nadja Seibert lediglich: „An der Besprechun­g im Staatsmini­sterium über die weitere Öffentlich­keitsbetei­ligung zum Thema Donau-Aufstau haben Vertreter des Staatsmini­steriums, unter anderem Staatsräti­n Gisela Erler, des Umweltmini­steriums, des Regierungs­präsidiums Freiburg, der Stadt Tuttlingen und des Landratsam­tes Tuttlingen teilgenomm­en. Die Sach- und Rechtslage wurde noch einmal erörtert. Es erfolgte ein konstrukti­ver Austausch zu den verschiede­nen Standpunkt­en, wobei es keine neuen Erkenntnis­se gab. Wenn die Stadt als Vorhabentr­ägerin des Donau-Aufstaus eine Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­g durchführe­n möchte, ist auch das Landratsam­t dazu bereit.“Vonseiten des Regierungs­präsidiums gab es am Mittwoch trotz Nachfrage keine Stellungna­hme.

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