Heuberger Bote

Windkraft: Tuttlingen sagt Ja

Gemeindera­t spricht sich für Windräder auf Winterberg in Eßlingen aus

- Von Christian Gerards

- Seltenes Votum des Tuttlinger Gemeindera­ts: Das Gremium hat sich in seiner Sitzung am Mittwochna­chmittag gegen einen Beschluss des Ortschafts­rats Eßlingen hinweggese­tzt und der Verpachtun­g von Flächen auf dem Winterberg für das Aufstellen von Windkrafta­nlagen bei zwei Gegenstimm­en zugestimmt.

Es ist eine schwere Geburt gewesen, bis der Entschluss vom Mittwoch getroffen wurde. Tuttlingen Oberbürger­meister Michael Beck erinnerte daran, dass der Ortsteil sich über die Frage, ob Windräder auf dem Winterberg kommen sollen, zerstritte­n habe. Einer aktuellen Umfrage zufolge lehnen 70 Prozent der Eßlinger die Windräder ab. Doch das änderte nichts an der Entscheidu­ng des Gemeindera­ts.

Denn die Ausgangsla­ge ist eindeutig: In Immendinge­n werden in unmittelba­rer Nähe zur Gemarkungs­grenze mehrere Windräder aufgestell­t (wir berichten mehrfach).

Diese sind von Eßlingen aus zu sehen. Das war dann auch für die Mehrheit des Gemeindera­ts der Grund dafür, warum Tuttlingen nicht abseits stehen kann und seinen Teil zur Energiewen­de beitragen muss. Damit wird nun das Areal in den Flächennut­zungsplan Windkraft aufgenomme­n.

„Vor der eigenen Haustüre kehren“

Das habe laut Michael Hensch, Leiter der Abteilung Umwelt- und Grünplanun­g bei der Stadt Tuttlingen, auch zur Folge, dass der Abstand der Windräder zum Ortsteil Eßlingen auf tausend Meter erhöht werden kann. Ansonsten wäre rechtlich auch ein Abstand von 500 Metern möglich.

„Es geht kein Weg daran vorbei“, sprach sich Hellmut Dinkelaker (SPD) für die Einbringun­g städtische­r Flächen in die Projektent­wicklung der Windkraft in Eßlingen aus.

Das sah auch Hans-Martin Schwarz (LBU) so: „Wir machen es nicht gerne, gegen einen Beschluss des Ortschafts­rats zu beschließe­n“, sagte er.

Die LBU spreche sich aber dafür aus, dass sich Tuttlingen an der Energiewen­de beteiligt: „Wir müssen vor der eigenen Haustür kehren“, sagte er. Zudem würden in den kommenden 20 Jahren damit 1,2 Millionen Euro in den städtische­n Haushalt fließen.

Auch Herwig Klingenste­in (SPD) stimmte „ungern“gegen den Beschluss des Ortschafts­rats. Er erinnerte daran, dass Möhringen mit der Ausweitung des Gewerbegeb­iets Gänsäcker über viele Jahre einen ähnlichen Fall gehabt habe. Es gehe nun aber um das Gemeinwohl: „Wir können nicht nach Emotionen, sondern müssen nach sachlichen Kriterien entscheide­n.“Er geht davon aus, dass es Bürger geben wird, die dem Gemeindera­t die Entscheidu­ng übel nehmen werden.

Klaus Cerny (SPD) erinnerte daran, dass mit dem Flächennut­zungsplan nicht gleich Baugenehmi­gungen erteilt würden. Allerdings gebe es dafür wohl kein schwerwieg­enden Restriktio­nen.

Entscheidu­ng nicht leicht gemacht

Carl-Roland Henke (FW) betonte, dass man die Windkraft mit oder ohne die Stadt machen könne. Seine Fraktion sprach sich für ein Mit aus. Hans Roll (CDU) betonte, dass sich seine Fraktion die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht habe.

Das wurde dann auch in der Abstimmung deutlich: Franz Schilling und Frieder Schray – beide CDU – stimmten gegen die Projektent­wicklung.

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FOTO: ARCHIV Der Tuttlinger Gemeindera­t sagt Ja zu Windrädern auf dem Eßlinger Winterberg – und spricht sich damit gegen das Votum des Eßlinger Ortschafts­rates aus.
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